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Noch mehr Tote im Mittelmeer
An diesem Wochenende erreichten erneut über 2000 Bootsflüchtlinge die italienische Insel Lampedusa. Doch die Überfahrt nach Europa bleibt lebensgefährlich: am Freitagabend kam es nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis zu einer der größten bekannten Flüchtlingstragödien im Mittelmeer. Ein Boot mit mehr als 600 Schutzsuchenden an Bord sank bereits kurz nach Ablegen von libyschem Territorium. Es wird
An diesem Wochenende erreichten erneut über 2000 Bootsflüchtlinge die italienische Insel Lampedusa. Doch die Überfahrt nach Europa bleibt lebensgefährlich: am Freitagabend kam es nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis zu einer der größten bekannten Flüchtlingstragödien im Mittelmeer. Ein Boot mit mehr als 600 Schutzsuchenden an Bord sank bereits kurz nach Ablegen von libyschem Territorium. Es wird befürchtet, dass die meisten Flüchtlinge ertrunken sind – bereits 16 Leichen von somalischen Flüchtlingen wurden geborgen. Unter den Toten sind Frauen und Kinder.
Knapp dem Tod entkommen sind rund 400 Bootsflüchtlinge auf einem weiteren Boot, das am Sonntag nahe von Lampedusa auf einen Felsen auffuhr. Die rund 400 Bootsflüchtlinge konnten von der Küstenwache gerettet werden. Auch sie waren von der westlibyschen Küste in See gestochen.
Dramatisch ist eine weitere Meldung: rund 61 Flüchtlinge aus Nigeria, Eritrea, Ghana und Sudan sollen auf hoher See ums Leben gekommen sein, nachdem Nato- und Militärschiffe von EU-Mitgliedstaaten mehrere Hilferufe der Bootsflüchtlinge ignoriert und die Schutzsuchendem ihrem Schicksal überlassen hatten. Dies berichteten die 11 Überlebenden, die am 10. April 2011, nach sechzehn Tagen auf See, an die libysche Küste gespült wurden. Die Nato streitet jegliche Verantwortung für das Unglück ab.
Schätzungen des UNHCR zufolge sind seit Jahresbeginn bereits mehr als 1200 afrikanische Bootsflüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. Anstatt Fluchtwege zu öffnen, werden Schutzsuchende auf hoher See ihrem Schicksal überlassen und damit in den Tod geschickt. Europa nimmt das Sterben im Mittelmeer in Kauf, indem Tausende verzweifelter Flüchtlinge gezwungen werden, ihr Leben auf dieser Fluchtroute aufs Spiel zu setzen.
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