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200 Professoren fordern Stipendien für syrische Flüchtlinge

Über 200 Professorinnen und Professoren haben einen Appell unterzeichnet, mit dem sie das Auswärtige Amt und den Deutschen Akademischen Austauschdienst dazu aufrufen, ein Stipendienprogramm für Flüchtlinge aus Syrien einzurichten. Das Programm soll Betroffenen ermöglichen, ihr Studium in Sicherheit fortsetzen zu können.
Fast 3 Millionen Menschen sind vor dem Bürgerkrieg aus Syrien ins Ausland geflohen. Die Situation der Flüchtlinge ist schwierig bis verzweifelt. Erstaufnahmestaaten wie der Libanon, in dem auf 4,4 Millionen Einwohner 1,1 Millionen syrische Flüchtlinge kommen, sind kaum in der Lage, die Grundbedürfnisse der Schutzsuchenden zu stillen. Was auf der Strecke bleibt, ist Bildung.
Während die Erstaufnahmestaaten immerhin große Bemühungen unternehmen, um Flüchtlingskindern Grundschulbildung zu ermöglichen, ist Hochschulbildung dort kaum möglich. Studierende auf der Flucht haben so gut wie keine Chance, ihr Studium fortzusetzen – ein Desaster nicht nur für die Zukunftsperspektive der Betroffenen, sondern auch für das ganze Land – wer soll Syrien wieder aufbauen, wenn es keine Ingenieure, keine Ärztinnen, Anwältinnen oder Lehrer gibt?
„Syrien ist eine junge Gesellschaft, die Bevölkerungsmehrheit ist jünger als 25 Jahre. Und vor Ausbruch des Krieges studierten rund 20 Prozent der syrischen Bevölkerung, das heißt, wir sprechen von über hunderttausend jungen Menschen, die wegen der Flucht ihr Studium nicht fortsetzen können,“ sagt Christoph Schwarz der am Centrum für Nah- und Mitteloststudien der Universität Marburg zu Jugend im arabischen Raum forscht. „Aufgrund des Bürgerkrieges droht, dass für eine ganze Generation von Syrerinnen und Syrern der Zugang zu höherer Bildung verwehrt bleibt“, sagt Schwarz.
Zusammen mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat er daher eine Initiative ins Leben gerufen, die sich mit einem Appell an das Auswärtige Amt und den Deutschen Akademischen Austauschdienst dafür einsetzt, syrischen Flüchtlingen mit einem Stipendienprogramm und Studentenvisas ein Studium in Deutschland zu ermöglichen. „Als Universitätsangehörige wollen wir mit unserer Initiative dazu beitragen, dass wenigstens ein Teil der Betroffenen weiterstudieren kann“, sagt Schwarz. Über 200 Professorinnen und Professoren haben den Appell unterzeichnet.
Aufgrund der dramatischen Entwicklungen im Irak betont die Initiatoren in ihrer aktuellen Pressenmitteilung, dass ein „sinnvolles Stipendien-Programm sich nicht rigide am Herkunftsland der Betroffenen orientieren“ könne. Das Stipendienprogramm soll humanitären Kriterien folgen und so aktiven Flüchtlingsschutz und humanitäre Hilfe für Studierende in einer existentiellen Notlage leisten.
Der Appell ist im Wortlaut unter www.refugeecampus.org oder auf deutsch unter www.fluechtlingsstipendien.de zu finden – dort findet sich auch die Möglichkeit, den Appell mitzuzeichnen.