01.03.2022

Die Tali­ban nut­zen die Auf­merk­sam­keit der Welt für die Ukrai­ne, um die Unter­drü­ckung und Ver­fol­gung in Afgha­ni­stan immer wei­ter aus­zu­wei­ten. Nun ist bekannt gewor­den, dass Men­schen, die für west­li­che Orga­ni­sa­tio­nen gear­bei­tet haben, dar­an gehin­dert wer­den, das Land zu ver­las­sen, Frau­en dür­fen, außer aus reli­giö­sen Grün­den, nicht mehr rei­sen. Und seit zwei Wochen grei­fen Tali­ban-Kämp­fer im Auf­trag der Macht­ha­ber  immer mehr Men­schen an, durch­su­chen und plün­dern Häuser.

„Obwohl jetzt alle Bli­cke auf die Ukrai­ne und die Hil­fe für die Flücht­lin­ge dort gerich­tet sind, dür­fen wir die Men­schen in Afgha­ni­stan nicht ver­ges­sen. Die Bun­des­re­gie­rung und ande­re Staa­ten dür­fen nicht zulas­sen, dass die Tali­ban im Wind­schat­ten des Ukrai­ne-Krie­ges immer mehr Men­schen unter­drü­cken, ver­fol­gen, fol­tern und töten“, sagt Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer der Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on PRO ASYL. „Wir for­dern von der Bun­des­re­gie­rung, zu ihrer Ver­ant­wor­tung zu ste­hen und Ver­folg­te zu ret­ten: Afghan*innen, die für deut­sche Insti­tu­tio­nen gear­bei­tet haben, die sich als Journalist*innen, Anwält*innen oder Menschenrechtsaktivist*innen für Demo­kra­tie und Men­schen­rech­te stark gemacht haben, müs­sen geret­tet wer­den. Nötig sind dafür die sofor­ti­ge Umset­zung der Vor­ha­ben des Koali­ti­ons­ver­trags wie eine Reform des Orts­kräf­te­ver­fah­rens, die Öff­nung der Men­schen­rechts­lis­te, huma­ni­tä­re Visa für Ver­folg­te sowie unkom­pli­zier­ter Fami­li­en­nach­zug sowie ein gro­ßes Bundesaufnahmeprogramm.“

Lage wird immer schlimmer

Vor zwei Wochen, sechs Mona­te nach dem Fall von Kabul,  haben PRO ASYL, Kabul Luft­brü­cke und das Paten­schafts­netz­werk Afgha­ni­stan einen Zehn-Punk­te-Plan vor­ge­stellt zur Auf­nah­me und Eva­ku­ie­rung Ver­folg­ter und appel­liert: „Ver­gesst Afgha­ni­stan nicht! Han­delt jetzt!“

Die Lage in Afgha­ni­stan wir immer schlim­mer. Der desi­gnier­te deut­sche Bot­schaf­ter Mar­kus Pot­zel twit­ter­te am Mon­tag (ori­gi­nal in eng­lisch): „Wir sind besorgt über Berich­te über Haus­durch­su­chun­gen, Ein­schüch­te­rung und Gewalt gegen ‚Kri­mi­nel­le‘ in und um Kabul. Wie sich her­aus­stell­te, betraf dies vor allem nor­ma­le Bür­ger, ein­schließ­lich inter­na­tio­na­ler NGO-Mit­ar­bei­ter. Dies ist kein geeig­ne­ter Weg, um die Her­zen und Köp­fe der AFG-Bevöl­ke­rung zu gewinnen.“

Berich­te über Ein­schüch­te­run­gen, Ver­haf­tun­gen und Brutalität 

Auch Andre­as von Brandt, EU-Bot­schaf­ter für Afgha­ni­stan, zeig­te sich am Sonn­tag auf Twit­ter zutiefst besorgt über zuneh­men­de Ein­schüch­te­run­gen, Ver­haf­tun­gen und die Bru­ta­li­tät gegen Frau­en, alles im Schat­ten des Ukrai­ne-Krie­ges (Ori­gi­nal in Eng­lisch): „Die Ein­schüch­te­run­gen, Haus­durch­su­chun­gen, Ver­haf­tun­gen und die Gewalt gegen Ange­hö­ri­ge ver­schie­de­ner eth­ni­scher Grup­pen und Frau­en sind Ver­bre­chen und müs­sen sofort auf­hö­ren. Trotz Putins Krieg beob­ach­ten wir euch!“

Über die neu­en Aus­rei­se­ver­bo­te gibt es inzwi­schen auch meh­re­re Berich­te in west­li­chen Medi­en. Vor­ge­stellt hat­te sie Spre­cher der Tali­ban, Zabi­hul­lah Muja­hid , auch am Sonn­tag . Die unab­hän­gi­ge afgha­ni­sche  Zei­tung Hasht e Subh berich­te­te dar­über. Dem­nach sol­len Grenz­po­li­zis­ten alle Men­schen, die mit Ame­ri­ka­nern und ande­ren  NATO-Staa­ten  gear­bei­tet haben, dar­an hin­dern, das Land zu ver­las­sen. Zudem dür­fen Frau­en nicht mehr rei­sen – nur noch zu reli­giö­sen Zwe­cken, und auch dann nur mit einem männ­li­chen Beglei­ter (Mahr­am).

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