17.01.2017

PRO ASYL: Für die Fami­li­en Schi­ka­ne, für die Behör­den Mehr­ar­beit ohne Erkenntnisgewinn

Für die betrof­fe­nen Eltern ist es ein ärger­li­cher Rei­se- und Orga­ni­sa­ti­ons­auf­wand, für die Kin­der eine Belas­tung und für die Behör­den ein beträcht­li­cher büro­kra­ti­scher Auf­wand mit kei­ner­lei Erkennt­nis- oder Sicher­heits­ge­winn: die Ein­be­stel­lung von Klein­kin­dern und Säug­lin­gen von Asyl­su­chen­den zur erken­nungs­dienst­li­chen Behand­lung (ED-Behand­lung) im Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge (BAMF).

Die »Akti­on Kin­der­fo­to« wirft ein bezeich­nen­des Licht auf das aktu­el­le flücht­lings­po­li­ti­sche Kli­ma, in dem Sinn und Zweck ein­zel­ner Maß­nah­men nicht mehr hin­ter­fragt wer­den, son­dern die Idee vor­herrscht, dass viel Akti­vis­mus auch viel hel­fen wird.

Ers­te Vor­la­dun­gen tauch­ten im Novem­ber in Bay­ern auf. Aktu­ell berich­ten z.B. Frank­fur­ter Anwäl­tIn­nen, dass ihnen meh­re­re Ladun­gen an die Kin­der ihrer Man­dan­ten für den 19. Janu­ar 2017 z.B. in der Außen­stel­le Büdin­gen des Bun­des­am­tes vor­lie­gen. In den Ladun­gen wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass bei Nicht­er­schei­nen das Ver­fah­ren wegen man­geln­der Mit­wir­kung ein­ge­stellt wer­den kann. Über den Hin­weis, dass es sich um eine ED-Behand­lung han­de­le, fin­det sich kei­ne Infor­ma­ti­on zum Sinn der Akti­on bzw. eine Rechts­grund­la­ge. Tat­säch­lich fin­det sich in § 16 Abs. 1 AsylG eine Rege­lung, die ein Ein­falls­tor für die Idee ist, Säug­lin­ge und Klein­kin­der zum Foto­ter­min ein­zu­la­den. Dem­nach dür­fen Licht­bil­der und Fin­ger­ab­drü­cke von Aus­län­de­rIn­nen genom­men wer­den, wenn sie das 14. Lebens­jahr voll­endet haben. Unter die­ser Alters­gren­ze »dür­fen nur Licht­bil­der auf­ge­nom­men wer­den«. Eine flä­chen­de­cken­de Foto­samm­lung von Säug­lin­gen und Klein­kin­dern von Asyl­su­chen­den dürf­te der Gesetz­ge­ber mit die­ser Rege­lung nicht gemeint haben – obwohl sie ins Asyl­ge­setz in der Hek­tik des letz­ten Jah­res hin­ein­ge­nom­men wor­den ist.

Doch mit deut­scher Hun­dert­pro­zen­tig­keit hat die Bun­des­amts­spit­ze ihre Dienst­an­wei­sung zur ED-Behand­lung so geän­dert, dass bei allen Kin­dern unter 14 Jah­ren ein Foto ange­fer­tigt wird, das dann zur Akte genom­men wird. Das ist zwar gro­ber Unfug, denn das schnel­le Ver­al­ten von Kin­der­por­träts wür­de der deut­schen Gründ­lich­keit hal­ber dann wohl auch beinhal­ten müs­sen, dass jedes Jahr aufs Neue foto­gra­fiert wird. Ver­wert­ba­re bio­me­tri­sche Daten erhält man so nicht.

In einer in Bay­ern ergan­ge­nen Ladung für ein im August 2016 gebo­re­nes Kind heißt es zudem: »Bit­te beach­ten Sie, dass das Bun­des­amt für die Dau­er der War­te­zeit kei­ne Ver­pfle­gung zur Ver­fü­gung stellt«. Zumin­dest Säug­lin­gen wird die­se War­nung nicht so wich­tig sein. Klein­kin­der wer­den offen­sicht­lich aus dem Pick­nick­korb der Eltern ver­sorgt wer­den müs­sen, soweit die­se den amt­li­chen Hin­weis ver­stan­den haben.

Das Bun­des­amt hat – wie im letz­ten Jahr – eigent­lich Wich­ti­ge­res zu tun, näm­lich in Asyl­ver­fah­ren zeit­nah und sach­ge­recht zu ent­schei­den. Es soll­te der Bun­des­amts­spit­ze eigent­lich mög­lich sein, auch dem Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um zu ver­deut­li­chen, dass eine Gale­rie von Säug­lings- und Klein­kin­der­fo­tos weder zweck­dien­lich noch ein Sicher­heits­ge­winn ist.

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