06.10.2022

PRO ASYL und die Lan­des­flücht­lings­rä­te bekräf­ti­gen mit Blick auf die eska­lie­ren­de Gewalt gegen­über Demons­trie­ren­den durch das ira­ni­sche Regime die For­de­rung nach dem Stopp aller Abschie­bun­gen in den Iran. Nie­der­sach­sen geht mit gutem Bei­spiel voran. 

Seit dem Tod der 22-jäh­ri­gen Jîna (Mah­sa) Amînî, die am 13. Sep­tem­ber ver­haf­tet wur­de, weil sie ihr Kopf­tuch nicht ordent­lich getra­gen haben soll, brei­ten sich aus­ge­hend von ihrer Hei­mat­stadt Saq­qez in vie­len Tei­len des Irans und Ost­kur­di­stans Pro­tes­te gegen das unter­drü­cke­ri­sche Aja­tol­lah-Regime aus. Die­se wer­den vor­ran­gig von Frau­en, LGBTIQ-Aktivist*innen, Schüler*innen und Student*innen, Arbeiter*innen und vie­len wei­te­ren mar­gi­na­li­sier­ten Grup­pen ange­sto­ßen, orga­ni­siert und durch­ge­führt. Das ira­ni­sche Regime reagiert mit bru­ta­ler Gewalt. Seit Beginn der Auf­stän­de wur­den bereits Hun­der­te Men­schen ermor­det sowie Tau­sen­de Pro­tes­tie­ren­de ver­schleppt und inhaftiert.

„Das Regime im Iran zeigt wei­ter­hin, wie men­schen­ver­ach­tend und bru­tal es ist. Auf Pro­tes­tie­ren­de wird geschos­sen, sie wer­den ver­schleppt und inhaf­tiert, gefol­tert und getö­tet. Es reicht nicht, dass sich sämt­li­che Politik*innen mit den muti­gen Men­schen im Iran und Ost­kur­di­stan soli­da­ri­sie­ren. Sie müs­sen auch kon­kret dafür sor­gen, dass nie­mand die­sem Regime durch Abschie­bung aus­ge­lie­fert wird“, for­dert Naza­nin Gha­fou­ri  vom Flücht­lings­rat Bremen.

PRO ASYL und die Lan­des­flücht­lings­rä­te for­dern: Die Bun­des­län­der soll­ten vor­an­ge­hen und nicht auf die Bun­des­re­gie­rung war­ten. Jede Lan­des­re­gie­rung kann und muss sofort Abschie­bun­gen aus­set­zen – spä­tes­tens bei der Innenminister*innenkonferenz im Dezem­ber muss ein for­ma­ler Abschie­bungs­stopp beschlos­sen wer­den. Dass solch kla­re Ent­schei­dun­gen not­wen­dig sind, zeig­te sich kürz­lich in Bay­ern, wo am 29. Sep­tem­ber ein Ira­ner bei einem Ter­min in der Aus­län­der­be­hör­de inhaf­tiert wur­de, um abge­scho­ben zu werden.

Nie­der­sach­sens Innen­mi­nis­ter hat heu­te Abschie­bungs­stopp angekündigt

Der nie­der­säch­si­sche Innen­mi­nis­ter Boris Pis­to­ri­us hat heu­te ange­kün­digt, dass Nie­der­sach­sen kei­ne Abschie­bun­gen mehr durch­füh­ren wird und er das The­ma für die Innen­mi­nis­ter­kon­fe­renz anmel­den will. Auch Schles­wig-Hol­stein will sich beim Bund für einen lan­des­wei­ten Abschie­bungs­stopp einsetzen.

„Die­se ers­ten Initia­ti­ven aus Nie­der­sach­sen und Schles­wig-Hol­stein sind wich­tig, die ande­ren Bun­des­län­der müs­sen direkt nach­zie­hen. Ange­sichts einer bis­lang restrik­ti­ven Ent­schei­dungs­pra­xis bei Asyl­an­trä­gen von ira­ni­schen Asyl­su­chen­den leben Tau­sen­de mit Dul­dung in Deutsch­land. Für die­se Men­schen braucht es drin­gend auf­ent­halts­recht­li­che Sicher­heit. Nie­mand kann mehr leug­nen, dass die ira­ni­sche Regie­rung ein ver­bre­che­ri­sches Regime ist“, ergänzt Wieb­ke Judith, rechts­po­li­ti­sche Spre­che­rin von PRO ASYL.

Hin­ter­grund

Iran zählt zu den zehn zugangs­stärks­ten Her­kunfts­län­dern von Asyl­su­chen­den in Deutsch­land (im 1. Halb­jahr 2022 mit 1.925 Asy­l­erst­an­trä­gen, BAMF Schlüs­sel­zah­len Asyl 2022). Die Aner­ken­nungs­quo­te für Iraner*innen im Asyl­ver­fah­ren liegt bei etwa 30 Pro­zent (berei­nig­te Schutz­quo­te knapp 50 Pro­zent, Bun­des­tag Drs. 20/2309). Mehr als 10.000 Iraner*innen in Deutsch­land leben mit dem pre­kä­ren Sta­tus der Dul­dung, vie­le von ihnen unter­lie­gen einem Arbeits­ver­bot (Bun­des­tag Drs. 20/3201).

Alle Presse­mitteilungen