13.07.2009

oder: wie Chi­na mit tak­ti­schem Geschick deut­sche Aus­län­der­be­hör­den übernimmt

Wäh­rend die Bil­der der Fol­gen einer jahr­zehn­te­lang ver­fehl­ten chi­ne­si­schen Min­der­hei­ten­po­li­tik um die Welt gehen, stel­len deut­sche Aus­län­der­be­hör­den chi­ne­si­schen Flücht­lin­gen Vor­la­dun­gen zu Sam­mel­an­hö­run­gen zu. Eigens dafür ein­ge­flo­ge­ne Ange­stell­te des chi­ne­si­schen Minis­te­ri­ums für Inne­res und Sicher­heit sol­len dafür Sor­ge tra­gen, dass deren Staats­an­ge­hö­rig­keit zwei­fels­frei fest- und chi­ne­si­sche Päs­se für die Abschie­bung aus­ge­stellt wer­den. Eigens dafür wird offen­bar deut­sches Recht außer Kraft gesetzt.

Min­des­tens 20 chi­ne­si­sche Flücht­lin­ge aus Bay­ern, Baden-Würt­tem­berg, Sach­sen und ande­ren Bun­des­län­dern fan­den in ihren Brief­käs­ten die­ser Tage eine unge­heu­er­li­che Vor­la­dung: Zum Teil schon vor Jah­ren aus der Volks­re­pu­blik Chi­na geflo­hen sind sie auf­ge­for­dert, vor Ver­tre­tern des chi­ne­si­schen Innen­mi­nis­te­ri­ums vor­zu­spre­chen. Ein an sich skan­da­lö­ser Vor­gang, stellt er doch die erzwun­ge­ne Kon­fron­ta­ti­on mit offi­zi­el­len Ver­tre­tern des Staa­tes dar, aus dem sie geflo­hen sind.

Über­trof­fen wird die­ser Vor­gang aber noch durch die nicht hin­nehm­ba­re Außer­kraft­set­zung deut­schen Rechts für die­sen Vor­gang. Empö­ren­der Wei­se fin­den sich die Ange­stell­ten des chi­ne­si­schen Innen­mi­nis­te­ri­ums für die Anhö­rung der Flücht­lin­ge näm­lich aus­ge­rech­net in dem Haus ein, in dem Asyl­su­chen­de auch mit ihren Asyl­an­trä­gen vor­stel­lig wer­den müs­sen. Die Zen­tra­le Rück­füh­rungs­stel­le(!) (ZRS) Süd­bay­ern teilt sich hier die Räum­lich­kei­ten mit der Außen­stel­le 2 des Bun­des­amts für Migra­ti­on und Flucht (BAMF, zustän­dig für die Anhö­rung zu den Flucht­grün­den), in der Bosche­ts­rie­der Str. 41 in Mün­chen. Man stel­le sich die Situa­ti­on vor: Ein chi­ne­si­scher Flücht­ling trifft am Ort sei­ner Schutz­su­che auf chi­ne­si­sche Innen­mi­nis­te­ri­ums­an­ge­stell­te – welch ver­trau­en­er­we­cken­der Ein­druck für neu­an­kom­men­de Schutzsuchende.

Zu schlech­ter Letzt stel­len nun aber weder das BAMF noch die ZRS sicher, dass bei der Vor­füh­rung auch deut­sches Recht zur Gel­tung kommt und damit z.B. eine anwalt­li­che Ver­tre­tung gewähr­leis­tet wird. In der Ver­gan­gen­heit wur­den immer wie­der bei Anhö­run­gen vor chi­ne­si­schen Minis­te­ri­ums­ver­tre­tern kei­ne Anwäl­te zuge­las­sen. Abge­se­hen davon, dass man für die­sen Vor­gang schon ein gerüt­tel­tes Maß an Ver­trau­en in die chi­ne­si­sche Rechts­staat­lich­keit haben muss, stellt sich die Fra­ge, mit wel­chem Rechts­ver­ständ­nis deut­sche Ange­stell­te des hie­si­gen Innen­mi­nis­te­ri­ums ihre Befug­nis­se und Auf­sichts­pflich­ten auf eige­nem Boden an chi­ne­si­sche Kol­le­gen abgeben.

Der Baye­ri­sche und der Münch­ner Flücht­lings­rat pro­tes­tie­ren des­halb gemein­sam mit Pro Asyl aufs schärfs­te gegen die­se rechts­wid­ri­ge und Men­schen­rech­te außer Acht las­sen­de Verfahrenspraxis.

Bei Rück­fra­gen und Inter­view­wün­schen wen­den Sie sich bit­te an:

 
Bernd Meso­vic PRO ASYL Tel. 069/234054

Ste­fan Kling­beil Baye­ri­scher Flücht­lings­rat Tel. 089/762234

Mar­kus Henn Münch­ner Flücht­lings­rat Tel. 0176/67606378

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