17.01.2011

PRO ASYL kri­ti­siert per­so­nel­le Fehl­pla­nung des Bun­des­am­tes für Migra­ti­on und Flüchtlinge

Die von der Süd­deut­schen Zei­tung vor­ab ver­öf­fent­lich­te Asyl­sta­tis­tik für das Jahr 2010 weist eine Zunah­me der Asyl­an­trags­zah­len auf 41.332 Fäl­le aus (2009: 27.649). Einer der wesent­li­chen Grün­de für den seit Jah­ren erst­ma­lig signi­fi­kan­ten Anstieg ist die Tat­sa­che, dass sich die Situa­ti­on in eini­gen Kriegs- und Kri­sen­staa­ten wei­ter ver­schärft hat, so z.B. im Iran, in Afgha­ni­stan, im Irak und in Somalia.

Dass Ser­bi­en und Maze­do­ni­en auf Platz 3 und 4 der Her­kunfts­staa­ten ste­hen, ver­weist auf extre­me Armut und fort­dau­ern­de Aus­gren­zung, unter denen ins­be­son­de­re Roma in die­sen Staa­ten lei­den. Vie­le hoff­ten nach dem Weg­fall der Visums­pflicht, dem Elend ent­kom­men zu kön­nen. Poli­ti­scher Druck auf die Her­kunfts­län­der hat­te schär­fe­re Aus­rei­se­kon­trol­len zur Fol­ge, was sich im Ergeb­nis in einem Rück­gang der Asyl­neu­an­trag­stel­ler­zah­len im Novem­ber und Dezem­ber zeigte.

PRO ASYL kri­ti­siert Äuße­run­gen des Prä­si­den­ten des Bun­des­am­tes für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge, Man­fred Schmidt, zur zuneh­men­den Dau­er der Asyl­ver­fah­ren. Er hat­te dies damit begrün­det, die Kapa­zi­tät des Bun­des­am­tes sei für rund 19.000 Asyl­su­chen­de aus­ge­legt und kön­ne nicht kurz­fris­tig auf­ge­stockt wer­den. Natür­lich muss das Bun­des­amt auf die gestie­ge­nen Zah­len reagie­ren, damit die Ver­fah­rens­dau­ern, die sich bereits seit eini­ger Zeit aus­wei­ten, nicht noch län­ger wer­den. Es stellt sich jetzt her­aus, dass Schmidts Amts­vor­gän­ger offen­bar sei­ne Per­so­nal­pla­nung auf der Basis von Asyl­an­trags­zah­len betrie­ben hat, die selbst in den lan­gen Jah­ren ihres his­to­ri­schen Tief­stands immer über 19.000 lagen. Dem Bun­des­amt scheint eine Zunah­me der Zahl der Asyl­su­chen­den so undenk­bar wie der Deut­schen Bahn die Exis­tenz des Win­ters. Ohne Per­so­nal­re­ser­ve ver­nach­läs­sigt das Bun­des­amt zwangs­läu­fig eine sei­ner Kernaufgaben.

Nach­dem das Bun­des­amt seit Jah­ren sei­ne Kapa­zi­tä­ten im Inte­gra­ti­ons­be­reich erhöht und die Sach­be­ar­bei­ter für Asyl­ver­fah­ren redu­ziert hat, darf man gespannt sein, wel­che ande­ren Lösun­gen der Bun­des­amts­chef parat hält. Zu Las­ten der Asyl­su­chen­den dür­fen sie jeden­falls nicht gehen. Die in frü­he­ren Jah­ren gän­gi­ge Pra­xis, das Arbeits­pen­sum der Asyl­sach­be­ar­bei­ter ein­fach her­auf­zu­set­zen und damit die Qua­li­tät der Ent­schei­dun­gen in Fra­ge zu stel­len, wäre inakzeptabel.

Die Sta­tis­tik 2010 legt auch nahe, dass zwi­schen Zugangs­zah­len und Aner­ken­nungs­quo­ten ein Zusam­men­hang zu bestehen scheint. War bis vor eini­ger Zeit – bei einem nied­ri­gen Niveau der Zah­len von Asyl­neu­an­trag­stel­lun­gen – die Ent­schei­dungs­pra­xis rela­tiv gene­rös, so began­nen die Aner­ken­nungs­quo­ten bereits im Jahr 2010 signi­fi­kant zu sin­ken. Den Trend wird auch die offi­zi­ell noch immer aus­ste­hen­de Bun­des­amts­sta­tis­tik bele­gen. Bis Ende Novem­ber 2010 war die Schutz­quo­te (=Sum­me aller posi­ti­ven Ent­schei­dun­gen) bei 22,2 Pro­zent und dies hat kei­nes­wegs nur mit den schlech­ten Chan­cen von ser­bi­schen und maze­do­ni­schen Asyl­an­trag­stel­lern zu tun. Auch ira­ki­sche und afgha­ni­sche Asyl­su­chen­de hat­ten wesent­lich gerin­ge­re Chan­cen auf eine posi­ti­ve Ent­schei­dung als im Vorjahr.

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