13.08.2014
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In einer Fotoserie zeigt das UNHCR Flüchtlinge mit einem Gegenstand, der ihnen so wichtig war, dass sie ihn auf ihrer Flucht mitgenommen haben. Tamara, eine 20-jährige syrische Studentin, die in die Türkei geflohen ist, zeigt ihr Diplom. Sie hofft, eines Tages ihr Studium fortsetzen zu können. Foto: UNHCR/B.Sokol

Über 200 Professorinnen und Professoren haben einen Appell unterzeichnet, mit dem sie das Auswärtige Amt und den Deutschen Akademischen Austauschdienst dazu aufrufen, ein Stipendienprogramm für Flüchtlinge aus Syrien einzurichten. Das Programm soll Betroffenen ermöglichen, ihr Studium in Sicherheit fortsetzen zu können.

Fast 3 Mil­lio­nen Men­schen sind vor dem Bür­ger­krieg aus Syri­en ins Aus­land geflo­hen. Die Situa­ti­on der Flücht­lin­ge ist schwie­rig bis ver­zwei­felt. Erst­auf­nah­me­staa­ten wie der Liba­non, in dem auf 4,4 Mil­lio­nen Ein­woh­ner 1,1 Mil­lio­nen syri­sche Flücht­lin­ge kom­men, sind kaum in der Lage, die Grund­be­dürf­nis­se der Schutz­su­chen­den zu stil­len. Was auf der Stre­cke bleibt, ist Bil­dung.

Wäh­rend die Erst­auf­nah­me­staa­ten immer­hin gro­ße Bemü­hun­gen unter­neh­men, um Flücht­lings­kin­dern Grund­schul­bil­dung  zu ermög­li­chen, ist Hoch­schul­bil­dung dort kaum mög­lich. Stu­die­ren­de auf der Flucht haben so gut wie kei­ne Chan­ce, ihr Stu­di­um fort­zu­set­zen – ein Desas­ter nicht nur für die Zukunfts­per­spek­ti­ve der Betrof­fe­nen, son­dern auch für das gan­ze Land – wer soll Syri­en wie­der auf­bau­en, wenn es kei­ne Inge­nieu­re, kei­ne Ärz­tin­nen, Anwäl­tin­nen oder Leh­rer gibt?

„Syri­en ist eine jun­ge Gesell­schaft, die Bevöl­ke­rungs­mehr­heit ist jün­ger als 25 Jah­re. Und vor Aus­bruch des Krie­ges stu­dier­ten rund 20 Pro­zent der syri­schen Bevöl­ke­rung, das heißt, wir spre­chen von über hun­dert­tau­send jun­gen Men­schen, die wegen der Flucht ihr Stu­di­um nicht fort­set­zen kön­nen,“ sagt Chris­toph Schwarz der am Cen­trum für Nah- und Mit­tel­ost­stu­di­en der Uni­ver­si­tät Mar­burg zu Jugend im ara­bi­schen Raum forscht. „Auf­grund des Bür­ger­krie­ges droht, dass für eine gan­ze Gene­ra­ti­on von Syre­rin­nen und Syrern der Zugang zu höhe­rer Bil­dung ver­wehrt bleibt“, sagt Schwarz.

Zusam­men mit ande­ren Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern hat er daher eine Initia­ti­ve ins Leben geru­fen, die sich mit einem Appell an das Aus­wär­ti­ge Amt und den Deut­schen Aka­de­mi­schen Aus­tausch­dienst dafür ein­setzt, syri­schen Flücht­lin­gen mit einem Sti­pen­di­en­pro­gramm und Stu­den­ten­vi­sas ein Stu­di­um in Deutsch­land zu ermög­li­chen. „Als Uni­ver­si­täts­an­ge­hö­ri­ge wol­len wir mit unse­rer Initia­ti­ve dazu bei­tra­gen, dass wenigs­tens ein Teil der Betrof­fe­nen wei­ter­stu­die­ren kann“, sagt Schwarz. Über 200 Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren haben den Appell unterzeichnet.

Auf­grund der dra­ma­ti­schen Ent­wick­lun­gen im Irak betont die Initia­to­ren in ihrer aktu­el­len Pres­sen­mit­tei­lung, dass ein „sinn­vol­les Sti­pen­di­en-Pro­gramm sich nicht rigi­de am Her­kunfts­land der Betrof­fe­nen ori­en­tie­ren“ kön­ne. Das Sti­pen­di­en­pro­gramm soll huma­ni­tä­ren Kri­te­ri­en fol­gen und so akti­ven Flücht­lings­schutz und huma­ni­tä­re Hil­fe für Stu­die­ren­de in einer exis­ten­ti­el­len Not­la­ge leisten.

Der Appell ist im Wort­laut unter www.refugeecampus.org oder auf deutsch unter www.fluechtlingsstipendien.de zu fin­den  – dort fin­det sich auch die Mög­lich­keit, den Appell mitzuzeichnen.