25.09.2009

Mas­sen­ab­schie­bun­gen in den Koso­vo begin­nen am Mon­tag mit Charterflug

PRO ASYL: Depor­ta­ti­on in Elend und Diskriminierung

Direkt im Wind­schat­ten der Wahl gesche­hen die ers­ten Grau­sam­kei­ten der neu­en Legis­la­tur­pe­ri­ode. Wäh­rend in der nächs­ten Woche über mög­li­che Koali­tio­nen und Pro­gram­me dis­ku­tiert wird, mar­kiert ein Char­ter­flug ab Düs­sel­dorf am 28. Sep­tem­ber den Start von Mas­sen­ab­schie­bun­gen in den Koso­vo. Meh­re­ren tau­send bis­lang aus­län­der­recht­lich geschütz­ten Roma droht die Abschiebung.

PRO ASYL hält die Abschie­bun­gen vor dem Hin­ter­grund der Situa­ti­on im Koso­vo für völ­lig unver­ant­wort­lich. „Die Roma wer­den depor­tiert in Elend, in Dis­kri­mi­nie­rung, an Orte, wo sie nie­mand haben will“, so PRO ASYL-Refe­rent Bernd Meso­vic. Ein Groß­teil der Abge­scho­be­nen wird, man­gels Wohn­raum und finan­zi­el­len Mit­teln, in Slums lan­den. Eine Wel­le von Angrif­fen auf Roma hat erst im August gezeigt, wie pre­kär die Sicher­heits­la­ge für die Min­der­hei­ten wei­ter­hin ist. Mit den jet­zi­gen Mas­sen­ab­schie­bun­gen igno­riert Deutsch­land eine drin­gen­de Bit­te des Men­schen­rechts­kom­mis­sars des Euro­pa­ra­tes, Tho­mas Hamm­ar­berg, der die euro­päi­schen Staa­ten Anfang Juli auf­ge­for­dert hat, von Zwangs­rück­füh­run­gen abzusehen.

PRO ASYL hat sich bereits mehr­fach an die Innen­mi­nis­ter des Bun­des und der Län­der gewen­det und for­dert sie jetzt erneut auf, auf Abschie­bun­gen von Roma und Ash­ka­li zu verzichten.

Nach Fest­stel­lun­gen eines PRO ASYL-Recher­cheurs, der sich vor kur­zem im Koso­vo auf­ge­hal­ten hat, ist einer der sicht­ba­ren Effek­te die schnel­le Wei­ter­flucht eines gro­ßen Teils der Abge­scho­be­nen. Bin­nen weni­ger Wochen ver­lie­ßen nach sei­nen Fest­stel­lun­gen vie­le aus Däne­mark und aus Deutsch­land Abge­scho­be­ne den Koso­vo in Rich­tung Mon­te­ne­gro, Ser­bi­en oder west­eu­ro­päi­sche Staaten.

Obwohl von den in Deutsch­land vor und wäh­rend des Krie­ges im Koso­vo auf­ge­nom­me­nen Flücht­lin­gen die meis­ten zurück­ge­kehrt sind, hat Deutsch­land in den euro­päi­schen Gre­mi­en seit Jah­ren erheb­li­chen Druck gemacht, auch die Min­der­hei­ten­an­ge­hö­ri­gen in den Koso­vo abschie­ben zu kön­nen. Nach der Unab­hän­gig­keit sah sich die Koso­vo-Regie­rung ver­an­lasst, ein Rück­über­nah­me­ab­kom­men abzu­schlie­ßen – als Ent­ge­gen­kom­men für die deut­sche Aner­ken­nung des neu­en Staa­tes, den bis­lang 62 Staa­ten der Welt, dar­un­ter nicht ein­mal alle EU-Staa­ten, aner­kannt haben. Die schlich­te Logik der Abschie­ber: „Wer Staat ist, kann auch Ziel­staat von Abschie­bun­gen sein.“

Es ist absurd, dass die EU-Mis­si­on Eulex im Koso­vo aktu­ell den Auf­trag ver­folgt, einen sta­bi­len, rechts­staat­li­chen und mul­ti-eth­ni­schen Staat zu schaf­fen, wäh­rend man die Min­der­hei­ten­an­ge­hö­ri­gen jetzt bereits im Rah­men eines groß ange­leg­ten Expe­ri­men­tes elen­den Lebens­be­din­gun­gen aussetzt.

Kon­takt: Marei­ke Schod­der, Tel.: 069 / 23 06 95 E‑Mail: presse(at)proasyl.de

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