30.11.2009

PRO ASYL: Zurück­wei­sung, will­kür­li­che Inhaf­tie­rung und das Ster­ben von Flücht­lin­gen sind Aus­druck einer völ­lig ent­hemm­ten Abwehrpolitik

Frank­fur­t/­Brüs­sel- Anläss­lich des Rats­tref­fens Jus­tiz und Inne­res legt PRO ASYL heu­te in Brüs­sel gemein­sam mit ECRE, der Hel­sin­ki Citi­zen Assem­bly (Istan­bul), der Group of Lawy­ers (Athen) und  dem Bor­der Moni­to­ring Pro­ject Ukrai­ne (Ush­go­rod) sei­nen aktu­el­len Befund zur Lage der Men­schen­rech­te an den euro­päi­schen Außen­gren­zen vor. „Völ­ker­rechts­wid­ri­ge Zurück­wei­sun­gen, will­kür­li­che Inhaf­tie­rung, der Tod von Flücht­lin­gen sind trau­ri­ge Rea­li­tät und Aus­druck einer völ­lig ent­hemm­ten Abwehr­po­li­tik Euro­pas“, so Karl Kopp, Europa­re­fe­rent von PRO ASYL.

PRO ASYL for­dert bezo­gen auf die Abschluss­ar­bei­ten an dem soge­nann­ten Stock­hol­mer Pro­gramm, wel­ches die flücht­lings­po­li­ti­sche Agen­da für die nächs­ten fünf Jah­re fest­legt, dass die EU sich auf die Wie­der­her­stel­lung men­schen­recht­li­cher Prin­zi­pi­en ver­pflich­tet.
Mit Blick auf die Ent­schlie­ßung des Euro­pa­par­la­ments vom 25. Novem­ber 2009 und dem zwei­ten Ent­wurf der Schwe­di­schen Prä­si­dent­schaft zum Stock­hol­mer Pro­gramm mahnt PRO ASYL, Euro­pa müs­se sich ent­schei­den: Wer auf der einen Sei­te die Men­schen­rech­te und den Flücht­lings­schutz stär­ken will, kann nicht ein paar Zei­len wei­ter mit dem liby­schen Dik­ta­tor Ghad­da­fi Koope­ra­tio­nen im Bereich der Migra­ti­on- und Flucht­be­kämp­fung ein­ge­hen (sie­he Aus­zü­ge im Anhang). „Die­se dop­pel­zün­gi­ge euro­päi­sche Men­schen­rechts­po­li­tik ist mit­ver­ant­wort­lich, dass auf Hoher See abge­dräng­te Boots­flücht­lin­ge aus Eri­trea, dem Sudan und Soma­lia auf so beschä­men­de Art erneut Opfer schwers­ter Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in Liby­en  wer­den, “ so Kopp. Das Modell Ita­li­en – die völ­ker­rechts­wid­ri­ge Zurück­wei­sung von Boots­flücht­lin­gen – darf nicht das Modell für die künf­ti­ge euro­päi­sche Flücht­lings­po­li­tik werden.

Inter­na­tio­na­le Flücht­lings­schutz­stan­dards wer­den täg­lich an den EU-Außen­gren­zen ekla­tant ver­letzt, Schutz­su­chen­de wer­den in Tran­sit­län­der wie Liby­en, die Tür­kei, Mau­re­ta­ni­en und die Ukrai­ne zurück­trans­por­tiert – egal wie es dort um die Men­schen­rech­te bestellt ist. Ent­lang der euro­päi­schen Küs­ten und Land­gren­zen ent­ste­hen immer mehr Haft­an­stal­ten für die neu­an­kom­men­den Flücht­lin­ge.  Die Todes­ra­te bei den Ein­rei­se­ver­su­chen nach Euro­pa ist unver­min­dert hoch. Über 500 Boots­flücht­lin­ge sind seit Beginn die­ses Jah­res allein im Kanal von Sizi­li­en ums Leben gekom­men. „Die EU und ihre Mit­glieds­staa­ten, die über alles Sta­tis­tik füh­ren, sind bezeich­nen­der­wei­se nicht bereit, die Opfer­zah­len der Fes­tung Euro­pa zen­tral zu doku­men­tie­ren, geschwei­ge denn eine huma­ne Ant­wort zu fin­den, um die­ses Mas­sen­ster­ben zu been­den“, so Karl Kopp.

Wenn die EU und ihre Mit­glied­staa­ten es ernst mei­nen mit dem „Euro­pa des Asyls“ und wenn der Raum der Frei­heit, Sicher­heit und des Rechts künf­tig ein „gemein­sa­mer Schutz­raum für Flücht­lin­ge“ sein soll, dann muss allen Koope­ra­tio­nen mit men­schen­rechts­ver­let­zen­den Regie­run­gen eine Absa­ge erteilt wer­den. Zurück­wei­sun­gen von Schutz­su­chen­den an den Gren­zen oder inter­na­tio­na­len Gewäs­sern durch Ver­bän­de der euro­päi­sche Grenz­schutz­po­li­zei FRONTEX oder Mit­glied­staa­ten sind zu unterbinden.

Kon­takt:

Tel.: 0049 69 23 06 95

Email: presse(at)proasyl.de

Aus­zü­ge:

Euro­pean Par­lia­ment reso­lu­ti­on of 25 Novem­ber 2009 on the Com­mu­ni­ca­ti­on from the Com­mis­si­on to the Euro­pean Par­lia­ment and the Coun­cil – An area of free­dom, secu­ri­ty and jus­ti­ce ser­ving the citi­zen – Stock­holm programme

Asyl­um

49.  Calls for the fur­ther deve­lo­p­ment of the Com­mon Euro­pean Asyl­um Sys­tem so as to estab­lish a „Euro­pe of asylum” (….)

52.  Recalls that asyl­um is a right to be gua­ran­teed to all peo­p­le fle­e­ing from con­flicts and vio­lence; con­demns refou­le­ment and coll­ec­ti­ve expul­si­ons to count­ries whe­re human rights are not respec­ted or which have not signed the United Nati­ons Con­ven­ti­on Rela­ting to the Sta­tus of Refugees;

58. Stres­ses that all agree­ments with count­ries of ori­gin and tran­sit, such as Tur­key and Libya, should include chap­ters on coope­ra­ti­on on immi­gra­ti­on, taking due account of the situa­ti­on of Mem­ber Sta­tes most expo­sed to migra­to­ry flows and with an empha­sis on fight­ing irre­gu­lar immi­gra­ti­on and traf­fi­cking in human beings by faci­li­ta­ting the work of Frontex;

The Stock­holm Pro­gram­me- An open and secu­re Euro­pe ser­ving and pro­tec­ting the citi­zens, 2. Draft of the Swe­dish Pre­si­den­cy 23 Novem­ber 2009

6.2 Asyl­um: a com­mon area of pro­tec­tion and solidarity

(…) The deve­lo­p­ment of a Com­mon Asyl­um Poli­cy should be based on a full and inclu­si­ve appli­ca­ti­on of the Gen­e­va Con­ven­ti­on on the sta­tus of refu­gees and other rele­vant inter­na­tio­nal treaties.

7. Euro­pe in glo­ba­li­sed world – the exter­nal dimen­si­on of free­dom, secu­ri­ty and justice

The EU and Tur­key have agreed to inten­si­fy the coope­ra­ti­on to meet the com­mon chall­enge of mana­ging migra­ti­on flows and to tack­le ille­gal migra­ti­on in par­ti­cu­lar. (…) Con­clu­ding the nego­tia­ti­ons on the read­mis­si­on agree­ment with Tur­key is a prio­ri­ty; until then, alre­a­dy exis­ting bila­te­ral agree­ments should be ade­qua­te­ly imple­men­ted.….Libya is par­ti­cu­lar­ly important, with a view to assis­ting  tho­se count­ries in their efforts to draw up migra­ti­on poli­ci­es and respon­ding to ille­gal immi­gra­ti­on at sea and on the bor­ders. Efforts should be made to con­clude agree­ments on re-admis­si­on with Alge­ria,  Libya, Moroc­co and Egypt.

 Immer weni­ger Flücht­lin­gen gelingt die Flucht nach Spa­ni­en (05.01.10)

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