11.05.2021

Am 15. Mai ist Inter­na­tio­na­ler Tag der Fami­lie, ein offi­zi­el­ler Gedenk­tag der Ver­ein­ten Natio­nen. Doch hun­dert­tau­sen­de Geflüch­te­te leben nicht mit ihren Liebs­ten zusam­men. Krieg und Ver­fol­gung haben Fami­li­en getrennt. Ein Weg zurück in die Her­kunfts­län­der wie z.B. in Syri­en, Afgha­ni­stan oder Eri­trea ist den Geflüch­te­ten auf­grund der dor­ti­gen poli­ti­schen Ver­hält­nis­se ver­sperrt. Um wie­der gemein­sam als Fami­lie in Sicher­heit zusam­men zu leben, bleibt nur der Fami­li­en­nach­zug nach Deutschland.

In Deutsch­land erschwe­ren oder ver­hin­dern das Aus­wär­ti­ge Amt und die gesetz­li­chen Bestim­mun­gen mas­siv die Fami­li­en­zu­sam­men­füh­rung. PRO ASYL star­tet des­halb die Akti­on #Fami­li­en­Ge­hö­ren­Zu­sam­men mit der heu­ti­gen Ver­öf­fent­li­chung des Auf­rufs #Fami­li­en­Ge­hö­ren­Zu­sam­men. Sie­ben (Ober-) Bür­ger­meis­ter aus unter­schied­li­chen Par­tei­en gehö­ren zu den Erst­un­ter­zeich­nern, dar­un­ter: Mike Schu­bert – Ober­bür­ger­meis­ter von Pots­dam (SPD), Belit Onay – Ober­bür­ger­meis­ter Han­no­vers (Grü­ne), Ste­phan Neher – Ober­bür­ger­meis­ter von Rot­ten­burg (CDU), sowie Burk­hard Jung – Ober­bür­ger­meis­ter von Leip­zig und Prä­si­dent des Deut­schen Städ­te­tags (SPD). Der Auf­ruf wird getra­gen von rund 200 zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen – von der Cari­tas und der Dia­ko­nie über ver­schie­de­ne evan­ge­li­sche Lan­des­kir­chen, den Kin­der­schutz­bund bis hin zu Flücht­lings­rä­ten und Ver­bän­den wie dem Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­band und der AWO. Ziel ist es, dass getrenn­te Fami­li­en schnell zusammenkommen.

Die Unter­zeich­nen­den des Auf­ru­fes for­dern den Bun­des­tag und die Bun­des­re­gie­rung auf: 

Stel­len Sie sicher, dass Geflüch­te­te als Fami­lie zusam­men­le­ben können! 

Set­zen Sie sich ein:

  • Für eine recht­li­che Gleich­stel­lung von sub­si­di­är Geschütz­ten und Flüchtlingen 
  • Für eine digi­ta­le Bean­tra­gung von Visa­an­trä­gen und die Bear­bei­tung inner­halb von weni­gen Wochen
  • Auch min­der­jäh­ri­ge Geschwis­ter­kin­der dür­fen nicht vom Fami­li­en­nach­zug aus­ge­schlos­sen werden“

Zur Begrün­dung unse­rer Forderungen:

Für sub­si­di­är Geschütz­te, vor allem aus Syri­en, Afgha­ni­stan und Eri­trea nach Deutsch­land gekom­men, ist am 1. August 2018 das Fami­li­en­nach­zugs­neu­re­ge­lungs­ge­setz in Kraft getre­ten. Es sieht vor, dass pro Monat maxi­mal 1000 Men­schen im Rah­men des Fami­li­en­nach­zugs zu ihrer Kern­fa­mi­lie mit sub­si­diä­rem Schutz nach Deutsch­land kom­men dür­fen. Die­se Kon­tin­gen­t­re­ge­lung hat aus dem Rechts­an­spruch auf Fami­li­en­nach­zug einen Gna­den­akt des Staa­tes gemacht. Und noch nicht ein­mal die­ses Kon­tin­gent wird aus­ge­schöpft. In 2020 wur­den nur 5300 Visa erteilt – statt der 12 000 mög­li­chen. Die Unter­zeich­nen­den des Auf­ru­fes for­dern daher die recht­li­che Gleich­stel­lung von sub­si­di­är Geschütz­ten mit Flücht­lin­gen nach der Gen­fer Flüchtlingskonvention.

Das Aus­wär­ti­ge Amt erschwert den Fami­li­en­nach­zug durch büro­kra­ti­sche Hür­den zusätz­lich mas­siv: Tau­sen­de Geflüch­te­te war­ten jah­re­lang auf ihre engs­ten Ange­hö­ri­gen, weil kei­ne Ter­mi­ne zur Visa­be­an­tra­gung bei den Bot­schaf­ten zeit­nah ver­ge­ben wer­den und eine digi­ta­le Antrag­stel­lung nicht mög­lich ist. Ist der Antrag irgend­wann end­lich gestellt, zieht sich das Visums­ver­fah­ren selbst in den meis­ten Fäl­len noch ein­mal unzu­mut­bar lan­ge hin. Das führt dazu, dass selbst nach der Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on aner­kann­te Schutz­be­rech­tig­te mit Rechts­an­spruch auf sofor­ti­gen Fami­li­en­nach­zug über Jah­re getrennt sind. Die lan­gen War­te­zei­ten allein auf einen Ter­min zur Antrag­stel­lung eines Visums könn­ten ver­mie­den wer­den. Die Tat­sa­che, dass es bei Fami­li­en­nach­zug im Rah­men von Fach­kräf­ten um ein Viel­fa­ches schnel­ler geht, zeigt, dass dies prin­zi­pi­ell mög­lich ist.

PRO ASYL und alle Unterzeichner*innen for­dern wei­ter­hin, dass min­der­jäh­ri­ge Geschwis­ter­kin­der nicht wei­ter vom Fami­li­en­nach­zug aus­ge­schlos­sen wer­den dür­fen. Eltern haben recht­lich einen Anspruch dar­auf, zu ihrem als Flücht­ling in Deutsch­land aner­kann­ten Kind zu zie­hen; Geschwis­ter­kin­dern wird die­ses Recht jedoch ver­wei­gert. Kon­kret bedeu­tet dies, dass sich Eltern zwi­schen ihren Kin­dern ent­schei­den müs­sen: Ent­we­der sie las­sen ihre wei­te­ren min­der­jäh­ri­gen Kin­der allein im Aus­land zurück, oder die Eltern ver­zich­ten auf den Fami­li­en­nach­zug und damit auf die fami­liä­re Gemein­schaft mit ihrem in Deutsch­land als Flücht­ling aner­kann­ten Kind.

PRO ASYL ruft dazu auf, die Tren­nung von Fami­li­en zu einem Schwer­punkt der Inter­kul­tu­rel­len Wochen zu machen und alle Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten für den Deut­schen Bun­des­tag zu befra­gen, wie sie die­se Unge­rech­tig­keit lösen wol­len. Die Inter­kul­tu­rel­le Woche fin­det bun­des­weit in 500 Kom­mu­nen auf Initia­ti­ve der Kir­chen und in zeit­li­cher Nähe zur Wahl des Deut­schen Bun­des­ta­ges statt.

Zum Auf­ruf mit der Lis­te der Erst­un­ter­zeich­nen­den geht es hier

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