16.09.2009

Der Gene­ral­an­walt am Euro­päi­schen Gerichts­hof (EuGH) hat ges­tern sei­nen Schluss­an­trag zum aus Deutsch­land initi­ier­ten Ver­fah­ren über asyl­recht­li­che Wider­ru­fe vorgelegt. Der EuGH war vom Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt am 7.2.2008 ange­ru­fen wor­den, um die Ver­ein­bar­keit des deut­schen Asyl­rechts mit EU-Richt­li­ni­en zu klä­ren. Kon­kret ging es um Flücht­lin­ge aus dem Irak, deren Schutz­sta­tus auf­grund der ver­än­der­ten Ver­hält­nis­se im Irak wider­ru­fen

Der Gene­ral­an­walt am Euro­päi­schen Gerichts­hof (EuGH) hat ges­tern sei­nen Schluss­an­trag zum aus Deutsch­land initi­ier­ten Ver­fah­ren über asyl­recht­li­che Wider­ru­fe vorgelegt.

Der EuGH war vom Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt am 7.2.2008 ange­ru­fen wor­den, um die Ver­ein­bar­keit des deut­schen Asyl­rechts mit EU-Richt­li­ni­en zu klä­ren. Kon­kret ging es um Flücht­lin­ge aus dem Irak, deren Schutz­sta­tus auf­grund der ver­än­der­ten Ver­hält­nis­se im Irak wider­ru­fen wor­den war. Begrün­det wur­de der Wider­ruf mit dem angeb­li­chen Weg­fall der Ver­fol­gungs­ge­fahr im Irak.

Zwi­schen 2004 und Anfang 2007 wider­rief das Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge gegen­über ca. 20.000 Ira­kern den Flücht­lings­sta­tus. Von PRO ASYL wur­den die­se Wider­rufs­pra­xis als völ­ker­rechts­wid­rig kri­ti­siert. Auch der UN-Flücht­lings­hoch­kom­mis­sar warf dem Bun­des­amt vor, zu vor­ei­lig den Schutz zu ent­zie­hen. Bei noch dro­hen­den all­ge­mei­nen Gefah­ren im Her­kunfts­land müs­se wei­ter­hin Schutz gewährt wer­den – auch dann, wenn der ehe­ma­li­ge Ver­fol­ger (hier: Sad­dam Hus­sein) nicht mehr an der Macht sei.

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat­te in der Ver­gan­gen­heit eher restrik­ti­ve Ent­schei­dun­gen getrof­fen und der Wider­rufs­pra­xis des Bun­des­am­tes kei­ne grö­ße­ren Hür­den in den Weg gestellt. Auf­grund der EU-Har­mo­ni­sie­rung des Asyl­rechts hat nun aber der EuGH in Luxem­burg das letz­te Wort zum The­ma Widerruf.

Über den mög­li­chen Aus­gang des EuGH-Ver­fah­rens könn­te das gest­ri­ge Votum des Gene­ral­an­wal­tes einen ers­ten Ein­druck geben haben. Der EuGH folgt häu­fig – aber nicht durch­gän­gig – den Anträ­gen des Generalanwaltes.

Der Gene­ral­an­walt hält einen Wider­ruf nur dann für zuläs­sig, wenn der Flücht­ling in sei­nem Her­kunfts­land dau­er­haft vor Ver­fol­gung sicher ist. Schutz kön­ne auch eine mul­ti­na­tio­na­le Trup­pe gewährleisten.

Die Sicher­heits­la­ge in dem Her­kunfts­land müs­se so beschaf­fen sein, dass der Flücht­ling in abseh­ba­rer Zukunft nicht einen Anspruch auf Aner­ken­nung als Flücht­ling erlan­gen kön­nen sollte.

Ins­ge­samt hät­ten aus Sicht von PRO ASYL die Rechts­aus­füh­run­gen des Gene­ral­an­wal­tes deut­li­cher zuguns­ten des Flücht­lings­völ­ker­rechts aus­fal­len können.

Schluss­an­trag des Generalanwaltes:

http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:62008C0175:DE:HTML

 Hohe Zahl von Wider­ru­fen gegen Ira­ker (19.02.10)