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Menschenrechtspreis 2025 an drei Persönlichkeiten des solidarischen Engagements

Die Stiftung PRO ASYL hat am 13. September in Frankfurt am Main ihren diesjährigen Menschenrechtspreis verliehen. Ausgezeichnet wurden drei Persönlichkeiten, die seit vielen Jahren für die Rechte von Geflüchteten eintreten und mit ihrem Engagement zeigen, dass Solidarität für sie nicht nur ein Wort ist.
Zehn Jahre nach dem Sommer der Solidarität von 2015 würdigte die Stiftung PRO ASYL Johannes Borgetto, Immaculate Chienku und Richard Reischl, die in ihrem täglichen Engagement zeigen: Solidarität ist eine Haltung und eine Praxis. Solidarität schützt Rechte Geflüchteter, Solidarität schafft Zugänge – und sie ist wichtig für die Demokratie. Gerade in einer Zeit, in der Geflüchtete in der öffentlichen Debatte häufig als Problem dargestellt werden, setzen sie ein starkes Zeichen für Menschlichkeit, Rechte und Teilhabe.
Engagement über Jahrzehnte: Johannes Borgetto
Der Pädagoge und Migrationsexperte Johannes Borgetto wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Seit seiner Jugend setzt er sich haupt- und ehrenamtlich für Geflüchtete ein. Über Jahrzehnte prägte er den Koordinationskreis Asyl Darmstadt und Region (KOKAS), der Sprachkurse, Mahnwachen, Infoabende und direkte Unterstützung für Asylsuchende organisiert. Mit seinem Einsatz hat er immer wieder Lücken in staatlichen Strukturen geschlossen und gezeigt, wie praktische Hilfe und politisches Engagement Hand in Hand gehen.
Selbstorganisation von Geflüchteten: Immaculate Chienku
Die Menschenrechtsaktivistin Immaculate Chienku engagiert sich im Verein Refugees Emancipation e.V. und im Refugees Emancipation Community Center (RECC) in Potsdam. Das selbstverwaltete Wohnprojekt ist ein Leuchtturm für Empowerment: Geflüchtete übernehmen Verantwortung, organisieren ihr Zusammenleben eigenständig und setzen ein klares politisches Signal gegen Bevormundung. Chienku begleitet Geflüchtete mit Workshops, Beratung und Unterstützung in Unterkünften und zeigt, dass nachhaltige Integration auf Augenhöhe entsteht – wenn Menschen selbst Führungsrollen übernehmen können.
Solidarität auf kommunaler Ebene: Richard Reischl
Der langjährige Bürgermeister von Hebertshausen in Bayern, Richard Reischl, steht für das Engagement von Kommunen. Unter seiner Führung und gemeinsam mit dem Helferkreis Asyl hat die 6.000-Einwohner-Gemeinde weit mehr Geflüchtete aufgenommen, als ihr offiziell zugeteilt worden wären. Integration wurde dabei von Anfang an praktisch gelebt – durch Zugänge zu Arbeit, Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe. Reischl machte vor, dass Ängste in der Bevölkerung abgebaut werden können, wenn Politik nicht spaltet, sondern aktiv auf Vertrauen und Miteinander setzt.
Solidarität hält Demokratie lebendig
Mit dem Preis unterstreicht PRO ASYL die zentrale Bedeutung von Solidarität: Sie schützt die Rechte von Geflüchteten, schafft Zugänge und stärkt die Demokratie. Gleichzeitig weist die Stiftung auf die Widersprüche zwischen dem breiten zivilgesellschaftlichen Engagement und einer Politik hin, die seit Jahren auf Abschottung, Entrechtung und Verschärfung des Asylrechts setzt – sowohl in Deutschland als auch an den europäischen Außengrenzen.
Der Menschenrechtspreis
Seit 2006 vergibt die Stiftung PRO ASYL jährlich ihren Menschenrechtspreis an Menschen, die sich in herausragender Weise für Flüchtlingsschutz und Menschenrechte einsetzen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird mit einer Skulptur des Künstlers Ariel Auslender verliehen.
Die diesjährigen Preisträger*innen zeigen eindrücklich, dass eine solidarische Gesellschaft möglich ist – wenn Menschen Verantwortung übernehmen, Brücken bauen und Geflüchtete nicht als Bedrohung, sondern als Teil unserer Demokratie begreifen.