22.02.2011

Noch vor weni­gen Tagen war Dik­ta­tor Gad­da­fi der wich­tigs­te Bünd­nis­part­ner Euro­pas im Kampf gegen Flücht­lin­ge und Migran­ten. Er wur­de hofiert und umgarnt. „Die blu­ti­ge Koope­ra­ti­on mit Liby­en ist die Bank­rott­erklä­rung der euro­päi­schen Men­schen­rechts­po­li­tik“, so PRO ASYL-Refe­rent Karl Kopp.

Die ita­lie­ni­sche Küs­ten­wa­che hat allein seit Mai 2009 über 2000 Boots­flücht­lin­ge aus Eri­trea, Soma­lia und ande­ren Ver­fol­ger­staa­ten in Haft­la­ger Gad­da­fis zurück­ge­schickt. Sie wur­den dort miss­han­delt, gefol­tert, Flücht­lings­frau­en ver­ge­wal­tigt. Euro­pa, auch die Bun­des­re­gie­rung, tra­gen Mit­ver­ant­wor­tung an die­sen Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen. Sie haben geschwie­gen zu den Völ­ker­rechts­brü­chen der Regie­rung Ber­lus­co­ni. Anstatt die Regie­rung in Rom zu sank­tio­nie­ren, ver­such­te die EU das „ita­lie­ni­sche Modell“ zu kopieren.

PRO ASYL ist in gro­ßer Sor­ge, was aktu­ell mit den Tau­sen­den in Liby­en gestran­de­ten Tran­sit­flücht­lin­gen geschieht. Bei den anlau­fen­den Not­fall­maß­nah­men dür­fen sie nicht ver­ges­sen wer­den. Die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on muss jetzt gemein­sam mit den Mit­glied­staa­ten die Auf­nah­me von Schutz­su­chen­den vorbereiten. 

Die EU muss sicher­stel­len, dass die Zurück­wei­sung und das Abdrän­gen von Boots­flücht­lin­gen auf­hö­ren. Sie haben das Recht, in einen siche­ren euro­päi­schen Hafen gebracht zu wer­den und auf ein fai­res Asylverfahren.

Euro­pa kann nur dann Glaub­wür­dig­keit in Men­schen­rechts­fra­gen zurück­ge­win­nen, wenn die jetzt erho­be­nen For­de­run­gen nach Regime­wech­sel und Demo­kra­ti­sie­rung ein­her­ge­hen mit einer grund­le­gen­den Revi­si­on der euro­päi­schen Koope­ra­ti­ons­po­li­tik mit dik­ta­to­ri­schen Regi­men und einer ver­än­der­ten Flücht­lings­po­li­tik. Der ers­te Lack­mus­test wird sein, inwie­weit Euro­pa eine men­schen­wür­di­ge, soli­da­ri­sche Auf­nah­me von Boots­flücht­lin­gen gewährleistet.

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