30.07.2010

High Court Irlands ruft EuGH zur EU-wei­ten Klä­rung an: Dür­fen Asyl­su­chen­de trotz men­schen­rechts­wid­ri­ger Lebens­um­stän­de nach Grie­chen­land zurück­ge­schickt werden?

Ges­tern hat der Beru­fungs­ge­richt Irlands (High Court) Irlands den Euro­päi­schen Gerichts­hof (EuGH) in Luxem­burg ange­ru­fen. Er soll prü­fen, ob durch Abschie­bun­gen von Asyl­su­chen­den nach Grie­chen­land im Rah­men der Dub­lin II-Ver­ord­nung euro­päi­sches Recht ver­letzt wird. In Irland wur­den dar­auf­hin die anhän­gi­gen Ver­fah­ren gegen Dub­lin-Über­stel­lun­gen nach Grie­chen­land ausgesetzt.

Mit der Vor­la­ge aus Irland sind wich­ti­ge Fra­gen, die der­zeit auch dem deut­schen Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt vor­lie­gen, beim Luxem­bur­ger EuGH anhän­gig, der eine EU-weit gül­ti­ge Ent­schei­dung tref­fen wird.

PRO ASYL begrüßt, dass nun die Fehl­kon­struk­ti­on des euro­päi­schen Asyl­sys­tems auf höchs­ter gericht­li­cher Ebe­ne behan­delt wird. Es bedarf drin­gen­der Korrekturen.

„Wir erwar­ten eine Prä­ze­denz­ent­schei­dung, die tau­sen­de Flücht­lin­ge betref­fen wird, die aus ande­ren EU-Staa­ten nach Grie­chen­land abge­scho­ben wer­den sol­len“, sag­te Marei Pel­zer, Refe­ren­tin von PRO ASYL.

Die Dub­lin II-Ver­ord­nung regelt die Zustän­dig­keit der EU-Staa­ten für Asyl­ver­fah­ren. Zumeist ist hier­nach der Ein­rei­se­staat für den Asyl­be­wer­ber zustän­dig, zur­zeit sind dies ins­be­son­de­re die süd­li­chen EU-Mit­glied­staa­ten. Die men­schen­rechts­wid­ri­gen Zustän­de für Flücht­lin­ge in Grie­chen­land, die in der letz­ten Woche zu einer Ver­ur­tei­lung Grie­chen­lands durch den Straß­bur­ger Men­schen­rechts­ge­richts­hof führ­ten, sind für vie­le Flücht­lin­ge Anlass für den Ver­such, in ande­re Län­der wei­ter­zu­rei­sen. Nach der Dub­lin II-Ver­ord­nung droht dann jedoch die Rück­über­stel­lung nach Griechenland.

Seit Anfang Sep­tem­ber 2009 sind Ver­fah­ren beim Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt anhän­gig, das im Lau­fe des Jah­res ent­schei­den will, ob Über­stel­lun­gen nach Grie­chen­land ver­fas­sungs­recht­lich zuläs­sig sind.

PRO ASYL for­dert eine Aus­set­zung aller Abschie­bun­gen nach Grie­chen­land, solan­ge die desas­trö­sen Zustän­de für Flücht­lin­ge dort anhalten.

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