31.05.2019

22 zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen for­dern in einem offe­nen Brief an den Bun­des­tag, das »Geord­ne­te-Rück­kehr-Gesetz« nicht zu verabschieden

Ein brei­tes Bünd­nis aus Anwalts- und Rich­ter­ver­ei­ni­gun­gen, Kinderrechts‑, Wohl­fahrts- und Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen for­dert die Abge­ord­ne­ten des Deut­schen Bun­des­ta­ges in einem offe­nen Brief auf, dem »Geord­ne­te-Rück­kehr-Gesetz« ihre Zustim­mung zu ver­wei­gern. Das Gesetz zielt auf Aus­gren­zung und ver­stößt gegen Grund- und Men­schen­rech­te, so die schar­fe Kri­tik. Ins­be­son­de­re die geplan­te Aus­wei­tung der Abschie­bungs­haft, Kür­zun­gen der Leis­tun­gen für Asyl­be­wer­ber unter das Exis­tenz­mi­ni­mum sowie die Ein­füh­rung eines neu­en pre­kä­ren Dul­dungs­sta­tus sind inak­zep­ta­bel und wer­den dra­ma­ti­sche Aus­wir­kun­gen für die Betrof­fe­nen haben, war­nen die Organisationen.

Das Gesetz sieht unter ande­rem vor, den in ande­ren EU-Staa­ten Aner­kann­ten nach zwei Wochen jeg­li­che Sozi­al­leis­tun­gen zu ent­zie­hen. Das ist ver­fas­sungs­wid­rig. Mas­si­ve Kür­zun­gen der Sozi­al­leis­tun­gen wür­den sogar Men­schen betref­fen, die noch mit­ten im Gerichts­ver­fah­ren ste­cken und bei denen noch nicht abschlie­ßend ent­schie­den wur­de, ob ihnen in Grie­chen­land, Ita­li­en oder Bul­ga­ri­en men­schen­un­wür­di­ge Auf­nah­me­be­din­gun­gen drohen.

Dane­ben ent­hält das neue Gesetz mas­si­ve Ver­schär­fun­gen im Bereich der Abschie­bungs­haft, deren Anwen­dung stark aus­ge­wei­tet wer­den soll und bei­na­he jeden tref­fen könn­te. Abschie­bungs­haft soll in regu­lä­ren Straf­ge­fäng­nis­sen durch­ge­führt wer­den – dies gilt selbst für Fami­li­en und Kin­der. Das wider­spricht der ein­deu­ti­gen Recht­spre­chung des Euro­päi­schen Gerichts­hofs, nach der Abschie­bungs­haft und Straf­haft streng zu tren­nen sind. Der neue pre­kä­re Sta­tus der Dul­dung light soll alle Men­schen tref­fen, die ihrer Pflicht, ein Aus­weis­do­ku­ment zu besor­gen, nicht nach­kom­men – dabei ist das für man­che Men­schen unmög­lich. Für Jugend­li­che und jun­ge Erwach­se­ne hät­te die­ser Sta­tus dra­ma­ti­sche Fol­gen, da er ihnen den Weg in ein Blei­be­recht ver­sperrt. Soll­te die­ses Gesetz in Kraft tre­ten, wer­den Zehn­tau­sen­de in Deutsch­land per­ma­nent in Angst vor Haft und vor Abschie­bung in einem Zustand der Per­spek­tiv­lo­sig­keit leben.

Der offe­ne Brief wur­de initi­iert von PRO ASYL, dem Pari­tä­ti­schen Gesamt­ver­band und Save the Child­ren Deutsch­land. Wei­te­re Unter­zeich­ner sind:

  • Amnes­ty International
  • Asyl in der Kir­che – Öku­me­ni­sche Bundesarbeitsgemeinschaft
  • AWO Bun­des­ver­band e.V.
  • Bun­des­fach­ver­band unbe­glei­te­te min­der­jäh­ri­ge Flüchtlinge
  • Care Deutsch­land und Luxemburg
  • Deut­sche Jugend in Euro­pa Bun­des­ver­band e.V.
  • Deut­sches Kinderhilfswerk
  • Deut­sche Gesell­schaft für Sys­te­mi­sche The­ra­pie, Bera­tung und Familientherapie
  • Deut­scher Anwalt­ver­ein – Arbeits­ge­mein­schaft Migrationsrecht
  • Dia­ko­nie Deutschland
  • Huma­nis­ti­sche Union
  • Inter­na­tio­na­ler Bund
  • Jesui­ten Flüchtlingsdienst
  • KOK – Bun­des­wei­ter Koor­di­nie­rungs­kreis gegen Men­schen­han­del e.V.
  • Netz­werk zur Umset­zung der UN-Kinderrechtskonvention
  • Neue Rich­ter­ver­ei­ni­gung
  • Repu­bli­ka­ni­scher Anwäl­tin­nen- und Anwäl­te­ver­ein e.V.
  • Terre des hom­mes – Hil­fe für Kin­der in Not
  • Ver­band bina­tio­na­ler Fami­li­en und Partnerschaften
Alle Presse­mitteilungen