15.07.2011
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Rettete Flüchtlinge und darf deshalb nicht in den Hafen einlaufen: Das spanische Kriegsschiff Admiral Juan de Borbon. Foto: Official U.S. Navy Imagery

Eine spanische Nato-Fregatte rettete über 100 Flüchtlinge aus Seenot, doch Italien und Malta weigern sich, die Flüchtlinge an Land zu lassen.

Eine spa­ni­sche Nato-Fre­gat­te ret­te­te über 100 Flücht­lin­ge aus See­not, doch Ita­li­en und Mal­ta wei­gern sich, die Flücht­lin­ge an Land zu lassen. 

Am 10. Juli 2011 folg­te eine spa­ni­sche Nato-Fre­gat­te dem Hil­fe­ruf eines manö­vrier­un­fä­hi­gen Boo­tes und fand 111 Men­schen aus Tune­si­en, Liby­en und Gha­na in See­not, unter ihnen auch Klein­kin­der und schwan­ge­re Frau­en. Erst am 12. Juli hol­te die Besat­zung des NATO-Kriegs­schif­fes die Flücht­lin­ge von ihrem see­un­tüch­ti­gen Boot an Bord.

Doch danach begann ein tage­lan­ges Hin und Her zwi­schen den euro­päi­schen Staa­ten, die sich bis heu­te wei­gern, die Ver­ant­wor­tung für die Geret­te­ten zu über­neh­men: Weder Ita­li­en noch Mal­ta erlau­ben dem spa­ni­schen Schiff anzu­lan­den. Seit mitt­ler­wei­le fünf Tagen sit­zen die Flücht­lin­ge auf dem Schiff fest.

Der Vor­fall zeigt erneut, dass Schiffs­be­sat­zun­gen, die ihren Ver­pflich­tun­gen nach­kom­men und Men­schen in See­not nicht ein­fach auf dem Meer ster­ben las­sen, Kon­flik­te mit den Mit­glieds­staa­ten der EU ris­kie­ren. Wer­den die Schiffs­be­sat­zun­gen mit den geret­te­ten Flücht­lin­gen allei­ne gelas­sen oder gar kri­mi­na­li­siert, ist zu befürch­ten, dass sie, wie schon viel zu oft gesche­hen, schiff­brü­chi­ge Flücht­lin­ge ihrem Schick­sal über­las­sen statt sie zu retten.

PRO ASYL und ande­re Men­schen­rechts- und Flücht­lings­or­ga­ni­sa­tio­nen for­dern, dass die schiff­brü­chi­gen Flücht­lin­ge umge­hend auf das euro­päi­sche Fest­land gebracht wer­den und dort Zugang zu einem fai­ren Asyl­ver­fah­ren bekommen.

Update (18. Juli 2001): Nach Anga­ben von The Mal­ta Inde­pen­ded mel­de­te die Mal­te­si­sche Regie­rung am 16. Juli, im Streit über die Auf­nah­me der Flücht­lin­ge sei eine „logi­sche Lösung“ erzielt wor­den: Das spa­ni­sche Nato-Schiff habe die Flücht­lin­ge auf ein tune­si­sches Kriegs­schiff über­führt. Dar­über berich­te­te auch das blog migrants at sea, dass die Über­ga­be der geret­te­ten Boots­flücht­lin­ge an Tune­si­en kri­ti­siert – unter ande­rem da Tune­si­en im Gegen­satz zu Mal­ta, Ita­li­en, Spa­ni­en oder ande­ren Nato-Staa­ten grö­ße­re Schwie­rig­kei­ten habe, Asyl­be­geh­ren zu prü­fen und Asyl­su­chen­de zu versorgen.

PRO ASYL hat zum The­ma See­not-Ret­tung eine Bro­schü­re  für Skip­per und Crews erstellt: Flücht­lin­ge in See­not: han­deln und hel­fen (PDF)

 Euro­pa­rat-Unter­su­chung: Wer ist schuld am Flücht­lings­ster­ben im Mit­tel­meer? (30.12.11)