Pressestatement
Vor elf Jahren, am 3. August 2014, begann im nordirakischen Sindschar der Genozid an den Ezid*innen durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Tausende wurden ermordet, Frauen und Mädchen verschleppt, versklavt oder gelten bis heute als vermisst. Trotz des offiziellen Gedenkens und der politischen Anerkennung durch den Bundestag hat sich für die Überlebenden wenig verbessert. Noch immer leben Hunderttausende in provisorischen Camps, viele in ständiger Angst und Unsicherheit.
PRO ASYL und Wadi e.V. erinnern anlässlich dieses Jahrestages daran, dass Deutschland als eines der ersten Länder den Völkermord an den Ezid*innen anerkannt hat. Doch dieser Anerkennung sind bislang kaum konkrete Taten gefolgt. Viele Ezid*innen leben seit Jahren mit unsicherem Aufenthaltsstatus in Deutschland und sind akut von Abschiebung bedroht – zurück in ein Land, in dem ihre Sicherheit nicht gewährleistet ist.
Die politische und humanitäre Lage der Ezid*innen im Irak hat sich nicht verbessert. Ein Wadi- Bericht vom Juli 2025 dokumentiert, dass sich die Situation in den Lagern für ezidische Binnenvertriebene zuletzt erheblich verschlechtert hat. Nachdem das irakische Ministerium für Migration und Vertreibung die Schließung der Lager angekündigt hatte, zogen sich viele Hilfsorganisationen zurück oder stellten mangels Finanzierung ihre Arbeit ein. Der Abbau der US-Entwicklungsbehörde USAID unter der Trump-Regierung verschärfte den finanziellen Engpass zusätzlich.
Die Lagerbewohnerinnen und ‑bewohner sehen keine Möglichkeit zur sicheren Rückkehr in ihre Herkunftsregionen. Die Heimatregion Sindschar liegt noch immer in Trümmern, und rivalisierende Milizen kämpfen weiterhin um Einfluss. Der irakische Staat ist nicht in der Lage, die Sicherheit der Ezid*innen zu garantieren.
Bundesweiter Abschiebestopp und dauerhaftes Bleiberecht sind nötig
Vor diesem Hintergrund ist jede Abschiebung von Ezid*innen in den Irak unzumutbar. PRO ASYL und Wadi e.V. fordern daher von der deutschen Politik einen sofortigen, bundesweiten Abschiebestopp für alle Ezid*innen
Ein Abschiebestopp allein genügt nicht. Ezid*innen brauchen eine langfristige Perspektive. PRO ASYL und Wadi e.V. setzen sich für ein dauerhaftes Bleiberecht für ezidische Geflüchtete ein. Deutschland muss die historische und moralische Verantwortung ernst nehmen und Betroffenen endlich Schutz und Sicherheit bieten.
Elf Jahre nach dem Genozid gilt es, klare Zeichen zu setzen. Niemand darf zurück an den Ort gezwungen werden, an dem Familie und Angehörige ermordet wurden. PRO ASYL und Wadi e.V. appellieren dringend an Bundesregierung und Bundesländer, jetzt zu handeln und den schönen Worten endlich Taten folgen zu lassen. Es ist höchste Zeit, den Opfern des Genozids in Deutschland wirklichen Schutz und eine Zukunftsperspektive zu garantieren.