08.06.2011

Die bun­des­wei­te Arbeits­ge­mein­schaft PRO ASYL star­tet eine breit ange­leg­te Kam­pa­gne mit dem Ziel, die Auf­nah­me von rund 11.000 Flücht­lin­gen in Euro­pa zu errei­chen. Sie zielt auf das Tref­fen der EU-Innen­mi­nis­ter am 9./10. Juni und das Tref­fen der EU-Regie­rungs­chefs am 23./24. Juni.

Auf dem Kir­chen­tag hat­te die Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel nach Agen­tur­be­rich­ten for­mu­liert, Deutsch­land neh­me aus huma­ni­tä­ren Grün­den poli­tisch ver­folg­te Men­schen auf – etwa aus Syri­en, Liby­en und dem Jemen.

Tat­säch­lich hat die Bun­des­re­gie­rung bis­lang jedoch kei­nen ein­zi­gen der poli­tisch ver­folg­ten Men­schen aus die­sen Län­dern geret­tet. Allein zur Auf­nah­me von 150 Flücht­lin­gen aus Mal­ta konn­te sich die Bun­des­re­gie­rung durch­rin­gen. „Gro­ßen Wor­ten fol­gen klein­mü­ti­ge Ges­ten“, kom­men­tiert dies Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. PRO ASYL for­dert die Kanz­le­rin auf, sich für die Auf­nah­me der rund 11.000 Flücht­lin­ge aus Liby­en in Euro­pa und auch in Deutsch­land einzusetzen.

Seit Wochen for­dert der UNHCR die Auf­nah­me von rund 11.000 aner­kann­ten oder im Ver­fah­ren befind­li­chen Flücht­lin­gen aus Liby­en. Rund 6.000 von ihnen befin­den sich in aus­weg­lo­ser Lage in Flücht­lings­la­gern im tune­sisch-liby­schen Grenz­ge­biet. Da Deutsch­land wie auch fast alle ande­ren euro­päi­sche Staa­ten auf die drin­gen­den For­de­run­gen des UNHCR bis­lang nicht reagier­ten, sehen die buch­stäb­lich in der Wüs­te fest­sit­zen­den Flücht­lin­ge nur einen Aus­weg: die lebens­ge­fähr­li­che Flucht über das Mit­te­leer. Mehr als 1.600 Flücht­lin­ge sind hier­bei in den letz­ten Mona­ten ums Leben gekommen.

Anstatt Men­schen­le­ben zu ret­ten, wird in den gegen­wär­ti­gen Ver­hand­lun­gen zwi­schen der EU-Kom­mis­si­on, dem Euro­päi­schen Rat und dem Euro­pa­par­la­ment der Aus­bau der Fes­tung Euro­pa vor­an­ge­trie­ben. Die Grenz­agen­tur Fron­tex soll künf­tig auch in Nord­afri­ka tätig wer­den und eigen­stän­dig Arbeits­ab­kom­men mit Dritt­staa­ten schlie­ßen kön­nen. Bei der Koope­ra­ti­on von Fron­tex mit den Dritt­staa­ten soll es genü­gen, dass die­se ledig­lich „Min­dest­men­schen­rechts­stan­dards“ einhalten.

PRO ASYL kri­ti­siert dies als „Aus­ver­kauf der Flücht­lings­rech­te“. Men­schen­rech­te sind unteil­bar und dür­fen nicht rela­ti­viert wer­den. An Euro­pas Gren­zen darf es kei­ne men­schen­rechts­frei­en Zonen geben.

PRO ASYL appel­liert des­halb der­zeit in einer öffent­li­chen E‑Mail- und Post­kar­ten-Akti­on an den EU-Rats­prä­si­den­ten Her­man von Rom­puy. PRO ASYL for­dert damit den Rats­prä­si­den­ten auf, sich beim Tref­fen des Euro­päi­schen Rates am 24. Juni für die Auf­nah­me der im tune­sisch-liby­schen Grenz­ge­biet fest­sit­zen­den Flücht­lin­gen ein­zu­set­zen und sich der Abschot­tungs­po­li­tik der Euro­päi­schen Uni­on ent­schie­den entgegenzustellen.

Zum Fly­er der Kam­pa­gne (PDF)

PRO ASYL-Kurz-Stel­lung­nah­me zur neu­en Fron­tex-Ver­ord­nung (PDF)

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