03.09.2024

Die Stif­tung PRO ASYL wür­digt mit ihrem dies­jäh­ri­gen Men­schen­rechts­preis den mal­te­si­schen Men­schen­rechts­ver­tei­di­ger Dr. Neil Fal­zon und die von ihm mit­ge­grün­de­te adit­us foun­da­ti­on. Dr. Neil Fal­zon und die adit­us foun­da­ti­on enga­gie­ren sich außer­or­dent­lich für Flücht­lings­rech­te in Mal­ta und auch in der Euro­päi­schen Uni­on. Das Land an der euro­päi­schen Außen­gren­ze ver­sucht seit Jah­ren mit bru­ta­len Mit­teln und unter­las­se­ner Hil­fe­leis­tung, Schutz­su­chen­de davon abzu­hal­ten, die Küs­ten zu errei­chen. Ver­lie­hen wird der Preis am Sams­tag, 7. Sep­tem­ber, in Frank­furt am Main.

„Neil Fal­zon und das Team der adit­us foun­da­ti­on set­zen sich mit gro­ßer juris­ti­scher Exper­ti­se und per­sön­li­chem Bei­stand für die Über­le­ben­den von Boots­ka­ta­stro­phen und für Opfer von Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in den Haft­la­gern in Mal­ta ein. Die Preis­trä­ger arbei­ten unter sehr schwie­ri­gen poli­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen. Mutig und mit aller Kraft wen­den sich Neil Fal­zon und sein Team gegen die fort­schrei­ten­de Beschnei­dung der Flücht­lings- und Men­schen­rech­te sowie die Ero­si­on der Rechts­staat­lich­keit in Mal­ta, aber auch in Euro­pa. Das macht weit über die Gren­zen des klei­nen Lan­des hin­aus Mut“, sagt Karl Kopp vom Vor­stand der Stif­tung PRO ASYL.

Die adit­us foundation 

Eine Gesell­schaft, in der jeder Mensch Zugang (adit­us) zu sei­nen grund­le­gen­den Rech­ten hat: Mit die­sem Ziel wur­de 2011 die Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on adit­us foun­da­ti­on gegrün­det. Die Mitarbeiter*innen, über­wie­gend Anwält*innen, recher­chie­ren zur Situa­ti­on der Flücht­lin­ge auf der Insel und im Mit­tel­meer. Sie ver­tre­ten Schutz­su­chen­de recht­lich, machen Men­schen­rechts­ver­stö­ße öffent­lich und set­zen sich für ein men­schen­wür­di­ges Auf­nah­me­sys­tem in Mal­ta ein. Trotz erheb­li­cher staat­li­cher Ein­schrän­kun­gen besu­chen sie inhaf­tier­te Schutz­su­chen­de und kämp­fen gegen deren will­kür­li­che Inhaf­tie­rung. Sie zie­hen mit den Betrof­fe­nen vor (inter)nationale Gerichte.

So unter­stützt adit­us zum Bei­spiel die Kla­ge der Eltern der drei­jäh­ri­gen syri­schen Lou­jin, die die mal­te­si­schen Behör­den für den Tod ihrer Toch­ter wegen aus­blei­ben­der See­not­ret­tung ver­ant­wort­lich machen. Außer­dem arbei­tet adit­us zusam­men mit Flücht­lin­gen in den Berei­chen Rech­te für LGBTIQ+, Rechts­staat­lich­keit und Gesund­heit. Mehr Infor­ma­tio­nen gibt es hier.

Der Preis­trä­ger Dr. Neil Falzon

Dr. Neil Fal­zon ist Grün­der und Direk­tor der adit­us foun­da­ti­on. Er lehrt als Dozent für Men­schen­rechts­fra­gen an der Uni­ver­si­tät von Mal­ta und koor­di­niert den Flücht­lings­rat von Mal­ta. Zuvor lei­te­te er das mal­te­si­sche Büro des UNHCR.

Außer­dem ist Dr. Fal­zon Teil des Anwalts­teams, das zwei der drei Ange­klag­ten der als „El Hib­lu 3“ bekannt gewor­de­nen jun­gen Flücht­lin­ge in Mal­ta ver­tei­digt. Die drei hat­ten sich 2019 fried­lich gegen einen Zurück­schie­bungs­ver­such von mehr als 100 Men­schen auf dem Mit­tel­meer nach Liby­en zur Wehr gesetzt. Dafür wer­den sie vom mal­te­si­schen Staat ange­klagt, ihnen droht lebens­lan­ge Haft. Zum Zeit­punkt der Fest­nah­me waren sie zum Teil min­der­jäh­rig. Eine inter­na­tio­na­le und auch von PRO ASYL unter­stütz­te Kam­pa­gne for­dert, dass die Ankla­ge fal­len­ge­las­sen wird.

Zeit und Ort der Preisverleihung

Der Men­schen­rechts­preis 2024 der Stif­tung PRO ASYL wird am Sams­tag, 7. Sep­tem­ber 2024, zwi­schen 14 und 16 Uhr in einer öffent­li­chen Ver­an­stal­tung in Frank­furt am Main (Haus am Dom, Dom­platz 3) ver­lie­hen. Medienvertreter*innen sind willkommen.

Der Preis

Den Men­schen­rechts­preis ver­leiht die Stif­tung PRO ASYL seit 2006 jähr­lich an Per­so­nen, die sich in her­aus­ra­gen­der Wei­se für die Ach­tung der Men­schen­rech­te und den Schutz von Flücht­lin­gen in Deutsch­land und Euro­pa ein­set­zen. Der Preis ist mit 5.000 Euro und einer Skulp­tur des Künst­lers Ari­el Aus­len­der, Pro­fes­sor an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Darm­stadt, dotiert.

Mal­ta: Zur Situa­ti­on der Schutzsuchenden 

„Wer nicht ertrinkt, wird ein­ge­sperrt.“ Das beschreibt die zyni­sche Poli­tik der mal­te­si­schen Regie­rung. Mal­ta igno­riert sys­te­ma­tisch Not­ru­fe von Boots­flücht­lin­gen und wei­gert sich, Ret­tungs­ein­sät­ze zu koor­di­nie­ren. Die mal­te­si­sche Regie­rung hält Han­dels­schif­fe aktiv davon ab, zu ret­ten, und lehnt es ab, mit Seenotretter*innen zu koope­rie­ren und geret­te­te Men­schen anlan­den zu las­sen. Zudem drängt sie Men­schen in See­not vor der mal­te­si­schen Küs­te dazu, wei­ter Rich­tung Ita­li­en zu fah­ren. In der Fol­ge sin­ken die Flücht­lings­zah­len: 2023 kamen nur noch 380 Men­schen auf der klei­nen Insel an. Aber nicht, weil weni­ger Men­schen über das Mit­tel­meer flo­hen, son­dern weil Mal­ta seit Jah­ren den Zugang zu Asyl­ver­fah­ren für schutz­su­chen­de Men­schen de fac­to blo­ckiert und dabei sys­te­ma­tisch inter­na­tio­na­les Recht verletzt.

Dane­ben ver­folgt Mal­ta eine Stra­te­gie der Aus­la­ge­rung der Ver­ant­wor­tung und arbei­tet eng mit der soge­nann­ten Küs­ten­wa­che Liby­ens zusam­men. Die­je­ni­gen, die es den­noch in mal­te­si­sche Gewäs­ser schaf­fen, wer­den von liby­schen Mili­zen in rechts­wid­ri­gen „Pull­backs“ zurück in das Bür­ger­kriegs­land gebracht. Im Jahr 2022 sind laut adit­us foun­da­ti­on mehr als 24.600 Men­schen zwangs­wei­se nach Liby­en zurück­ge­schleppt wor­den, und 2023 ging es wei­ter mit den rechts­wid­ri­gen „Pull­backs“ in ein Land, in dem Schutz­su­chen­de gefol­tert und ver­sklavt wer­den – ein tau­send­fa­cher Ver­stoß gegen das Völ­ker­recht und den Grund­satz der Nichtzurückweisung.

Mehr Infor­ma­tio­nen über die flücht­lings­recht­li­che Situa­ti­on in Mal­ta und die Arbeit der Preisträger*innen lie­fert der Text von PRO ASYL „Mal­ta: Wer nicht ertrinkt, wird eingesperrt“

 

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