16.07.2009

EU-Innen­mi­nis­ter in Stock­holm: Bar­rot erwar­tet mehr Soli­da­ri­tät des Nor­dens
PRO ASYL for­dert Abschie­be­stopp und zügi­ge Auf­nah­me von
Schutz­su­chen­den auch in Deutschland

Die Situa­ti­on von Schutz­su­chen­den in Grie­chen­land spitzt sich dra­ma­tisch zu. Den heu­te in Stock­holm tagen­den EU-Innen­mi­nis­tern schlägt der Vize­prä­si­dent der EU-Kom­mis­si­on, Jac­ques Bar­rot, vor, Flücht­lin­ge aus Grie­chen­land EU-weit zu ver­tei­len. PRO ASYL begrüßt die­se Initia­ti­ve. „Deutsch­land darf nicht taten­los zuse­hen, wie die Situa­ti­on in Grie­chen­land völ­lig außer Kon­trol­le gerät,“ so Karl Kopp, Europa­re­fe­rent von PRO ASYL. „Die unbü­ro­kra­ti­sche Wei­ter­lei­tung der in Grie­chen­land fest­sit­zen­den Schutz­su­chen­den ist ein Gebot der Mensch­lich­keit und der Solidarität.“

Die Lage in Griechenland:

  • Neu­ein­rei­sen­de Flücht­lin­ge wer­den aus­nahms­los inhaf­tiert. Die Haft­zen­tren sind bre­chend voll. Nun­mehr droht nach einer Geset­zes­än­de­rung eine Inhaf­tie­rung von sechs Mona­ten – bis­her lag die Höchst­dau­er bei drei Monaten.
  • Jetzt lan­den sogar Flücht­lings­fa­mi­li­en zuneh­mend auf Dau­er in der Obdach­lo­sig­keit. In Athen ver­trei­ben rechts­ra­di­ka­le Bür­ger­weh­ren Flücht­lin­ge und Migran­ten von öffent­li­chen Plät­zen. Täg­lich fin­den Poli­zei­raz­zi­en statt. Asyl­su­chen­de wer­den will­kür­lich erneut inhaftiert.
  • Doku­men­tier­te ille­ga­le Abschie­bun­gen in die Tür­kei häu­fen sich.
  • Tau­sen­de min­der­jäh­ri­ge Flücht­lings­kin­der irren durch das Land: obdach­los, mit­tel­los und schutzlos. 
  • Ende Juni hat die Regie­rung Kara­man­lis die zwei­te Asy­l­in­stanz abge­schafft. Künf­tig ent­schei­den aus­schließ­lich Poli­zei­di­rek­to­ren in den Regio­nen über Schutzgesuche. 

Die Mit­ver­ant­wor­tung der EU-Mit­glied­staa­ten im Nor­den und Wes­ten für die deso­la­te Situa­ti­on liegt auf der Hand. Seit Jah­ren schie­ben sie die Ver­ant­wor­tung für die Flücht­lings­auf­nah­me den Staa­ten an der EU-Außen­gren­ze zu und beob­ach­ten taten­los, wie die­se immer rück­sichts­lo­ser gegen Flücht­lin­ge vorgehen.

Die EU steht in der Pflicht, u.a. die über 2.000 völ­lig auf sich allein gestell­ten Flücht­lings­kin­der aus Afgha­ni­stan zu schüt­zen. Ist der grie­chi­sche Staat unwil­lig oder nicht in der Lage, dies zu tun, dann muss Euro­pa gemein­sam han­deln. Die EU-Innen­mi­nis­ter sind gefor­dert, einen Ver­tei­lungs­me­cha­nis­mus zu beschlie­ßen und beson­ders Schutz­be­dürf­ti­ge aus Grie­chen­land nach huma­ni­tä­ren Kri­te­ri­en euro­pa­weit zu verteilen.

gez. Karl Kopp
Europa­re­fe­rent von PRO ASYL
Vor­stands­mit­glied von ECRE

 UNHCR bekräf­tigt: Kei­ne Abschie­bun­gen nach Grie­chen­land  (12.01.10)

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