23.01.2018

Erst am Wochen­en­de hat ein schwer bewaff­ne­tes Kom­man­do, ver­mut­lich der Tali­ban, den bis­lang größ­ten Anschlag im Jahr 2018 in Kabul ver­übt. Mehr als 20 Men­schen wur­den im Hotel Inter­con­ti­nen­tal getö­tet. Mit die­sem Anschlag haben die Tali­ban wie­der ein­mal demons­triert, dass sie über­all und zu jeder Zeit in Kabul zuschla­gen kön­nen und die Vor­stel­lung der deut­schen Asyl­be­hör­den Lügen gestraft, es gebe siche­re Gebie­te im Lande.

Steht noch eini­ger­ma­ßen im Licht der Medi­en­öf­fent­lich­keit, was in Kabul pas­siert, wer­den Anschlä­ge mit zivi­len Opfern anders­wo in Afgha­ni­stan in Euro­pa medi­al kaum wahrgenommen.

Trotz der sich ver­schlech­tern­den Sicher­heits­si­tua­ti­on soll am heu­ti­gen Tag der nächs­te Abschie­be­flug ab Düs­sel­dorf statt­fin­den. PRO ASYL kri­ti­siert die Igno­ranz, mit der die Bun­des­re­gie­rung offen­bar auf einen Gewöh­nungs­ef­fekt setzt und zugleich im Par­la­ment ver­nünf­ti­ge Ant­wor­ten auf die Fra­ge, wel­che Regio­nen Afgha­ni­stans man für sicher hält, ver­wei­gert (Fra­ge 5, Fra­ge­stun­de am 17. Janu­ar 2018). So hat der Par­la­men­ta­ri­sche Staats­se­kre­tär Dr. Ole Schrö­der es für aus­rei­chend gehal­ten, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass das Bun­des­amt und die Ver­wal­tungs­ge­rich­te jeden Ein­zel­fall prüften.

Die aber hän­gen nicht zuletzt von kla­ren Aus­künf­ten des Aus­wär­ti­gen Amtes ab. Das hat aber seit Herbst 2016 kei­nen Lage­be­richt zu Afgha­ni­stan gelie­fert. Die längst fäl­li­ge Neu­be­wer­tung der Sicher­heits­la­ge blieb aus, sodass das BAMF und die Ver­wal­tungs­ge­rich­te die aktu­ells­ten Infor­ma­tio­nen jeden­falls von deutsch-amt­li­cher Sei­te nicht haben.

Es ist nach­voll­zieh­bar, dass sich vor dem Hin­ter­grund der aktu­el­len Sicher­heits­si­tua­ti­on nicht genü­gend Frei­wil­li­ge bei der Bun­des­po­li­zei fin­den, um Abschie­bun­gen nach Kabul zu beglei­ten. Bun­des­in­nen­mi­nis­ter de Mai­ziè­re hat sich seit Jah­ren an die Spit­ze derer gestellt, die afgha­ni­schen Flücht­lin­gen ernst­haf­te Flucht­grün­de abspre­chen. Das wird wider­legt, nicht nur durch die stän­di­gen Mel­dun­gen über Anschlä­ge im Lan­de, son­dern auch durch die vom Bun­des­in­nen­mi­nis­ter selbst vor­ge­tra­ge­ne Asyl­sta­tis­tik 2017.

Die berei­nig­te Gesamt­schutz­quo­te für Afgha­nIn­nen betrug 2017 beim Bun­des­amt mehr als 47 Pro­zent. Hin­zu kam eine Viel­zahl von gericht­li­chen Ent­schei­dun­gen, mit denen Ableh­nun­gen des BAMF kor­ri­giert wur­den. Bis Sep­tem­ber 2017 gab es bei Kla­gen von Afgha­nIn­nen bei inhalt­li­cher Prü­fung durch die Ver­wal­tungs­ge­rich­te eine Erfolgs­quo­te von 61 Pro­zent (sie­he Bun­des­tags-Druck­sa­che 19/385, S. 32).

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