26.10.2010

Die Bun­des­wei­te Arbeits­ge­mein­schaft für Flücht­lin­ge PRO ASYL warnt vor einer neu­en Mau­er gegen Flücht­lin­ge in Grie­chen­land. EU-Kom­mis­sa­rin Malm­ström kün­dig­te vor­ges­tern den Ein­satz von „Rapid Bor­der Inter­ven­ti­on Teams“ der EU-Agen­tur FRONTEX an. Die Mehr­heit der rund 32.000 in den ers­ten vier Mona­ten die­ses Jah­res über die grie­chisch-tür­ki­sche Nord­gren­ze ange­kom­me­nen Men­schen sind Schutz­be­dürf­ti­ge. Einer der letz­ten offe­nen Flucht­we­ge für Flücht­lin­ge aus dem Iran, Irak, Afgha­ni­stan, Soma­lia, Eri­trea nach Euro­pa soll nun geschlos­sen wer­den. 30.000–40.000 Flücht­lin­ge sind für ein klei­nes Land wie Grie­chen­land, das über kein funk­tio­nie­ren­des Asyl­sys­tem ver­fügt, eine Her­ku­les­auf­ga­be – nicht jedoch für die gesam­te Euro­päi­sche Uni­on mit Staa­ten wie Deutsch­land, die noch vor eini­gen Jah­ren die Asyl­an­trä­ge von jähr­lich 100.000 Schutz­su­chen­den bear­bei­ten konn­ten. PRO ASYL erwar­tet von den Staa­ten der Euro­päi­schen Uni­on ein Zei­chen der Soli­da­ri­tät mit Flücht­lin­gen. Dazu gehört auch die Auf­nah­me von Flücht­lin­gen aus Grie­chen­land in ande­ren EU-Staa­ten und eine grund­le­gen­de Reform der euro­päi­schen Zustän­dig­keits­ver­ord­nung Dub­lin II.

Die deut­sche Bun­des­re­gie­rung geht jedoch den ent­ge­gen­ge­setz­ten Weg. Ihr Ziel: Flücht­lin­ge sol­len in den EU-Staat zurück, über den sie nach Euro­pa ein­ge­reist sind. Selbst Gerich­te sol­len Zurück­wei­sun­gen nach Grie­chen­land nicht effek­tiv stop­pen dür­fen. Des­halb wird sich das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt in einer münd­li­chen Ver­hand­lung am 28. Okto­ber 2010 damit befassen.

PRO ASYL for­dert ange­sichts der sich zuspit­zen­den Ver­hält­nis­se in Grie­chen­land die Bun­des­re­gie­rung auf, einen sofor­ti­gen Abschie­be­stopp zu erlas­sen. In Grie­chen­land dro­hen Flücht­lin­gen Obdach­lo­sig­keit und Recht­lo­sig­keit. „Grie­chen­land ist eine asyl­recht­li­che Wüs­te. Die Chan­ce auf Asyl ist dort gleich null, den Men­schen droht die Obdach­lo­sig­keit“, sag­te Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. Euro­pa­weit wer­den Abschie­bun­gen nach Grie­chen­land gestoppt – in Deutsch­land wer­den auf­grund eines Erlas­ses des Innen­mi­nis­te­ri­ums nur Min­der­jäh­ri­ge und beson­ders Schutz­be­dürf­ti­ge von einer Zurück­schie­bung aus­ge­nom­men. Der UN-Son­der­be­richt­erstat­ter gegen Fol­ter hat am 20. Okto­ber 2010 eben­falls die Situa­ti­on in Grie­chen­land kri­ti­siert. Dies sei ein euro­päi­sches Pro­blem, das eine euro­päi­sche Lösung erfor­de­re und nicht eine Ver­stär­kung der Gren­zen durch FRONTEX. Die Euro­päi­sche Uni­on müs­se die Dub­lin II-Ver­ord­nung durch ein fai­re­res Sys­tem ersetzen.

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