10.05.2011
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An die­sem Wochen­en­de erreich­ten erneut über 2000 Boots­flücht­lin­ge die ita­lie­ni­sche Insel Lam­pe­du­sa. Doch die Über­fahrt nach Euro­pa bleibt lebens­ge­fähr­lich: am Frei­tag­abend kam es nahe der liby­schen Haupt­stadt Tri­po­lis zu einer der größ­ten bekann­ten Flücht­lings­tra­gö­di­en im Mit­tel­meer. Ein Boot mit mehr als 600 Schutz­su­chen­den an Bord sank bereits kurz nach Able­gen von liby­schem Ter­ri­to­ri­um. Es wird

An die­sem Wochen­en­de erreich­ten erneut über 2000 Boots­flücht­lin­ge die ita­lie­ni­sche Insel Lam­pe­du­sa. Doch die Über­fahrt nach Euro­pa bleibt lebens­ge­fähr­lich: am Frei­tag­abend kam es nahe der liby­schen Haupt­stadt Tri­po­lis zu einer der größ­ten bekann­ten Flücht­lings­tra­gö­di­en im Mit­tel­meer. Ein Boot mit mehr als 600 Schutz­su­chen­den an Bord sank bereits kurz nach Able­gen von liby­schem Ter­ri­to­ri­um. Es wird befürch­tet, dass die meis­ten Flücht­lin­ge ertrun­ken sind – bereits 16 Lei­chen von soma­li­schen Flücht­lin­gen wur­den  gebor­gen. Unter den Toten sind Frau­en und Kinder.

Knapp dem Tod ent­kom­men sind rund 400 Boots­flücht­lin­ge auf einem wei­te­ren Boot, das am Sonn­tag nahe von Lam­pe­du­sa auf einen Fel­sen auf­fuhr. Die rund 400 Boots­flücht­lin­ge konn­ten von der Küs­ten­wa­che geret­tet wer­den. Auch sie waren von der west­li­by­schen Küs­te in See gestochen.

Dra­ma­tisch ist eine wei­te­re Mel­dung: rund 61 Flücht­lin­ge aus Nige­ria, Eri­trea, Gha­na und Sudan sol­len auf hoher See ums Leben gekom­men sein, nach­dem Nato- und Mili­tär­schif­fe von EU-Mit­glied­staa­ten meh­re­re Hil­fe­ru­fe der Boots­flücht­lin­ge igno­riert und die Schutz­su­chen­dem ihrem Schick­sal über­las­sen hat­ten. Dies berich­te­ten die 11 Über­le­ben­den, die am 10. April 2011, nach sech­zehn Tagen auf See, an die liby­sche Küs­te gespült wur­den. Die Nato strei­tet jeg­li­che Ver­ant­wor­tung für das Unglück ab.

Schät­zun­gen des UNHCR zufol­ge sind seit Jah­res­be­ginn bereits mehr als 1200 afri­ka­ni­sche Boots­flücht­lin­ge im Mit­tel­meer ertrun­ken. Anstatt Flucht­we­ge zu öff­nen, wer­den Schutz­su­chen­de auf hoher See ihrem Schick­sal über­las­sen und damit in den Tod geschickt. Euro­pa nimmt das Ster­ben im Mit­tel­meer in Kauf, indem Tau­sen­de ver­zwei­fel­ter Flücht­lin­ge gezwun­gen wer­den, ihr Leben auf die­ser Flucht­rou­te aufs Spiel zu setzen.

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