17.01.2018

PRO ASYL: Uni­on plant Aus­set­zung des Grund­rechts auf Fami­lie auf unab­seh­ba­re Zeit

Ange­sichts des neu ein­ge­brach­ten Gesetz­ent­wurfs der Uni­on zum Fami­li­en­nach­zug (BT-Druck­sa­che 19/439) und der Debat­te um wei­te­re Gesetz­ent­wür­fe zum Fami­li­en­nach­zug in einer mög­li­chen Gro­ßen Koali­ti­on warnt PRO ASYL-Geschäfts­füh­rer Gün­ter Burk­hardt: »Die Uni­on will in aller Eile ein Gesetz durch den Bun­des­tag brin­gen. Auf der Stre­cke blei­ben Rechts­staat­lich­keit und Huma­ni­tät. Der poten­ti­el­le Koali­ti­ons­part­ner SPD wird vor­ge­führt, noch bevor mög­li­chen Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen zuge­stimmt wurde.«

Der Vor­stoß der Uni­on ist ein Affront gegen die SPD: Noch vor dem SPD-Par­tei­tag am kom­men­den Sonn­tag wird mit dem Gesetz­ent­wurf die Schaf­fung von Fak­ten in die Wege gelei­tet. Das Grund­recht, als Fami­lie zusam­men­zu­le­ben wird auf unbe­stimm­te Zeit aus­ge­setzt, um dann lang­fris­tig durch ein staat­li­ches Gna­den­recht ersetzt zu wer­den. Das wird nicht bes­ser sein als die bis­he­ri­ge Här­te­fall­re­ge­lung, die kaum jemand erfolg­reich in Anspruch neh­men kann.

Geplant ist eine wei­te­re Aus­set­zung des Fami­li­en­nach­zugs zu sub­si­di­är Geschütz­ten über den 16. März hin­aus. PRO ASYL appel­liert an den Bun­des­tag und ins­be­son­de­re an die SPD, die­sen rechts­wid­ri­gen Gesetz­ent­wurf der Uni­on zu stop­pen. In einem Rechts­staat muss sich jeder auf das Aus­lau­fen eines Geset­zes ver­las­sen dür­fen. Den sub­si­di­är Schutz­be­rech­tig­ten und ihren Ange­hö­ri­gen wur­de durch § 104 Abs. 13 S. 1 Auf­enthG und die kon­kre­te Frist des S. 2 aus­drück­lich ver­spro­chen, dass ab 17. März 2018 die seit der befris­te­ten Aus­set­zung des Fami­li­en­nach­zugs ein Recht auf Fami­li­en­nach­zug als Schutz­be­rech­tig­te erwor­ben haben – das ist die logi­sche Kon­se­quenz einer Aus­set­zung. Vie­le haben dar­auf ver­traut und z.B. auf eine »Auf­sto­ckungs­kla­ge« ver­zich­tet (Ver­such, auf vol­len Flücht­lings­schutz zu kla­gen) und sich auf ein Leben in Deutsch­land best­mög­lich vor­be­rei­tet und ein­ge­las­sen z.B. durch den Ver­kauf von Haus und Grund im Her­kunfts­land, durch beruf­li­che (Neu)Orientierung, dem Ange­hen einer Lebens­pla­nung, etc.

Die von der bis­he­ri­gen Aus­set­zung Betrof­fe­nen sind bereits jetzt Jah­re von ihren Fami­li­en getrennt. Auf den beschwer­li­chen Flucht­weg folg­ten beson­ders lan­ge – oft­mals über ein­jäh­ri­ge – Asyl­ver­fah­ren, für zwei wei­te­re Jah­re hat der Bun­des­tag den Fami­li­en­nach­zug aus­ge­setzt. Die lang­jäh­ri­ge Tren­nung von Flücht­lings­fa­mi­li­en ist ver­fas­sungs­wid­rig (Ver­stoß gegen Arti­kel 6 GG). Das hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt schon 1987 in einem Grund­satz­ur­teil  zur dama­li­gen drei­jäh­ri­gen Ehe­be­stands­zeit als Vor­aus­set­zung für den Ehe­gat­ten­nach­zug zu Arbeits­mi­gran­ten fest­ge­stellt: »Die Beein­träch­ti­gung der Belan­ge von Ehe und Fami­lie durch das Erfor­der­nis einer drei­jäh­ri­gen Ehe­be­stands­zeit als Nach­zugs­vor­aus­set­zung über­steigt auch im Blick auf ent­ge­gen­ste­hen­de öffent­li­che Inter­es­sen das von den Betrof­fe­nen hin­zu­neh­men­de Maß.« (BVerfG, 12.05.1987 – 2BvR126/83; 2 BvR101/84;2BvR 313 /84). Und dabei hat das Gericht noch nicht die unsi­che­re Situa­ti­on der Flücht­lin­ge berück­sich­ti­gen müssen.

Nach Uni­ons­plä­nen blie­be das Grund­recht, als Fami­lie zusam­men zu leben, auf etli­che Jah­re hin­aus aus­ge­setzt. Die SPD darf die­sem Ent­wurf sowie jeg­li­chen wei­te­ren Plä­ne für eine Aus­set­zung des Fami­li­en­nach­zugs nicht zustimmen.

Zur Aus­set­zung des Fami­li­en­nach­zugs sowie zu den Ergeb­nis­sen der Son­die­rungs­ge­sprä­che von CDU, CSU und SPD hat PRO ASYL eine umfas­sen­de kri­ti­sche Ana­ly­se erstellt.

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