07.03.2017

Euro­päi­scher Gerichts­hof folgt nicht dem Antrag des Gene­ral­an­walts: Ein trau­ri­ger Tag für den Flücht­lings­schutz – ein Fei­er­tag für die Fes­tungs­bau­er und die Schlepperindustrie

Der Euro­päi­sche Gerichts­hof ist dem Antrag von Gene­ral­an­walt Pao­lo Men­goz­zi nicht gefolgt: EU-Staa­ten sei­en nach dem Uni­ons­recht nicht ver­pflich­tet, huma­ni­tä­re Visa für Schutz­su­chen­de aus­zu­stel­len. Es ste­he ihnen wei­ter­hin frei, dies auf Grund­la­ge ihres natio­na­len Rechts zu tun. »Das heu­ti­ge Urteil ist ein trau­ri­ger Tag für den Flücht­lings­schutz und ein Fei­er­tag für die Fes­tungs­bau­er und die Schlep­per­in­dus­trie«, so Karl Kopp, Europa­re­fe­rent von PRO ASYL.

PRO ASYL dankt Pro­fes­sor Men­goz­zi. Der renom­mier­te Jurist hat die Euro­päi­sche Uni­on dar­an erin­nert, was die Essenz des euro­päi­schen Pro­jek­tes ein­mal aus­ge­macht hat: Flücht­lings­schutz, Men­schen­wür­de, das Recht auf Leben, das Ver­bot unmensch­li­cher Behand­lung, das abso­lu­te Ver­bot der Fol­ter und der Schutz des Kin­des­wohls. Nach Ansicht Men­goz­zis müs­sen Staa­ten abklä­ren, ob huma­ni­tä­re Grün­de im indi­vi­du­el­len Fall vor­lie­gen wür­den und falls dies bejaht wür­de, so erfor­de­re der Visa­ko­dex die Ertei­lung eines Visums. Das Fol­ter­ver­bot in Art. 4 der Char­ta der Grund­rech­te und Art. 3 EMRK ent­hal­te eine Ver­pflich­tung der Staa­ten, so Men­goz­zi, zu han­deln, falls eine Ver­let­zung abseh­bar sei. Des­halb hät­ten die EU-Staa­ten die Pflicht, in die­sen Fäl­len ein Visum zu ertei­len. Das Argu­ment, dass eine sol­che Aus­le­gung zu einem Mas­sen­zu­strom füh­ren wür­de, ist nach Men­goz­zi hint­an­zu­stel­len, da die fun­da­men­ta­len Rech­te schutz­be­dürf­ti­ger Per­so­nen viel höher zu gewich­ten seien.

PRO ASYL wird wei­ter­hin für lega­le und gefah­ren­freie Wege für Schutz­su­chen­de kämp­fen, um das Ster­ben vor Euro­pas Gren­zen zu been­den. Dazu gehö­ren u.a. huma­ni­tä­re Visa, groß­zü­gi­ge Resett­le­ment-Pro­gram­me, die Erleich­te­rung des Fami­li­en­nach­zugs, aber auch eine ande­re Migrationspolitik.

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