28.09.2022

Seit dem Tod der 22-jäh­ri­gen Jîna Mah­sa Amînî nach ihrer Fest­nah­me durch die Sit­ten­po­li­zei in Tehe­ran gehen in fast allen gro­ßen Städ­ten Irans Frau­en wie Män­ner auf die Stra­ße, um gegen das unter­drü­cke­ri­sche Aja­tol­lah-Regime zu pro­tes­tie­ren. Die jun­ge Frau war am 13. Sep­tem­ber ver­haf­tet wor­den, weil sie ihr Kopf­tuch nicht ordent­lich getra­gen haben soll.

Die ira­ni­sche Regie­rung reagiert mit gro­ßer Bru­ta­li­tät und Repres­si­on auf die Pro­tes­te, Dut­zen­de Men­schen star­ben, Hun­der­te wur­den durch Poli­zei­kräf­te ver­letzt, Tau­sen­de ver­haf­tet. Ange­sichts die­ser Gewalt gegen Demons­trie­ren­de und Medi­en­schaf­fen­de for­dern der Ver­ein ira­ni­sche Flücht­lin­ge in Ber­lin, PRO ASYL und die Lan­des­flücht­lings­rä­te eben­so wie wei­te­re Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen einen sofor­ti­gen Abschie­be­stopp in den Iran.

„Wir bewun­dern den Mut und die Ent­schlos­sen­heit der Demonstrant*innen, die unter Ein­satz ihres Lebens für eine freie Gesell­schaft ein­tre­ten, und erklä­ren uns soli­da­risch mit ihnen. Auch die Bun­des­re­gie­rung muss jetzt ein Zei­chen der Unter­stüt­zung sen­den. Wir for­dern einen sofor­ti­gen Abschie­be­stopp für Iran, ein Blei­be­recht für bis­her in Deutsch­land nur gedul­de­te Iraner*innen, die Aner­ken­nung ihrer Flucht­grün­de im Asyl­ver­fah­ren sowie die unkom­pli­zier­te Auf­nah­me von Iraner*innen, die der Tür­kei und ande­ren Erst­zu­fluchts­län­dern fest­sit­zen“, sagt Hamid Now­za­ri, Geschäfts­füh­rer vom Ver­ein ira­ni­scher Flücht­lin­ge in Ber­lin. Im ers­ten Halb­jahr 2022 wur­den 25 Men­schen aus Deutsch­land in den Iran abge­scho­ben (Bun­des­tag Drs. 20/3130).

„Frau­en und Män­ner, die im Iran pro­tes­tie­ren und demons­trie­ren, wer­den abge­führt, inhaf­tiert und miss­han­delt. Die Situa­ti­on in dem Land ist der­zeit der­art unüber­sicht­lich, dass wir nicht wis­sen, was den­je­ni­gen Men­schen droht, die aus Deutsch­land in den Iran abge­scho­ben wer­den. Auch ange­sichts des Tags des Flücht­lings am 30. Sep­tem­ber for­dern wir daher einen sofor­ti­gen Abschie­be­stopp und eine Neu­be­wer­tung der Lage im Land durch die deut­schen Behör­den“, sagt Wieb­ke Judith, Team­lei­tung Recht & Advo­ca­cy bei PRO ASYL.

Iran zählt zu den zehn zugangs­stärks­ten Her­kunfts­län­dern von Asyl­su­chen­den in Deutsch­land (im 1. Halb­jahr 2022 mit 1.925 Asy­l­erst­an­trä­gen, BAMF Schlüs­sel­zah­len Asyl 2022). Die Aner­ken­nungs­quo­te für Iraner*innen im Asyl­ver­fah­ren liegt bei etwa 30 Pro­zent (berei­nig­te Schutz­quo­te knapp 50 Pro­zent, Bun­des­tag Drs. 20/2309). Mehr als 10.000 Iraner*innen in Deutsch­land leben mit dem pre­kä­ren Sta­tus der Dul­dung, vie­le von ihnen unter­lie­gen einem Arbeits­ver­bot (Bun­des­tag Drs. 20/3201).

Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen wie will­kür­li­che Ver­haf­tun­gen, Ver­schlep­pung, Fol­ter und Tötung von poli­ti­schen Aktivist*innen, LGBTIQ+, Kurd*innen, Frau­en und allen, die gegen die stren­ge Sit­ten­ord­nung des ira­ni­schen Regimes ver­sto­ßen, sind nicht neu. Auch Mas­sen­pro­tes­te hat es in den ver­gan­ge­nen Jah­ren immer wie­der gege­ben. Die aktu­el­le Situa­ti­on ist inso­fern beson­ders, weil jetzt das gesam­te Regime her­aus­ge­for­dert wird und Frau­en bei den Pro­tes­ten eine maß­geb­li­che Rol­le spielen.

Pres­se­kon­takt:

PRO ASYL: Tel: 069 /24 23 14 30, presse@proasyl.de

Ver­ein ira­ni­scher Flücht­lin­ge in Ber­lin: Tel: 030 / 62 98 15 30, VereinIranischerFluechtlinge@gmx.de

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