22.04.2017
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Schon Ende 2014 ist Mussa A. nach Deutschland geflohen. Obwohl er mittlerweile als Flüchtling anerkannt wurde, konnte seine Familie bis heute nicht nachkommen. Foto: Najem Al-Khalaf

Obwohl Mussa A. schon seit 1,5 Jahren in Deutschland als Flüchtling anerkannt ist, wartet er immer noch auf seine Familie. Bislang hat er auf seine Anfrage bei der deutschen Botschaft in Beirut nicht einmal eine Antwort erhalten. Vor allem um seine schwerbehinderte dreijährige Tochter macht er sich Sorgen.

Der Elek­tri­ker Mus­sa A. lebt als paläs­ti­nen­si­scher Flücht­ling mit sei­ner Fami­lie bei Damas­kus. Als in Syri­en der Bür­ger­krieg aus­bricht, flieht er mit sei­ner Frau und sei­nen fünf Kin­dern in Rich­tung Liba­non. Auf der Flucht wird sei­ne neun­jäh­ri­ge Toch­ter bei einem Bom­ben­an­griff getö­tet, Mus­sa selbst wird schwer verletzt.

Keine Perspektive im Flüchtlingslager

Im Liba­non ange­kom­men, lebt die Fami­lie in einem über­füll­ten paläs­ti­nen­si­schen Flücht­lings­la­ger, in dem Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen bewaff­ne­ten Grup­pen an der Tages­ord­nung sind. Im Okto­ber 2014 wagt der Fami­li­en­va­ter die gefähr­li­che Flucht über das Mit­tel­meer und bean­tragt in Deutsch­land Asyl.

Ende 2015 wird er als Flücht­ling aner­kannt und hat damit einen Rechts­an­spruch dar­auf, sei­ne Fami­lie nach Deutsch­land nach­zu­ho­len. Im April 2016 bean­tragt er bei der Deut­schen Bot­schaft in Bei­rut einen Ter­min für sei­ne Frau und die ver­blie­be­nen vier Kin­der. Die Anfra­ge stellt er über ein eigens zu die­sem Zweck vom Aus­wär­ti­gen Amt ein­ge­rich­te­tes Mailpostfach.

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Mus­sa A. lebt in stän­di­ger Angst um sei­ne Fami­lie. Bereits auf der gefähr­li­chen Flucht ver­lor er eine Toch­ter. Foto: Najem Al-Khalaf

Trotz Anerkennung: Bis heute kein Termin bei der Botschaft

Sor­gen macht sich Mus­sa vor allem um sei­ne drei­jäh­ri­ge, schwer­be­hin­der­te Toch­ter, die an einer Hirn­läh­mung lei­det. Ent­spre­chen­de ärzt­li­che Attes­te lei­tet er an die Bot­schaft in Bei­rut wei­ter mit der Bit­te, das Ver­fah­ren zu beschleu­ni­gen. Auch um sei­nen 17-jäh­ri­gen Sohn steht es schlecht: Gelingt es nicht, ihn vor sei­ner Voll­jäh­rig­keit nach Deutsch­land zu holen, ist er dau­er­haft vom Fami­li­en­nach­zugs­recht ausgeschlossen.

Bis heu­te – ein Jahr spä­ter – hat Mus­sa nicht ein­mal eine Ant­wort erhal­ten. Der Fami­li­en­va­ter lebt in stän­di­ger Angst um sei­ne Fami­lie. Dabei benö­tigt er selbst drin­gend eine Ope­ra­ti­on: Bom­ben­split­ter ste­cken in sei­nem Kör­per. Mus­sa möch­te sie erst ent­fer­nen las­sen, wenn sei­ne Frau und die Kin­der end­lich in Deutsch­land sind.

Petition: Familien gehören zusammen!

Wie Mus­sa ergeht es vie­len Flücht­lin­gen in Deutsch­land. Sie blei­ben über Jah­re hin­weg von ihren Fami­li­en getrennt. Die­se Situa­ti­on ist uner­träg­lich und muss geän­dert wer­den! Das Visums­ver­fah­ren für nach­zugs­be­rech­tig­te Fami­li­en­mit­glie­der muss beschleu­nigt werden!

Wir for­dern daher alle Abge­ord­ne­ten des Deut­schen Bun­des­tags dazu auf, die erzwun­ge­ne Tren­nung von Flücht­lings­fa­mi­li­en zu been­den! Unse­re Peti­ti­on kann hier unter­zeich­net werden.