09.11.2017

PRO ASYL warnt vor Abbau von Flüchtlingsrechten

PRO ASYL appel­liert ein­dring­lich an FDP und Grü­ne sich nicht auf die For­de­rung der CSU nach Ent­schei­dungs- und Rück­füh­rungs­zen­tren ein­zu­las­sen. PRO ASYL befürch­tet, dass damit ein fai­res Asyl­ver­fah­ren in der Pra­xis ver­hin­dert wird, indem die Flucht­grün­de geprüft wer­den und behörd­li­che Fehl­ent­schei­dun­gen durch den Rechts­weg kor­ri­giert wer­den kön­nen. »Die CSU will wohl den Abbau der Rech­te von Asyl­su­chen­den. Auf so eine Ent­rech­tungs­stra­te­gie dür­fen sich FDP und Grü­ne nicht ein­las­sen.« for­der­te Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. »Deutsch­land ist ein Rechts­staat. Die Auf­nah­me­be­din­gun­gen müs­sen ein fai­res Asyl­ver­fah­ren ermög­li­chen, indem Gerich­te die Ent­schei­dun­gen von Behör­den kor­ri­gie­ren können.«

Iso­liert, ohne effek­ti­ven Zugang zu Bera­tungs­struk­tu­ren, Anwäl­tin­nen und Anwäl­ten droht die Rechts­schutz­ga­ran­tie des Grund­ge­set­zes de fac­to aus­ge­he­belt zu wer­den. Schutz­su­chen­de wer­den sowohl im Asyl­ver­fah­ren als auch bei dro­hen­der Abschie­bung ohne Hil­fe­stel­lung daste­hen. Eine Beiglei­tung bei Anhö­run­gen kann kaum statt­fin­den, der Zugang zu Rechts­bei­stand wird erheb­lich erschwert. Aktu­ell haben rund die Hälf­te der Kla­gen gegen abge­lehn­te Asyl­an­trä­ge Erfolg, bei Flücht­lin­gen aus Afgha­ni­stan sind es sogar 60%.

Neu ankom­men­de Asyl­be­wer­ber sol­len nach Vor­stel­lun­gen der CSU in spe­zi­el­len Auf­ent­halts­zen­tren, soge­nann­ten »Ent­schei­dungs- und Rück­füh­rungs­zen­tren« blei­ben, bis über ihre Ver­fah­ren ent­schie­den ist. Die Ver­wah­rung von Asyl­be­wer­bern in Sam­mel­la­gern wird sich fatal auf die Inte­gra­ti­on der Betrof­fe­nen aus­wir­ken, da sie in sozia­ler Iso­la­ti­on gehal­ten wer­den und eine Inte­gra­ti­on in den Arbeits­markt und ande­re gesell­schaft­li­che Berei­che ver­hin­dert. Es gibt dort zudem kei­ne sozia­len Kon­tak­te für Schutz­su­chen­de, kei­nen Zugang zu Arbeit und Schu­le, kei­ne Berück­sich­ti­gung des Kindeswohls.

PRO ASYL erin­nert dar­an, dass das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt für das soge­nann­te Flug­ha­fen­ver­fah­ren am 14. Mai 1996 (2 BvR 1516/93) Min­dest­stan­dards eines fai­ren rechts­staat­li­chen Ver­fah­rens auch im Hin­blick auf die Rechts­schutz­ga­ran­tie und Wah­rung recht­li­chen Gehörs defi­niert hat. Es ist mehr als frag­lich, ob die vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt defi­nier­ten Min­dest­stan­dards in sol­chen Ent­schei­dungs- und Rück­füh­rungs­zen­tren gewähr­leis­tet sein wer­den. Wenn sie iso­liert, ent­fernt von Bera­tungs- und Unter­stüt­zungs­struk­tu­ren auf­ge­baut wer­den, wie in Bay­ern, wird dies schwie­rig bis unmöglich.

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