12.08.2014

PRO ASYL for­dert die Bun­des­re­gie­rung und die EU-Staa­ten auf, die Auf­nah­me einer gro­ßen Zahl von Flücht­lin­gen aus dem Irak vor­zu­be­rei­ten. Ange­sichts hun­dert­tau­sen­der im nörd­li­chen Irak her­um­ir­ren­der und mehr als 500.000 im kur­di­schen Nord­irak pro­vi­so­risch unter­ge­kom­me­ner Flücht­lin­ge muss die Bun­des­re­gie­rung jetzt handeln.

„Es darf nicht wie­der dazu kom­men, dass Jah­re damit ver­tan wer­den, auf sta­bi­le­re Ver­hält­nis­se zu hof­fen und auf die Kar­te „huma­ni­tä­re Hil­fe statt Flücht­lings­auf­nah­me“ zu set­zen“, so Bernd Meso­vic, stell­ver­tre­ten­der Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL.

Das müs­se eine der Leh­ren aus dem quä­lend lang­sam ange­lau­fe­nen Auf­nah­me­pro­gramm für syri­sche Flücht­lin­ge sein. Über zwei Jah­re dau­er­te es nach dem Aus­bruch des syri­schen Bür­ger­krie­ges bis es zur Auf­nah­me einer rele­van­ten Zahl von Flücht­lin­gen aus Syri­en kam. Nicht nur ange­sichts der bar­ba­ri­schen Ver­fol­gung reli­giö­ser Min­der­hei­ten durch die IS-Jiha­dis­ten müs­sen dies­mal schnel­ler Maß­nah­men ins Auge gefasst wer­den – bis hin zur direk­ten Evakuierung.

Wie in der Zeit nach Aus­bruch des Bür­ger­krie­ges in Syri­en wer­den Irak­flücht­lin­ge zunächst über­wie­gend dar­auf hof­fen, vor­über­ge­hend in einem Erst­auf­nah­me­staat oder einer aktu­ell noch siche­ren Regi­on im Irak unter­zu­kom­men, um, sobald sich die Sicher­heits­la­ge ver­bes­sert, selbst in ihre Hei­mat zurück­keh­ren zu kön­nen. Das Bei­spiel Syri­en hat jedoch gezeigt, dass bei einer Fort­dau­er des Kon­flik­tes vie­le Men­schen aus der ins­ge­samt immer unsi­che­rer wer­den­den Regi­on zu flie­hen versuchen.

Die Erst­auf­nah­me­staa­ten der Regi­on, die bereits vie­le Hun­dert­tau­sen­de syri­sche Flücht­lin­ge beher­ber­gen, haben teil­wei­se bereits erken­nen las­sen, dass mit einer ver­gleich­ba­ren Offen­heit ihrer Gren­zen für Schutz­su­chen­de dies­mal nicht zu rech­nen ist: Seit Frei­tag letz­ter Woche hat die Tür­kei die Gren­ze für Flücht­lin­ge mit ira­ki­schen Päs­sen geschlos­sen. Unter ande­rem für ira­ki­sche Turk­me­nen und Jesi­den will die Tür­kei im Nord­irak wei­te­re Lager ein­rich­ten helfen.

Nach Anga­ben des tür­ki­schen Innen­mi­nis­te­ri­ums leben knapp 1,4 Mil­lio­nen syri­sche Flücht­lin­ge in der Tür­kei. Die Lage auch für die­se wird immer schwie­ri­ger. Erst vor weni­gen Tagen hat ein UNHCR-Spre­cher bilan­ziert, die Tür­kei und UNHCR sei­en am syri­schen Flücht­lings­pro­blem geschei­tert. Der Poli­tik der offe­nen Tür sei kei­ne Inte­gra­ti­on in die tür­ki­sche Gesell­schaft gefolgt.

In den deut­schen Asyl­sta­tis­ti­ken schla­gen sich die jüngs­ten Ereig­nis­se im Irak noch kaum nie­der. Mit ledig­lich 2.076 Asyl­su­chen­den im ers­ten Halb­jahr 2014 steht der Irak als Her­kunfts­land nur auf Platz 10. Das aber kann sich, so die Erfah­rung aus der Syri­en-Flücht­lings­kri­se, bin­nen weni­ger Mona­te ändern. Ein effek­ti­ves Auf­nah­me­pro­gramm der EU soll­te auch dafür sor­gen, dass Flücht­lin­ge, die schlimms­te Erleb­nis­se hin­ter sich haben, nicht den ris­kan­ten Ver­such unter­neh­men müs­sen, auf Boo­ten über das Mit­tel­meer oder auf ande­ren ris­kan­ten Rou­ten die Regi­on zu verlassen.

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