25.11.2024

Pres­se­er­klä­rung anläss­lich des Inter­na­tio­na­len Tags zur Besei­ti­gung von Gewalt gegen Frauen

Das geplan­te Gewalt­hil­fe­ge­setz soll das Hil­fe­sys­tem bei geschlechts­spe­zi­fi­scher und häus­li­cher Gewalt ver­bes­sern. PRO ASYL begrüßt das drin­gend not­wen­di­ge Vor­ha­ben aus­drück­lich, ver­misst aber den Abbau von Zugangs­hür­den für geflüch­te­te Frau­en. Über das Gesetz wird vor­aus­sicht­lich noch in die­sem Jahr im Bun­des­tag entschieden.

„Der Gesetz­ent­wurf lässt die beson­ders ver­letz­li­che Grup­pe der geflüch­te­ten Frau­en weit­ge­hend im Stich“, kri­ti­siert Andrea Kothen, Refe­ren­tin bei PRO ASYL. “Das geplan­te Hil­fe­ge­setz ver­passt die Chan­ce, einen bes­se­ren Zugang für geflüch­te­te Frau­en zum Schutz vor Gewalt zu schaf­fen”, so Kothen wei­ter. Für geflüch­te­te Frau­en ist es zum Bei­spiel oft unmög­lich, einen Platz im Frau­en­haus zu bekom­men, da sie nur in einem bestimm­ten Bezirk woh­nen dür­fen. Sol­che Hür­den wie die räum­li­chen Beschrän­kun­gen, Wohn­sitz­auf­la­gen und die Mel­de­pflicht  im Asyl- und Auf­ent­halts­ge­setz blei­ben trotz des neu­en Geset­zes bestehen.

„Ein für alle Frau­en wirk­sa­mes Gewalt­hil­fe­ge­setz muss sich an den Lebens­rea­li­tä­ten aller Frau­en ori­en­tie­ren“, for­dert Andrea Kothen. „Es ist nicht hin­nehm­bar, dass etli­che Frau­en trotz Istan­bul-Kon­ven­ti­on immer noch kei­nen siche­ren Zugang zu Hilfs­ein­rich­tun­gen haben.“

Zahl­rei­che Hür­den für geflüch­te­te Frauen

PRO ASYL ver­misst in dem am 18. Novem­ber 2024 vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Fami­lie, Senio­ren, Frau­en und Jugend ver­öf­fent­lich­ten Geset­zes­ent­wurf “für ein ver­läss­li­ches Hil­fe­sys­tem bei geschlechts­spe­zi­fi­scher und häus­li­cher Gewalt” not­wen­di­ge Ver­bes­se­run­gen für geflüch­te­te Frau­en und Frau­en ohne Auf­ent­halts­sta­tus. Denn:

• Lan­ge Auf­ent­hal­te in Erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen mit restrik­ti­ven Resi­denz­pflich­ten und man­gel­haf­ter Gesund­heits­ver­sor­gung sor­gen dafür, dass geflüch­te­te Frau­en von Beginn ihres Auf­ent­halts an in Deutsch­land unzu­rei­chend geschützt sind.
• In kom­mu­na­len Gemein­schafts­un­ter­künf­ten gibt es meist kei­ne ver­bind­li­chen Gewalt­schutz­stan­dards.
Wohn­sitz­auf­la­gen ver­hin­dern in der Pra­xis oft den Zugang zu Frau­en­häu­sern, trotz bestehen­der Härtefallregelung.
• Die behörd­li­che Mel­de­pflicht sorgt dafür, dass Frau­en ohne Auf­ent­halts­sta­tus aus Angst vor Abschie­bung kei­ne Hil­fe vor Gewalt suchen.

Dabei ist die Bun­des­re­pu­blik zum Schutz aller Frau­en vor Gewalt durch die völ­ker­recht­li­che Istan­bul Kon­ven­ti­on ver­pflich­tet. Bereits 2022 wies der Exper­ten­aus­schuss des Euro­pa­rats für die Kon­ven­ti­on, GREVIO, auf den drin­gen­den Hand­lungs­be­darf beim Zugang mar­gi­na­li­sier­ter Grup­pen zu Schutz und Bera­tung hin. Statt­des­sen hat die Bun­des­re­gie­rung durch neue Restrik­tio­nen wie die Bezahl­kar­te oder die Mög­lich­keit einer völ­li­gen Sozi­al­leis­tungs­strei­chung den Schutz gewalt­be­trof­fe­ner Frau­en erschwert. Die im Kon­text des euro­päi­schen Asyl­sys­tems geplan­ten Mög­lich­kei­ten zu Ein­schrän­kun­gen der Bewe­gungs­frei­heit und Inhaf­tie­rung wer­den ihre Situa­ti­on wei­ter verschärfen.

PRO ASYL for­dert von der der­zei­ti­gen und der zukünf­ti­gen Regie­rung, end­lich den Gewalt­schutz-Ver­pflich­tun­gen aus der Istan­bul-Kon­ven­ti­on im Hin­blick auf mar­gi­na­li­sier­te und beson­ders schutz­be­dürf­ti­ge Grup­pen nachzukommen

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