08.10.2019

PRO ASYL wirft den EU-Innen­mi­nis­tern ange­sichts der Eska­la­ti­on der Tür­kei-Syri­en­kri­se Total­ver­sa­gen vor 

PRO ASYL- Geschäfts­füh­rer Gün­ter Burk­hardt wirft  ange­sichts des dro­hen­den Ein­marschs der Tür­kei in Nord­sy­ri­en den EU-Innen­mi­nis­tern »Total­ver­sa­gen« vor. Trotz der desas­trö­sen Men­schen­rechts­la­ge in der Tür­kei und der tür­ki­schen Mili­tär­of­fen­si­ve in Nord-Syri­en hofie­ren die euro­päi­schen Staa­ten wei­ter Erdo­gan. PRO ASYL wirft den Staa­ten Euro­pas vor, die Ent­wick­lun­gen in der Tür­kei nur unter dem Gesichts­punkt der Flücht­lings­ab­wehr zu betrach­ten. Burk­hardt: »Inner­tür­ki­sche Repres­sio­nen gegen Oppo­si­tio­nel­le, Ver­fol­gungs­druck auf syri­sche und ande­re Flücht­lin­ge und nicht zuletzt die dro­hen­de Mili­tär­of­fen­si­ve in Nord-Syri­en, die vie­le Men­schen neu in die Flucht schla­gen wird, machen Erdo­gan zu einem Flucht­ver­ur­sa­cher. Die EU ver­schließt kon­se­quent die Augen.« Beim EU-Innen­mi­nis­ter-Tref­fen in Luxem­burg wur­de ein­mal mehr die Part­ner­schaft mit der Tür­kei betont.

Zeit­gleich ist für die in Grie­chen­land ankom­men­den Schutz­su­chen­den weder Auf­nah­me noch Zugang zum Asyl geplant. Statt­des­sen baut der deut­sche Innen­mi­nis­ter ein neu­es Bedro­hungs­sze­na­rio von einer neu­en »Flücht­lings­wel­le« wie 2015 auf und will die tür­ki­sche Küs­ten­wa­che stär­ken. Dass das Regime in der Tür­kei mas­siv Oppo­si­tio­nel­le ver­folgt und zur Flucht zwingt, wird unter­schla­gen. Vor Erdo­gans mili­tä­ri­scher Offen­si­ve in Nord-Syri­en ver­schlie­ßen die EU-Innen­mi­nis­ter kom­plett die Augen. Dabei bahnt sich in Nord-Syri­en  die nächs­te Flücht­lings­tra­gö­die an – auf Betrei­ben Erdogans.

Der Ein­marsch der Tür­kei in Nord-Syri­en wird zu einer wei­te­ren Eska­la­ti­on des Kon­flikts in Syri­en füh­ren und dürf­te noch mehr Flucht und Ver­fol­gung vor allem inner­halb der kur­di­schen Bevöl­ke­rung ver­ur­sa­chen. Nicht zuletzt plant Erdo­gan, Mil­lio­nen syri­scher Flücht­lin­ge nach Nord-Syri­en zu ver­frach­ten, nach­dem er die kur­di­sche Bevöl­ke­rung von dort ver­trie­ben hat. Dies wird längst vor­be­rei­tet: Die Situa­ti­on für syri­sche Flücht­lin­ge in der Tür­kei ver­schlech­tert sich zuse­hends. Die tür­ki­schen Behör­den sind längst dazu über­ge­gan­gen, Syrer*innen zu Hun­der­ten aus der Tür­kei nach Syri­en abzuschieben.

Der Ver­trei­bungs­druck auf syri­sche Flücht­lin­ge nimmt zu, sodass mitt­ler­wei­le vie­le gezwun­gen sind, auf die grie­chi­schen Inseln in der Ägä­is über­zu­set­zen – wo sie in voll­kom­men über­füll­ten Elend­sla­gern lan­den. Das zei­gen die Ankunfts­zah­len der ver­gan­ge­nen Wochen und Mona­te. Aber auch Afghan*innen, Iraner*innen und ande­re Schutz­su­chen­de haben in der Tür­kei kei­ner­lei Zugang zu einem Schutz­sys­tem. Dies wur­de nun auch öffent­lich vom tür­ki­schen Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­ten Yene­ro­g­lu (AKP) in deut­schen Medi­en bestätigt.

Erdo­gans Poli­tik ist nicht nur men­schen­rechts­ver­let­zend, son­dern flucht­ver­ur­sa­chend – sowohl in Bezug auf Men­schen aus Syri­en, Afgha­ni­stan und Iran, aber auch für tür­ki­sche Staats­bür­ger. Der repres­si­ve Staats­ap­pa­rat führt zu mas­si­ven Flucht­be­we­gun­gen aus der Tür­kei: Das Land gehört mitt­ler­wei­le zu den Top 3 Haupt­her­kunfts­län­dern bei Asy­l­erst­an­trä­gen in Deutsch­land: Von Janu­ar bis Sep­tem­ber 2019 stell­ten 8.329 tür­ki­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge erst­mals einen Asyl­an­trag. Die berei­nig­te Schutz­quo­te für die Tür­kei beträgt im sel­ben Zeit­raum rund 59 Pro­zent: Von den 6.856 inhalt­lich getrof­fe­nen Ent­schei­dun­gen wur­den 4.039 posi­tiv beschie­den. Bei den Aner­ken­nun­gen wur­de größ­ten­teils (ca. 98,4 Pro­zent) Asyl nach 16a (564) und Schutz nach der Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on (3.412) gewährt. Eine sol­che Aner­ken­nungs­quo­te spricht Bän­de über die Ver­fol­gungs­si­tua­ti­on der Betrof­fe­nen in der Türkei.

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