23.05.2023

Mor­gen, am 23. Mai, fin­det in Ber­lin eine fei­er­li­che Ver­an­stal­tung zum Tag des Grund­ge­set­zes in Anwe­sen­heit von Bun­des­prä­si­dent Stein­mei­er und Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin Fae­ser statt. In der Ver­an­stal­tung wird Hali­ma Gut­ale, Vor­stands­mit­glied der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft PRO ASYL, als eine Bot­schaf­te­rin für Demo­kra­tie und Tole­ranz aus­ge­zeich­net. Gleich­zei­tig ist Deutsch­land dabei, den Zugang zum Recht auf Asyl an den EU-Gren­zen für Men­schen wie Hali­ma Gut­ale zu versperren.

PRO ASYL gra­tu­liert der neu­en Bot­schaf­te­rin für Demo­kra­tie und Tole­ranz im Jahr 2023 herz­lich. Hali­ma Gut­ale wird am 23. Mai im Rah­men einer fei­er­li­chen Ver­an­stal­tung im Ber­li­ner Ensem­ble (Ber­tolt-Brecht-Platz 1, 10117 Ber­lin) ab 14 Uhr unter Anwe­sen­heit des Bun­des­prä­si­den­ten und der Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin ausgezeichnet.

Andre­as Lipsch, Vor­sit­zen­der der Bun­des­wei­ten Arbeits­ge­mein­schaft PRO ASYL wür­digt das jah­re­lan­ge Enga­ge­ment von Hali­ma Gut­ale. „Es ist groß­ar­tig und ermu­ti­gend, dass Men­schen, die als Geflüch­te­te gekom­men sind, heu­te mit uns zusam­men Demo­kra­tie und Men­schen­rech­te verteidigen.“

Hali­ma Gut­ale hat sich her­aus­ra­gend für Men­schen­rech­te und Demo­kra­tie enga­giert und kla­re Kan­te gegen die um sich grei­fen­de ras­sis­ti­sche Grund­hal­tung in Deutsch­land gezeigt. Das Grund­ge­setz spricht aus gutem Grund von der „Wür­de des Men­schen“, die es zu ach­ten, zu schüt­zen und zu ver­tei­di­gen gilt. Es spricht nicht von der Wür­de des deut­schen Staats­bür­gers. Des­halb mahnt Lipsch: „Es gibt kei­ne Men­schen­wür­de ers­ter und zwei­ter Klas­se – genau­so wenig darf es Geflüch­te­te ers­ter und zwei­ter Klas­se geben. Wenn heu­te in Ber­lin Repräsentant*innen des Staa­tes das Grund­ge­setz loben und fei­ern, appel­lie­ren wir an sie, die Plä­ne zur Ent­rech­tung Schutz­su­chen­der an den EU-Außen­gren­zen abzulehnen.“

Grund­recht auf Asyl: Erst im Grund­ge­setz ent­kernt, nun an den EU-Außen­gren­zen bedroht

In einem offe­nen Brief am 23. Mai 2023 appel­lie­ren die Bot­schaf­te­rin Gut­ale und der Vor­sit­zen­de der Bun­des­wei­ten Arbeits­ge­mein­schaft PRO ASYL Lipsch an die Bun­des­re­gie­rung, die Grund- und Men­schen­rech­te in Deutsch­land und in der Euro­päi­schen Uni­on zu ver­tei­di­gen und Grenz­ver­fah­ren an den EU-Außen­gren­zen nicht zuzu­stim­men. Denn in die­sen wer­den Anträ­ge auf Schutz als unzu­läs­sig abge­lehnt und Betrof­fe­ne ohne Prü­fung ihrer Schutz­grün­de in nicht siche­re Dritt­staa­ten zurückgeschickt.


Wort­laut des offe­nen Briefes:

An
Herrn Bun­des­kanz­ler Scholz
Frau Minis­te­rin Faeser
Frau Minis­te­rin Baerbock
Herrn Minis­ter Buschmann

Frank­furt am Main, 23. Mai 2023

Ver­tei­di­gen Sie die Wür­de des Men­schen und das Recht auf Asyl an den EU-Grenzen!

Sehr geehr­ter Herr Bun­des­kanz­ler Scholz, sehr geehr­te Frau Minis­te­rin Faeser,
sehr geehr­te Frau Minis­te­rin Baer­bock, sehr geehr­ter Herr Minis­ter Buschmann,

vor 30 Jah­ren wur­de nach einer emo­tio­nal hoch­ge­heiz­ten, ras­sis­tisch geführ­ten poli­ti­schen Debat­te das Grund­recht auf Asyl ent­kernt. Heu­te droht noch Schlim­me­res zu gesche­hen. An den Gren­zen der EU sol­len nun Men­schen inhaf­tiert und zurück­ge­schickt wer­den. In Grenz­ver­fah­ren droht die Mas­sen­ab­fer­ti­gung. Asyl­an­trä­ge sol­len als unzu­läs­sig zurück­ge­wie­sen wer­den, wenn die Schutz­su­chen­den über einen angeb­lich siche­ren Dritt­staat ein­rei­sen. Die Kri­te­ri­en, wann ein Staat als sicher gilt, sol­len dafür wei­ter her­un­ter­ge­schraubt wer­den. Selbst Staa­ten, die nur in Teil­ge­bie­ten „sicher“ sind und noch nicht ein­mal die Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on garan­tie­ren, sol­len im EU-Rat, nun unter­stützt von die­ser Bun­des­re­gie­rung, als sicher gel­ten. In Grenz­ver­fah­ren wer­den Mög­lich­kei­ten der Zurück­schie­bung geprüft, nicht die Flucht­grün­de. Grenz­ver­fah­ren sind kei­ne fai­ren sorg­fäl­ti­gen Asylverfahren.

Die­se Plä­ne sind ein Angriff auf die Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on, die Euro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on und die EU- Char­ta der Grund­rech­te. Die Wür­de des Men­schen gilt für jede und jeden – nicht nur für die Staatsbürger*innen der EU.

Wir appel­lie­ren an die Bun­des­re­gie­rung: Ver­tei­di­gen Sie die Grund- und Men­schen­rech­te in Deutsch­land und in der Euro­päi­schen Uni­on. Stim­men Sie Grenz­ver­fah­ren an den EU-Außen­gren­zen nicht zu. Denn in die­sen wer­den Anträ­ge auf Schutz als „unzu­läs­sig“ abge­lehnt und Betrof­fe­ne ohne Prü­fung ihrer Schutz­grün­de in nicht siche­re Dritt­staa­ten zurückgeschickt.

Mehr als 50 Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen, See­not­ret­tungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, Wohl­fahrts­ver­bän­de und kirch­li­che Orga­ni­sa­tio­nen sind ent­täuscht von der kürz­lich bekannt gewor­de­nen Posi­ti­on der Bun­des­re­gie­rung zu die­sen Vor­ha­ben und appel­lie­ren in einem gemein­sa­men State­ment vom 16. Mai 2023: „Anstatt sich dem Trend der Ent­wer­tung euro­päi­scher Grund- und Men­schen­rech­te und der Ero­si­on rechts­staat­li­cher Grund­sät­ze ent­schie­den ent­ge­gen­zu­stel­len, signa­li­siert die Regie­rung mit ihrer Posi­ti­on die Bereit­schaft, die­sen Weg um jeden Preis mitzugehen.“

Mit Blick auf das Tref­fen der EU-Innenminister*innen am 8. Juni 2023 appel­liert das Bünd­nis an Innen­mi­nis­te­rin Nan­cy Fae­ser (SPD), ihrer men­schen­recht­li­chen Ver­ant­wor­tung gerecht zu wer­den und ihren eige­nen Koali­ti­ons­ver­trag ernst zu neh­men. Es darf kei­ne Kom­pro­mis­se auf Kos­ten des Flücht­lings­schut­zes geben.

Zur Situa­ti­on auf dem Mit­tel­meer, an und vor Euro­pas Grenzen

Über Tau­sen­de Men­schen sind bereits in die­sem Jahr beim Ver­such über das Meer die EU zu errei­chen gestor­ben. Die Lebens­ret­tung durch zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen wird sys­te­ma­tisch behin­dert. Einen robus­ten EU- See­not­ret­tungs­dienst und vor allem regu­lä­re Flucht­we­ge gibt es nicht, um das Mas­sen­ster­ben im Mit­tel­meer zu beenden.

Auch die­se Regie­rung rüs­tet auf gegen Schutz­su­chen­de, finan­ziert Zäu­ne mit Sta­chel­draht, unter­stützt mit EU-Gel­dern den Bau von Elend­sla­gern und das Zurück­schlep­pen in die Fol­ter­la­ger in Liby­en. Die Euro­päi­sche Uni­on und die Bun­des­re­gie­rung leis­ten so Vor­schub, dass Frau­en dort ver­sklavt und ver­ge­wal­tigt wer­den. Wir ver­mis­sen kla­re Wor­te die­ser Bun­des­re­gie­rung, ins­be­son­de­re der Außen­mi­nis­te­rin, die eine femi­nis­ti­sche Außen­po­li­tik betrei­ben woll­te und eine am Koali­ti­ons­ver­trag aus­ge­rich­te­te Flücht­lings­po­li­tik der Innenministerin.

Wir appel­lie­ren an Sie: Hal­ten Sie den Koali­ti­ons­ver­trag ein. Sie haben ver­spro­chen: Asyl­an­trä­ge wer­den inhalt­lich geprüft. Grenz­ver­fah­ren gewähr­leis­ten dies nicht. Ver­tei­di­gen Sie die Wür­de des Men­schen und das Recht auf Asyl!

Mit freund­li­chen Grüßen

Hali­ma Gutale
Bot­schaf­te­rin für Demo­kra­tie und Tole­ranz und Vor­stand der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft PRO ASYL

Andre­as Lipsch
Vor­sit­zen­der der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft PRO ASYL

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