09.12.2014

„Die deut­sche Dele­ga­ti­on darf nicht mit lee­ren Hän­den nach Genf rei­sen. Dies wäre ein Armuts­zeug­nis“, sag­te Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. PRO ASYL for­dert ange­sichts der dro­hen­den Hun­ger­ka­ta­stro­phe, dass Deutsch­land die Ein­rei­se von Irak- und Syri­en­flücht­lin­gen zu ihren hier leben­den Ver­wand­ten ermög­licht, z.B. durch die Aus­set­zung der Visa­be­stim­mun­gen. „Dies wäre auch ein wich­ti­ges Signal gegen­über den Nach­bar­staa­ten, die zuneh­mend dabei sind, ihre Gren­zen für Flücht­lin­ge zu schlie­ßen“, so Burkhardt.

Bun­des­in­nen­mi­nis­ter de Mai­ziè­re hat­te zuletzt ange­deu­tet, kei­ne wei­te­ren Flücht­lin­ge auf­neh­men zu wol­len,  obwohl Bun­des­kanz­le­rin Mer­kel in einer Regie­rungs­er­klä­rung am 1. Sep­tem­ber 2014 noch bezüg­lich der Flucht von Min­der­hei­ten vor dem Ter­ror des IS in Syri­en und Irak erklärt hat­te: „Dort, wo Men­schen in Not sind, wer­den wir hel­fen, auch durch zusätz­li­che Auf­nah­me von Flücht­lin­gen.“ PRO ASYL for­dert die Umset­zung der Regie­rungs­er­klä­rung, so dass beson­ders schutz­be­dürf­ti­ge Men­schen bei uns auf­ge­nom­men wer­den. Zusätz­lich muss die Ein­rei­se zu Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen ermög­licht werden.

Die Bun­des­län­der haben über Län­der­pro­gram­me mehr als 7.000 syri­sche Flücht­lin­ge mit Ver­wand­ten in Deutsch­land auf­ge­nom­men. Die Bun­des­re­gie­rung hat eine Zusa­ge zur Auf­nah­me von ins­ge­samt 20.000 Flücht­lin­gen aus Syri­en abge­ge­ben. Aller­dings gab es im Rah­men der Län­der­pro­gram­me und der letz­ten bei­den Bun­des­pro­gram­me rund 80.000 Anträ­ge von Ange­hö­ri­gen hier leben­der Syrer – der Groß­teil hat daher kei­ne Chan­ce mehr, im Rah­men eines Kon­tin­gents oder eines Län­der­pro­gramms ein­zu­rei­sen. Für Irak-Flücht­lin­ge gibt es bis­her über­haupt kei­ne Programme.

Einem neu­en Auf­nah­me­pro­gramm wird ent­ge­gen­ge­hal­ten, dass Deutsch­land im EU Ver­gleich beson­ders vie­le Flücht­lin­ge aus Syri­en auf­ge­nom­men hat. Dies ist zwar rich­tig, aber Deutsch­land kommt allein schon wegen der ver­gleichs­wei­se gro­ßen syri­schen Dia­spo­ra hier­zu­lan­de eine beson­de­re Rol­le und Ver­ant­wor­tung zu: Ende 2013 leb­ten laut Euro­stat 43.994 syri­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge mit einer Auf­ent­halts­er­laub­nis in Deutsch­land. Zum Ver­gleich: in Schwe­den lag die Zahl 2013 bei 9.067, in Ita­li­en bei 4.010 syri­schen Staats­an­ge­hö­ri­gen. Auch die ira­ki­sche Dia­spo­ra ist groß: Ende 2013 leb­ten Euro­stat zufol­ge ins­ge­samt 91.342 Ira­ke­rIn­nen mit einer Auf­ent­halts­er­laub­nis in Deutsch­land, wäh­rend Schwe­den mit 43.234 ira­ki­schen Staats­an­ge­hö­ri­gen an zwei­ter Stel­le steht und Däne­mark mit 15.160 dar­auf folgt.

PRO ASYL ver­tritt unver­än­dert die Auf­fas­sung, dass es in einer Ein­wan­de­rungs­ge­sell­schaft selbst­ver­ständ­lich sein muss, dass in einer solch außer­ge­wöhn­li­chen Situa­ti­on eine Ein­rei­se zu Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen ermög­licht und nicht durch Ober­gren­zen beschränkt wird.

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