24.10.2025

Gemein­sa­me Presseerklärung

Alle Lan­des­flücht­lings­rä­te und PRO ASYL mah­nen: Dis­kri­mi­nie­ren­de Rhe­to­rik bei Flucht und Asyl schafft eine Grund­la­ge für zuneh­men­de Ent­rech­tung. Dro­hen­de Inhaf­tie­rung von Kin­dern und Fami­li­en durch GEAS, Push-Backs an deut­schen Gren­zen und geplan­te Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan und Syri­en zeu­gen von einer Ent­hem­mung, die schnellst­mög­lich gestoppt wer­den muss. Es braucht eine Rück­be­sin­nung auf die Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on – für den Erhalt uni­ver­sel­ler Men­schen­rech­te FÜR ALLE! 

„Was immer sicht­ba­rer wird: Abwer­ten­de Rhe­to­rik und tat­säch­li­che Ent­rech­tung gehen Hand in Hand. Rechts­po­pu­lis­ti­sche Äuße­run­gen sind nicht nur sym­bo­li­scher Natur, son­dern ent­fal­ten direk­te Aus­wir­kun­gen auf das Leben vie­ler Men­schen. Dabei bie­ten die zahl­rei­chen gesetz­li­chen Ver­schär­fun­gen und eine immer bru­ta­ler wer­den­de Abschie­be­pra­xis kei­ne Lösun­gen für die tat­säch­li­chen Her­aus­for­de­run­gen im Land“, sagt Tareq Alaows, flücht­lings­po­li­ti­scher Spre­cher von PRO ASYL.

Wer das Stadt­bild durch mehr Abschie­bun­gen „ver­bes­sern“ will, stärkt nicht nur dif­fu­se Ängs­te und ras­sis­ti­sche Nar­ra­ti­ve, son­dern negiert, dass Geflüch­te­te längst Teil unse­rer Gesell­schaft sind. „Den Auf­ent­halts­sta­tus sieht Merz den Men­schen nicht an, also stö­ren Geflüch­te­te ihn all­ge­mein im Stadt­bild – das ist kein Kanz­ler, der sozia­len Frie­den schafft, son­dern Men­schen gezielt wegen ihres Erschei­nungs­bil­des aus­grenzt“, sagt Nour Al Zou­bi vom Flücht­lings­rat Thüringen.

Die­se spal­te­ri­sche Sym­bol­po­li­tik ver­drängt all die Anstren­gun­gen die Schutz­su­chen­de nach ihrer Flucht leis­ten. Nach der Will­kom­mens­kul­tur von 2015 befin­den wir uns seit meh­re­ren Jah­ren in einem gna­den­lo­sen Wett­ren­nen um mehr Abschot­tung – nach innen und außen.

Kei­ne Inhaf­tie­rung von Kindern! 

Die Reform des Gemein­sa­men Euro­päi­sche Asyl­sys­tem (GEAS) bedroht die Grund­rech­te Schutz­su­chen­der fun­da­men­tal. Beson­ders gra­vie­rend ist die geplan­te Inhaf­tie­rung von Kin­dern und Fami­li­en im Asyl­ver­fah­ren. „Es ist purer Zynis­mus, wenn die Bun­des­re­gie­rung erklärt, dass eine mona­te­lan­ge Haft dem ‚Kin­des­wohl‘ die­ne. Das Gegen­teil ist der Fall: Sie schafft neue Trau­ma­ta und wider­spricht der UN-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on“, sagt Anni­ka Kris­teit vom Flücht­lings­rat Rheinland-Pfalz.

Des­halb warnt auch UNICEF, dass Inhaf­tie­rung von Min­der­jäh­ri­gen gesetz­lich aus­ge­schlos­sen wer­den muss und nie­mals auf­grund ihres Migra­ti­ons­sta­tus erfol­gen darf. Grund­la­ge für die­se inhu­ma­nen Plä­ne ist auch die rhe­to­ri­sche Abwer­tung Schutzsuchender.

Kei­ne Ver­harm­lo­sung von Kon­flik­ten und Diktaturen! 

„Wäh­rend einer­seits Geflüch­te­te zuneh­mend zur Bedro­hung erklärt wer­den, wer­den auf der ande­ren Sei­te töd­li­che Kon­flik­te in Syri­en oder die Koope­ra­ti­on mit den Tali­ban ver­harm­lost“, sagt Aicha El-Saleh vom Flücht­lings­rat Ham­burg. Die­se hat­ten erst vor weni­gen Tagen das Gene­ral­kon­su­lat in Bonn über­nom­men und damit hoch­sen­si­ble Daten von Men­schen erhal­ten, die in ver­schie­de­ne Län­der welt­weit aus Angst vor den Tali­ban flo­hen. „Die Bun­des­re­gie­rung fällt damit allen, die vor dem Ter­ror-Regime geflo­hen sind, in den Rücken. Sie ver­rät ihre Grund­wer­te, um Men­schen mit Abschie­bun­gen in Lebens­ge­fahr zu brin­gen“, kri­ti­siert El-Saleh weiter.

Trotz der kata­stro­pha­len Men­schen­rechts­la­ge und lau­fen­der Haft­be­feh­le des Inter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs gegen Tali­ban-Anfüh­rer wur­den bereits im Som­mer 2025 mehr als 80 Men­schen nach Kabul abge­scho­ben. Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Alex­an­der Dob­rindt ver­han­delt nun mit den Tali­ban über eine dau­er­haf­te „Rück­füh­rungs­re­ge­lung“. Wei­ter plant die Bun­des­re­gie­rung auch ers­te Abschie­be­flü­ge nach Damas­kus. Trotz deso­la­ter Sicher­heits­la­ge wer­den zuneh­mend Asyl­an­trä­ge von Men­schen aus Syri­en abgelehnt.

Es bleibt dabei: „Wer mit Abschie­bun­gen struk­tu­rel­le Pro­ble­me lösen will, wirft Nebel­ker­zen, die vor allem den rech­ten Rand stär­ken“, betont Dave Schmidt­ke vom Säch­si­schen Flücht­lings­rat.  Er bilan­ziert: „Geflüch­te­te sind wesent­li­cher Teil der Gesell­schaft. Wir brau­chen kon­struk­ti­ve Kon­zep­te für ein Mit­ein­an­der – kei­ne Panik­ma­che, die Schutz­su­chen­de an den Rand drängt.“

Men­schen­rech­te müs­sen für ALLE gel­ten, sonst sind sie für ALLE in Gefahr! 

Alle Presse­mitteilungen