02.08.2025

Pres­se­state­ment

Vor elf Jah­ren, am 3. August 2014, begann im nord­ira­ki­schen Sind­schar der Geno­zid an den Ezid*innen durch die Ter­ror­mi­liz „Isla­mi­scher Staat“ (IS). Tau­sen­de wur­den ermor­det, Frau­en und Mäd­chen ver­schleppt, ver­sklavt oder gel­ten bis heu­te als ver­misst. Trotz des offi­zi­el­len Geden­kens und der poli­ti­schen Aner­ken­nung durch den Bun­des­tag hat sich für die Über­le­ben­den wenig ver­bes­sert. Noch immer leben Hun­dert­tau­sen­de in pro­vi­so­ri­schen Camps, vie­le in stän­di­ger Angst und Unsicherheit.

PRO ASYL und Wadi e.V. erin­nern anläss­lich die­ses Jah­res­ta­ges dar­an, dass Deutsch­land als eines der ers­ten Län­der den Völ­ker­mord an den Ezid*innen aner­kannt hat. Doch die­ser Aner­ken­nung sind bis­lang kaum kon­kre­te Taten gefolgt. Vie­le Ezid*innen leben seit Jah­ren mit unsi­che­rem Auf­ent­halts­sta­tus in Deutsch­land und sind akut von Abschie­bung bedroht – zurück in ein Land, in dem ihre Sicher­heit nicht gewähr­leis­tet ist.

Die poli­ti­sche und huma­ni­tä­re Lage der Ezid*innen im Irak hat sich nicht ver­bes­sert. Ein Wadi- Bericht vom Juli 2025 doku­men­tiert, dass sich die Situa­ti­on in den Lagern für ezi­di­sche Bin­nen­ver­trie­be­ne zuletzt erheb­lich ver­schlech­tert hat. Nach­dem das ira­ki­sche Minis­te­ri­um für Migra­ti­on und Ver­trei­bung die Schlie­ßung der Lager ange­kün­digt hat­te, zogen sich vie­le Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen zurück oder stell­ten man­gels Finan­zie­rung ihre Arbeit ein. Der Abbau der US-Ent­wick­lungs­be­hör­de USAID unter der Trump-Regie­rung ver­schärf­te den finan­zi­el­len Eng­pass zusätzlich.

Die Lager­be­woh­ne­rin­nen und ‑bewoh­ner sehen kei­ne Mög­lich­keit zur siche­ren Rück­kehr in ihre Her­kunfts­re­gio­nen. Die Hei­mat­re­gi­on Sind­schar liegt noch immer in Trüm­mern, und riva­li­sie­ren­de Mili­zen kämp­fen wei­ter­hin um Ein­fluss. Der ira­ki­sche Staat ist nicht in der Lage, die Sicher­heit der Ezid*innen zu garantieren.

Bun­des­wei­ter Abschie­be­stopp und dau­er­haf­tes Blei­be­recht sind nötig

Vor die­sem Hin­ter­grund ist jede Abschie­bung von Ezid*innen in den Irak unzu­mut­bar. PRO ASYL und Wadi e.V. for­dern daher von der deut­schen Poli­tik einen sofor­ti­gen, bun­des­wei­ten Abschie­be­stopp für alle Ezid*innen

Ein Abschie­be­stopp allein genügt nicht. Ezid*innen brau­chen eine lang­fris­ti­ge Per­spek­ti­ve. PRO ASYL und Wadi e.V. set­zen sich für ein dau­er­haf­tes Blei­be­recht für ezi­di­sche Geflüch­te­te ein. Deutsch­land muss die his­to­ri­sche und mora­li­sche Ver­ant­wor­tung ernst neh­men und Betrof­fe­nen end­lich Schutz und Sicher­heit bieten.

Elf Jah­re nach dem Geno­zid gilt es, kla­re Zei­chen zu set­zen. Nie­mand darf zurück an den Ort gezwun­gen wer­den, an dem Fami­lie und Ange­hö­ri­ge ermor­det wur­den. PRO ASYL und Wadi e.V. appel­lie­ren drin­gend an Bun­des­re­gie­rung und Bun­des­län­der, jetzt zu han­deln und den schö­nen Wor­ten end­lich Taten fol­gen zu las­sen. Es ist höchs­te Zeit, den Opfern des Geno­zids in Deutsch­land wirk­li­chen Schutz und eine Zukunfts­per­spek­ti­ve zu garantieren.

Alle Presse­mitteilungen