14.09.2016

Von Ido­me­ni nach Straß­burg: Geflüch­te­te for­dern vor dem EGMR ihr Recht auf Rechte. 

Straßburg/Berlin/Frankfurt, 14. Sep­tem­ber 2016 – Acht Men­schen aus Syri­en, Irak und Afgha­ni­stan weh­ren sich gegen die Ein­schrän­kung ihrer Rech­te auf dem Flucht­weg durch Euro­pa. Sie haben wegen eines Push-Backs (dt. völ­ker­rechts­wid­ri­ge Zurück­wei­sung) im März 2016 aus der ehe­ma­li­gen jugo­sla­wi­schen Repu­blik Maze­do­ni­en in das Grenz­la­ger Ido­me­ni in Grie­chen­land Beschwer­de beim Euro­päi­schen Gerichts­hof für Men­schen­rech­te (EGMR) in Straß­burg ein­ge­reicht. Sie machen gel­tend, dass Maze­do­ni­en mit der Pra­xis unrecht­mä­ßi­ger und oft gewalt­sa­mer Zurück­wei­sun­gen gegen die Euro­päi­sche Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on (EMRK) verstößt.

Das Euro­pean Cen­ter for Con­sti­tu­tio­nal Human Rights (ECCHR) und PRO ASYL unter­stüt­zen die Indi­vi­du­al­be­schwer­den. Sie sehen die­se Ver­fah­ren als wei­te­ren wich­ti­gen Schritt um gegen die Push-Backs in Euro­pa und an den EU-Außen­gren­zen vor­zu­ge­hen und das grund­le­gen­de „Recht auf Rech­te“ von Geflüch­te­ten ein­zu­for­dern und Men­schen­rech­te als Ord­nungs­prin­zip durch­zu­set­zen. Ver­tre­ten wer­den die Beschwer­de­füh­ren­den vom ECCHR-Koope­ra­ti­ons­an­walt Cars­ten Geri­cke aus Hamburg.

„Die Schlie­ßung der grie­chisch-maze­do­ni­schen Gren­ze hat eine lega­le Ein­rei­se nach Euro­pa über die Bal­kan­rou­te de fac­to unmög­lich gemacht“, sagt ECCHR-Gene­ral­se­kre­tär Wolf­gang Kaleck. „Mit den Push-Backs setzt das Tran­sit­land Maze­do­ni­en genau­so wie Spa­ni­en an den EU-Außen­gren­zen auf men­schen­rechts­wid­ri­ge Mit­tel.“ Und Karl Kopp, Euro­pa-Refe­rent von PRO ASYL ergänzt: „In einem Euro­pa der Mau­ern und Zäu­ne bie­tet der EGMR in Straß­burg zumin­dest eine Hoff­nung, dass den Opfern sys­te­ma­ti­scher völ­ker­rechts­wid­ri­ger Zurück­wei­sun­gen von Maze­do­ni­en nach Grie­chen­land doch noch Gerech­tig­keit widerfährt.“

Die zwei Frau­en und sechs Män­ner (zum Schutz wer­den die Namen nicht genannt) über­quer­ten am 14. März 2016 gemein­sam mit etwa 1.500 ande­ren Geflüch­te­ten die grie­chisch-maze­do­ni­sche Gren­ze. Das maze­do­ni­sche Mili­tär setz­te sie fest und zwang sie zurück nach Grie­chen­land – durch pro­vi­so­ri­sche Löcher im neu gebau­ten Grenz­zaun. Die Beschwer­de­füh­ren­den hat­ten kei­ne Mög­lich­keit, Antrag auf Asyl zu stel­len und auch kei­ne Chan­ce, ein Rechts­mit­tel gegen die Maß­nah­me ein­zu­le­gen. Durch die Rück­schie­bung ohne jeg­li­ches indi­vi­du­el­les Ver­fah­ren und ohne Rechts­schutz­mög­lich­keit ver­stieß Maze­do­ni­en gegen Arti­kel 4 des Vier­ten Zusatz­pro­to­kolls (Ver­bot der Kol­lek­tiv­aus­wei­sung) und gegen Art. 13 (Recht auf effek­ti­ve Rechts­mit­tel) der EMRK.

Das ECCHR setzt sich seit 2014 mit recht­li­chen Inter­ven­tio­nen gegen die Abschie­be­prak­ti­ken in Euro­pa ein und unter­stützt auch die EGMR-Beschwer­den von zwei Geflüch­te­ten gegen Spa­ni­ens Push-Back-Pra­xis an der Gren­ze zu Marok­ko in Mel­il­la. PRO ASYL doku­men­tiert seit 2012 zahl­rei­che Push-Back-Ope­ra­tio­nen in der Ägä­is und unter­stütz­te die Über­le­ben­den des Grenz­über­wa­chungs­ein­sat­zes von Farm­a­ko­ni­si bis vor den EGMR.

Kon­takt:

ECCHR, Ana­bel Ber­me­jo – Tel.: + 49 (0) 172 – 587 00 87, E‑Mail: bermejo@ecchr.eu

PRO ASYL, Karl Kopp – Tel.: +49 (0)174 3384762,          E‑Mail: presse@proasyl.de

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