01.09.2023

Am 2. Sep­tem­ber wür­digt die Stif­tung PRO ASYL mit der Ver­lei­hung ihres Men­schen­rechts­prei­ses 2023 an den VBRG und sei­ne Partner*innen den Ein­satz der bun­des­wei­ten Bera­tungs­stel­len für Betrof­fe­ne rech­ter, ras­sis­ti­scher und anti­se­mi­ti­scher Gewalt. Stell­ver­tre­tend wer­den nament­lich Hei­ke Kleff­ner, Sul­ta­na Sedi­qi und Ibra­him Ars­lan ausgezeichnet. 

Die Ehrung ist ein Zei­chen der Soli­da­ri­tät mit Opfern rech­ter Gewalt und eine Unter­stüt­zung der demo­kra­ti­schen Zivil­ge­sell­schaft – in einer Zeit, in der in Deutsch­land täg­lich Men­schen aus ras­sis­ti­schen, rech­ten, anti­se­mi­ti­schen und ver­mehrt auch aus trans- und que­er­feind­li­chen Moti­ven ange­grif­fen werden.

„Wir leben in einer Zeit in der die Men­schen­rech­te kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit  mehr sind. Das Recht auf Asyl wird ange­grif­fen, auf Wor­te fol­gen die Taten. Wir alle müs­sen auf­wa­chen: Unse­re Demo­kra­tie ist in Gefahr. Wenn demo­kra­ti­sche  Par­tei­en sich jetzt nicht ent­schlos­sen und unmiss­ver­ständ­lich öffent­lich für das Recht auf Asyl und für ein Blei­be­recht der Opfer ras­sis­ti­scher Gewalt ein­set­zen, dann zer­brö­selt das Fun­da­ment unse­rer Demo­kra­tie: die Wür­de des Men­schen.“ warnt Hali­ma Gut­ale, Vor­sit­zen­de  des Stif­tungs­ra­tes, anläss­lich der Ver­lei­hung des Men­schen­rechts­prei­ses. Mit die­ser Aus­zeich­nung stellt sich PRO ASYL an die Sei­te der Opfer ras­sis­ti­scher Gewalt.

Gegen Straf­lo­sig­keit und Nor­ma­li­sie­rung ras­sis­ti­scher, rech­ter und anti­se­mi­ti­scher Gewalt

Der VBRG e.V. setzt sich seit sei­ner Grün­dung im Jahr 2014 dafür ein, dass Men­schen, die rech­te Gewalt erlit­ten haben, ihre Rech­te wahr­neh­men kön­nen und Zugang zu soli­da­ri­schen Bera­tungs- und Unter­stüt­zungs­ein­rich­tun­gen erhal­ten. Der­zeit haben sich in dem Ver­band 17 Bera­tungs­stel­len zusam­men­ge­schlos­sen, die ins­ge­samt 30 Anlauf­stel­len in 14 Bun­des­län­dern sowie Online­be­ra­tung anbie­ten. Jähr­lich bera­ten und beglei­ten die im VBRG zusam­men­ge­schlos­se­nen Bera­tungs­stel­len Hun­der­te Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Zeug*innen auf pro­fes­sio­nel­ler, kos­ten­lo­ser und unab­hän­gi­ger Basis sowie par­tei­lich im Sin­ne der Betrof­fe­nen. Sie kämp­fen damit gegen Straf­lo­sig­keit und gegen die Nor­ma­li­sie­rung von ras­sis­ti­scher, rech­ter und anti­se­mi­ti­scher Gewalt.

Zu den Preisträger*innen

Hei­ke Kleff­ner ist seit 2018 Geschäfts­füh­re­rin des VBRGs und freie Jour­na­lis­tin. Sie sagt: „Die Straf­lo­sig­keit in vie­len Fäl­len ras­sis­ti­scher, rech­ter und anti­se­mi­ti­scher Gewalt  und die Nor­ma­li­sie­rung ras­sis­ti­scher Dis­kur­se ent­mu­tigt die Ange­grif­fe­nen und stärkt die Täter*innen, ihre Sympathisant*innen und Nachahmer*innen. Daher ist eine Erwei­te­rung des Opfer­schut­zes im Auf­ent­halts­ge­setz über­fäl­lig. Dafür muss die Bun­des­re­gie­rung ein Geset­zes­vor­ha­ben für ein huma­ni­tä­res Blei­be­recht für Betrof­fe­ne ras­sis­ti­scher Gewalt ohne fes­ten Auf­ent­halts­sta­tus auf den Weg brin­gen – durch eine Erwei­te­rung des Para­gra­fen 25 im Auf­ent­halts­ge­setz. Es kann nicht sein, dass Täter*innen pro­fi­tie­ren, weil abge­scho­be­ne Opfer nicht mehr als Zeug*innen in Straf­ver­fah­ren aus­sa­gen können.“
Neben der direk­ten Unter­stüt­zung der Betrof­fe­nen legt sie auch einen Schwer­punkt dar­auf, durch ihre jour­na­lis­ti­sche Arbeit über die Ent­ste­hungs­be­din­gun­gen und Aus­wir­kun­gen von Rechts­ter­ro­ris­mus und das Han­deln staat­li­cher Insti­tu­tio­nen aufzuklären.

Sul­ta­na Sedi­qi, die als Kind mit ihrer Fami­lie aus Afgha­ni­stan floh und seit zehn Jah­ren in Thü­rin­gen lebt, sagt: „Ras­sis­tisch moti­vier­te Angrif­fe gegen Kin­der und Jugend­li­che haben sich inner­halb von einem Jahr ver­dop­pelt und beein­flus­sen den All­tag der betrof­fe­nen Fami­li­en mas­siv. All­zu oft füh­len sich die Fami­li­en von den Insti­tu­tio­nen des Rechts­staats im Stich gelassen.“

Im Jahr 2021 grün­de­te sie die Initia­ti­ve Jugend­li­che ohne Gren­zen in Thü­rin­gen und ist stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de des Ver­eins Migra­Fem. Vor dem Hin­ter­grund ihrer eige­nen Erfah­run­gen unter­stützt Sul­ta­na Sedi­qi Jugend­li­che und Frau­en, die in Ost­deutsch­land Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung erlebt haben und arbei­tet dabei eng mit der Thü­rin­ger Opfer­be­ra­tungs­stel­le ezra – Bera­tung für Betrof­fe­ne rech­ter, ras­sis­ti­scher und anti­se­mi­ti­scher Gewalt im Netz­werk des VBRGs zusammen.

İbrah­im Ars­lan ist Über­le­ben­der und Hin­ter­blie­be­ner des ras­sis­ti­schen Brand­an­schlags am 23. Novem­ber 1992 in Mölln und sagt: „Die Über­le­ben­den sind die Hauptzeug*innen des Gesche­hens und kei­ne Statist*innen. Ihre Per­spek­ti­ve muss selbst­ver­ständ­li­cher Mit­tel­punkt der staat­li­chen Maß­nah­men und zivil­ge­sell­schaft­li­chen Initia­ti­ven sein.“

Seit vie­len Jah­ren enga­giert er sich für die Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on und das Empower­ment von Betrof­fe­nen ras­sis­ti­scher Gewalt – u.a. im „Betrof­fe­nen- und Soli­da­ri­täts­netz­werk“ (BeSo­Net) und bringt als Bil­dungs­re­fe­rent ins­be­son­de­re an Schu­len die Per­spek­ti­ve der Betrof­fe­nen ein. Durch die „Möll­ner Rede im Exil“, die er seit 2013 gemein­sam mit sei­ner Fami­lie und dem Freun­des­kreis im Geden­ken an die ras­sis­ti­schen Brand­an­schlä­ge von Mölln 1992 zum Jah­res­tag des Brand­an­schlags ver­an­stal­tet, eta­blier­te er eine neue Gedenk­kul­tur gegen das Ver­ges­sen, die die Ange­hö­ri­gen und Über­le­ben­den ras­sis­ti­scher und anti­se­mi­ti­scher Anschlä­ge und Mor­de in den Mit­tel­punkt stellt.

Wür­di­gung durch Staats­mi­nis­te­rin Lisa Paus

Die Bun­des­mi­nis­te­rin für Fami­lie, Senio­ren, Frau­en und Jugend kom­men­tiert: „Ich gra­tu­lie­re dem VBRG zur Aus­zeich­nung mit dem Men­schen­rechts­preis von Pro Asyl. Der Ver­band setzt sich seit vie­len Jah­ren für die Belan­ge und den Schutz von Betrof­fe­nen rech­ter, ras­sis­ti­scher und anti­se­mi­ti­scher Gewalt ein. Die zuge­wand­te und pro­fes­sio­nel­le Beglei­tung leis­tet einen wich­ti­gen Bei­trag zur Auf­ar­bei­tung der Gewalt­er­fah­run­gen für Betrof­fe­ne und unter­stützt sie auf ihrem Weg zurück in einen selbst­be­stimm­ten All­tag. Das Enga­ge­ment des VBRG und der zahl­rei­chen Bera­tungs­stel­len, die im gesam­ten Bun­des­ge­biet tätig sind, ver­dient größ­te Wertschätzung.“

Wür­di­gung durch Staats­mi­nis­te­rin Reem Alabali-Radovan

Die Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für Migra­ti­on, Flücht­lin­ge und Inte­gra­ti­on und Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für Anti­ras­sis­mus kom­men­tiert: „Die Stif­tung Pro Asyl wür­digt die wich­ti­ge Arbeit der Opfer­be­ra­tungs­stel­len für die Betrof­fe­nen von rech­ter, ras­sis­ti­scher und anti­se­mi­ti­scher Gewalt. Sie set­zen die Per­spek­ti­ve der Betrof­fe­nen in den Mit­tel­punkt und sind eine lau­te und star­ke Stim­me für deren Belan­ge. Als Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für Anti­ras­sis­mus set­ze ich mich für den Schutz und die Unter­stüt­zung von Ras­sis­mus Betrof­fe­ner ein und för­de­re daher seit Jah­ren die wert­vol­le Arbeit des VBRG im Rah­men des Bun­des­pro­gramms „Demo­kra­tie leben!“.

Zur Preis­ver­lei­hung

Der Preis der Stif­tung PRO ASYL ist mit 5.000€ pro Preisträger*in dotiert. Die Preis­ver­lei­hung fin­det am 2. Sep­tem­ber in Frank­furt am Main statt. In den dar­auf­fol­gen­den Tagen wer­den auf der Home­page von PRO ASYL Inter­views mit den Preis­trä­ge­rin­nen veröffentlicht.

Fotos der Preisträger*innen kön­nen Sie über info@verband-brg.de und presse@proasyl.de anfragen.

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