17.12.2020

PRO ASYL und Baye­ri­scher Flücht­lings­rat for­dern, die Abschie­bung von Mimi T. nach Äthio­pi­en zu stoppen

Seit kur­zem befin­det sich die Bun­des­re­pu­blik im har­ten Lock­down. Wäh­rend aller­orts von Soli­da­ri­tät und Zusam­men­halt gespro­chen wird, fin­den Abschie­bun­gen jedoch wei­ter statt.

Mimi T. befin­det sich seit dem 23. Novem­ber 2020 in Abschie­be­haft, um nach Äthio­pi­en abge­scho­ben zu werden.
Die geplan­te Abschie­bung hat­ten PRO ASYL und der Baye­ri­sche Flücht­lings­rat bereits am 25. Novem­ber kri­ti­siert. Nicht nur, dass wäh­rend einer welt­wei­ten Pan­de­mie wei­ter Abschie­bun­gen betrie­ben wer­den: Äthio­pi­en ist wirt­schaft­lich und poli­tisch äußerst insta­bil. Zudem ist das Gesund­heits­sys­tem vor Ort mit der Covid-19 Pan­de­mie überfordert.

Der Kon­flikt in der nor­däthio­pi­schen Regi­on Tigray hat nach wie vor gro­ßes Eska­la­ti­ons­po­ten­ti­al. Es ist mög­lich, dass sich die Kämp­fe auch auf wei­te­re Lan­des­tei­le aus­wei­ten. So hält die EU aktu­ell finan­zi­el­le Unter­stüt­zungs­pa­ke­te für Äthio­pi­en zurück, um der For­de­run­gen nach einem Ende der Kämp­fe und der Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen mehr Druck zu ver­lei­hen. Äthio­pi­en gilt über­dies laut Aus­wär­ti­gem Amt als Covid-19 Risi­ko­ge­biet. Bür­ger­krieg, Über­schwem­mun­gen, Heu­schre­cken­pla­ge und Covid-19 – Äthio­pi­en lei­det aktu­ell nicht an einer, son­dern an vie­len Kri­sen: »Ange­sichts die­ser Tat­sa­chen eine psy­chisch kran­ke, jun­ge Frau in die voll­kom­me­ne Unsi­cher­heit abzu­schie­ben ist und bleibt ein Skan­dal. Wir for­dern einen Stopp der Abschie­bung«, kri­ti­siert PRO ASYL.

Mimi T. ist allein­ste­hend und hat in Äthio­pi­en kei­ner­lei sozia­le Netz­wer­ke mehr. Wie sie ange­sichts der äthio­pi­schen Wirt­schafts­kri­se und Pan­de­mie ihren Lebens­un­ter­halt sichern soll, ist unge­wiss. Vor allem, da die Betrof­fe­ne psy­chisch und phy­sisch enorm belas­tet ist. In Äthio­pi­en und Dubai ist Mimi T. Opfer von sexua­li­sier­ter Gewalt gewor­den. Wäh­rend ihrer Behand­lung im Psy­cho­so­zia­len Zen­trum für Flücht­lin­ge in Nürn­berg wur­de eine schwe­re depres­si­ve Epi­so­de mit Ver­dacht auf eine Post­trau­ma­ti­sche Belas­tungs­stö­rung fest­ge­stellt. Einen Ter­min bei einem Psych­ia­ter konn­te sie nicht wahr­neh­men, da sie zu die­sem Zeit­punkt bereits inhaf­tiert war.

»Mimi ist sehr geschwächt, sie kann sich kaum noch allei­ne auf den Bei­nen hal­ten, sie hat in den letz­ten Wochen erschre­ckend viel abge­nom­men und kann Essen kaum bei sich behal­ten. Sie ist psy­chisch am Boden, sie benö­tigt drin­gend eine psych­ia­tri­sche Unter­su­chung und Hil­fe. Wir schät­zen sie als sui­zi­dal ein und haben gro­ße Sor­ge, dass sie sich etwas antun könn­te«, erzählt Gise­la Voltz, vom Unter­stüt­zungs­kreis für Mimi. Eine vom Psy­cho­so­zia­len Zen­trum vori­ge Woche ein­ge­reich­te Land­tags­pe­ti­ti­on ist erfolg­los geblieben.

»Dass die­se Abschie­bung wei­ter betrie­ben wird, macht uns nur noch fas­sungs­los«, so Johan­na Böhm, vom Baye­ri­schen Flücht­lings­rat. »Hier wird sehen­den Auges ein Men­schen­le­ben aufs Spiel gesetzt. Dass die CSU-geführ­te Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung trotz Pan­de­mie, trotz Kri­se in Äthio­pi­en, trotz der vie­len gesund­heit­li­chen Grün­de, trotz der zivil­ge­sell­schaft­li­chen Inter­ven­ti­on den­noch nicht von ihren Plä­nen abrückt, hat nichts mit einer christ­li­chen Hal­tung zu tun.«

Bei Rück­fra­gen und Inter­view­wün­schen wen­den Sie sich bit­te an die Pres­se­stel­le von PRO ASYL oder an Johan­na Böhm vom Baye­ri­schen Flücht­lings­rat (0179 13 98 117).

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