15.12.2016

Hohe Erwar­tun­gen an grün und links mit­re­gier­te Bundesländer

PRO ASYL und die lan­des­wei­ten Flücht­lings­rä­te appel­lie­ren an die Bun­des­län­der, ins­be­son­de­re die grün und links Mit­re­gier­ten, die wei­te­re sozia­le Aus­gren­zung von Flücht­lin­gen aus den sozia­len Siche­rungs­sys­te­men zu stop­pen. PRO ASYL und Flücht­lings­rä­te erwar­ten, dass der Bun­des­rat die­se Vor­ha­ben ablehnt.

Schon am kom­men­den Frei­tag, 16.12.2016, soll der Bun­des­rat über das drit­te Gesetz zur Ände­rung des Asyl­bLG end­gül­tig abstim­men (BR-Drs 713/16). Die Vor­la­ge sieht eine noch­ma­li­ge gra­vie­ren­de Kür­zung der Asyl­bLG-Leis­tun­gen vor! Allein­ste­hen­de in Gemein­schafts­un­ter­künf­ten wür­den qua­si „zwangs­ver­part­nert“ und sol­len mit die­ser Begrün­dung nur noch 90% des Regel­sat­zes erhal­ten. Für sie soll ab 1.1.2017 die eigent­lich für gemein­sam aus einem Topf wirt­schaf­ten­de Ehe­part­ner gedach­te Regel­be­darfs­stu­fe 2 gel­ten. Wei­te­re Infos zum Gesetz­ent­wurf sie­he hier.

Die Asyl­bLG-Leis­tun­gen wür­den noch wei­ter unter das Niveau des ALG II bzw. SGB XII sin­ken. Ab 1.1.2017 bekä­me ein Allein­ste­hen­der in einer Unter­kunft mit Selbst­ver­sor­gung nur noch 299 Euro/Monat, der ALG II-Regel­satz beträgt ab 1.7.2017 hin­ge­gen 409 Euro/Monat. Auch die Taschen­geld­sät­ze bei Voll­ver­pfle­gung wür­den zum 1.1.2017 erneut gekürzt. Vgl. zur Kür­zungs­his­to­rie auch das PDF anbei.

Die sach­lich mit einem rea­len Min­der­be­darf aus einen gemein­sa­men Wirt­schaf­ten ein­an­der frem­der Men­schen nicht wirk­lich begründ­ba­re Geset­zes­vor­la­ge wider­spricht u.E. klar dem Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vom 18.07.2012 zum Asyl­bLG, wonach „die Men­schen­wür­de migra­ti­ons­po­li­tisch nicht rela­ti­vier­bar“ ist, das men­schen­wür­di­ge Exis­tenz­mi­ni­mum für Deut­sche und Aus­län­der glei­cher­ma­ßen sicher­zu­stel­len ist, und migra­ti­ons­po­li­tisch moti­vier­te Kür­zun­gen am Exis­tenz­mi­ni­mum ver­fas­sungs­wid­rig sind.

Dem­ge­mäß argu­men­tiert auch der Aus­schuss für Arbeit und Sozia­les des Bun­des­ra­tes: „Die spe­zi­el­le (abge­senk­te) Bedarfs­stu­fe für Leistungsbezieher/innen in Gemein­schafts­un­ter­brin­gung, die nicht in einer Paar­be­zie­hung leben, basiert auf sach­lich nicht gerecht­fer­tig­ten Annah­men und ist auf­zu­he­ben.

Statt der vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt gefor­der­ten Anglei­chung des Leis­tungs­ni­veaus im Asyl­bLG an das ALG II zu ent­spre­chen, wird mit der geplan­ten Ver­schär­fung des Asyl­bLG erneut der Weg beschrit­ten, die Leis­tun­gen aus migra­ti­ons­po­li­ti­schen Grün­den (Abschre­ckung) zu kür­zen. Letzt­lich kann eine dis­kri­mi­nie­rungs­freie und ver­fas­sungs­kon­for­me Leis­tungs­ge­wäh­rung für Flücht­lin­ge aber nur in der Form erfol­gen, dass das Asyl­bLG ganz abge­schafft wird und Flücht­lin­ge in das sozia­le Siche­rungs­sys­tem nach dem Sozi­al­ge­setz­buch ein­ge­glie­dert wer­den. Dies wäre auch im Inter­es­se einer früh­zei­ti­gen gesell­schaft­li­chen Teilhabe.

Kon­takt:

PRO ASYL und FR Ber­lin, Kon­takt Georg Clas­sen, 01573–2239518 und Andrea Kothen, 0178–732568

FR Baden-Würt­tem­berg, Tel. 0711–55 32 83–4

FR Bran­den­burg, Tel. 0331–716 499

FR Ham­burg, Tel. 040 431587 (ab 15 Uhr)

Hes­si­scher Flücht­lings­rat, 069–976 987 10

FR Nie­der­sach­sen, Kai Weber, Tel. 0178–1732569

FR Nord­rhein-West­fa­len, Bir­git Nau­joks, Tel. 0234 58731560

FR Schles­wig Hol­stein, Mar­tin Link, ml@frsh.de, Tel. 0431–735 000

FR Sach­sen: Tho­mas Hoff­mann, hoffmann@sfrev.de, Tel. 0351 33225235

Fr Sach­sen-Anhalt, Chris­ti­ne Böli­an, Tel. 0391–50549613

FR Thü­rin­gen, Ellen Kön­ne­ker, Tel. 0361–518 05 125

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