01.10.2014

Newsletter Oct 2014

Im Sep­tem­ber hat PRO ASYL die Stu­die „Unter­brin­gung von Flücht­lin­gen in Deutsch­land“ (Autor: Kay Wen­del vom Flücht­lings­rat Bran­den­burg) ver­öf­fent­licht. Die Unter­su­chung gibt einen bis­lang ein­ma­li­gen Über­blick über die Sys­te­me und Rege­lun­gen der Unter­brin­gung in allen Bun­des­län­dern. Von den Kos­ten­er­stat­tungs­re­ge­lun­gen über die nur teil­wei­se exis­tie­ren­den Min­dest­stan­dards für Unter­künf­te bis zu Vor­ga­ben für die sozia­le Betreu­ung und Bera­tung wer­den die Pro­blem­be­rei­che beleuch­tet. Frap­pie­rend die Unter­schie­de zwi­schen den Bun­des­län­dern in der Unter­brin­gungs­po­li­tik. Ende 2013 waren in Rhein­land-Pfalz, Nie­der­sach­sen, Schles­wig-Hol­stein und Bre­men zwi­schen 91 und 72 Pro­zent der Asyl­su­chen­den dezen­tral – vor­ran­gig, aber nicht immer in Woh­nun­gen – unter­ge­bracht. In Baden-Würt­tem­berg, Bran­den­burg und Sach­sen waren es zwi­schen 33,5 und 34,2 Pro­zent. Da unter „dezen­tra­le Unter­brin­gung“ in vie­len Län­dern kei­nes­wegs Woh­nungs­un­ter­brin­gung zu ver­ste­hen ist, dürf­te die Rea­li­tät zum Teil noch weit pro­ble­ma­ti­scher sein, als es die­se Zah­len aus­sa­gen. Erheb­li­che Defi­zi­te bestehen in Sachen Kon­trol­le. In kei­nem ein­zi­gen Bun­des­land gibt es eine sys­te­ma­tisch, gesetz­lich gere­gel­te Heim­auf­sicht oder ein Zer­ti­fi­zie­rungs­sys­tem, wie es etwa aus dem Bereich der Pfle­ge- oder Kin­der­hei­me bekannt ist. Es ver­wun­dert nicht, so PRO ASYL in einer News, dass immer wie­der von Schim­mel- und Unge­zie­fer­be­fall sowie Hygie­ne­män­geln berich­tet wer­de. Auch sei die Betreu­ung durch qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal oft nicht gewähr­leis­tet. Wie rea­li­täts­nah die­se Kri­tik war, zeig­te sich nur Wochen spä­ter, als in einer Flücht­lings­un­ter­kunft in Bur­bach (NRW) zuta­ge geför­dert wur­de, dass es dort wochen­lan­ge Miss­hand­lun­gen gege­ben hat­te, ohne dass jemand ein­ge­schal­tet wor­den war. Die Über­grif­fe von Sei­ten pri­va­ten Wach­per­so­nals zei­gen ein erheb­li­ches Kon­troll­de­fi­zit gegen­über der pri­va­ten Heim­be­trei­ber­fir­ma Euro­pean Home­ca­re bzw. deren Sub­un­ter­neh­mer. Dies aber gibt es – ver­mut­lich nur sel­ten mit der­art mas­si­ven Fol­gen – auch an ande­ren Orten. Der Fall zeigt, was die PRO ASYL Unter­su­chung schon struk­tu­rell beleg­te: Dass es prak­tisch kei­ne Qua­li­täts­stan­dards gibt, die von staat­li­cher Sei­te durch­ge­setzt und kon­trol­liert werden.