04.10.2011
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Der Hafen von Lampedusa. Foto: flickr / Seguilbianconiglio <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/">(CC BY-NC-SA 2.0)</a>

Die italienischen Behörden haben den Hafen Lampedusas zu einem „unsicheren Hafen“ erklärt – dass dies die Seenotrettung von Flüchtlingen behindert, wird dabei in Kauf genommen.

Nach dem es auf der ita­lie­ni­schen Insel Lam­pe­du­sa zu einem Brand in einem Flücht­lings­la­ger, zu Pro­tes­ten von Flücht­lin­gen und schließ­lich zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen Flücht­lin­gen, Poli­zei und Anwoh­nern kam, haben die ita­lie­ni­schen Behör­den Ende letz­ter Woche den Hafen von Lam­pe­du­sa zu einem „unsi­che­ren Hafen“ erklärt.

Zudem wur­den die bis­her auf der Insel inter­nier­ten Flücht­lin­ge mit Mili­tär­flug­zeu­gen und Schif­fen weg­ge­bracht und oder auf Schif­fen inter­niert. „Die Insel ist kom­plett leer geräumt“ berich­te­te Judith Gleit­ze, die die Situa­ti­on vor Ort für Bor­der­line Euro­pe und PRO ASYL beob­ach­tet, gegen­über der Schwei­zer Wochen­zei­tung WOZ. Die Situa­ti­on der auf den Schif­fen inter­nier­ten Flücht­lin­ge sei unhalt­bar, sag­te Gleit­ze. Ein neu ankom­men­des Flücht­lings­boot hät­te die ita­lie­ni­sche Küs­ten­wa­che direkt nach Sizi­li­en eskor­tiert, wohin auch ande­re auf Schif­fen fest­ge­hal­te­ne Flücht­lin­ge gebracht würden.

Die Schlie­ßung des Hafens kann für in See­not gera­te­ne Boots­flücht­lin­ge gefähr­li­che Kon­se­quen­zen haben, denn sie erschwert die See­not­ret­tung. Wenn Ret­tungs­kräf­te nicht län­ger den Hafen von Lam­pe­du­sa anlau­fen kön­nen, son­dern den sizi­lia­ni­schen Hafen Empe­do­cle ansteu­ern müs­sen, ver­län­gert das die Ret­tungs­we­ge. Das UN-Hoch­kom­mis­sa­ri­at für Flücht­lin­ge (UNHCR)und wei­te­re Orga­ni­sa­tio­nen haben in einer Pres­se­mit­tei­lung die Schlie­ßung des Hafens und die Unter­brin­gung von Flücht­lin­gen und Migran­ten auf Schif­fen kritisiert.

Nach­dem die ita­lie­ni­schen Behör­den durch die Fest­set­zung der ange­lan­de­ten Boots­flücht­lin­ge auf Lam­pe­du­sa eine von vie­len Beob­ach­tern lan­ge vor­her­ge­se­he­ne Kri­se pro­vo­ziert haben, nut­zen sie die­se nun offen­bar, um sich gegen­über der Bevöl­ke­rung mit radi­ka­len Metho­den zu pro­fi­lie­ren – auf Kos­ten der Flücht­lin­ge, die nun auf Schif­fen inter­niert wer­den, und auf Kos­ten der Leben jener, die in den oft maro­den Flücht­lings­boo­ten in See­not geraten.

 Euro­pa­rat-Unter­su­chung: Wer ist schuld am Flücht­lings­ster­ben im Mit­tel­meer? (30.12.11)