23.05.2023

Prä­sen­ta­to­rin Susan­ne Baer: „Zum Schutz der Grund­rech­te gibt es noch Eini­ges zu tun“ 

Heu­te, am 23. Mai 2023, dem Tag des Grund­ge­set­zes, wur­de der dies­jäh­ri­ge „Grund­rech­te-Report. Zur Lage der Bür­ger- und Men­schen­rech­te in Deutsch­land“ im Haus der Demo­kra­tie in Ber­lin der Öffent­lich­keit vorgestellt.

Der 27. Grund­rech­te-Report wirft unter dem Titel „Krieg, Kli­ma, Kri­se“ einen Blick auf die aktu­el­len Gefähr­dun­gen der Grund­rech­te und zen­tra­ler Ver­fas­sungs­prin­zi­pi­en anhand kon­kre­ter Fäl­le des Jah­res 2022. Der Report ana­ly­siert und kri­ti­siert Ent­schei­dun­gen von Par­la­men­ten, Behör­den und Gerich­ten, aber auch von Privatunternehmen.

Hier­zu gehö­ren für das Jahr 2022 grund­recht­li­che Aus­wir­kun­gen der Maß­nah­men anläss­lich des rus­si­schen Angriffs­kriegs auf die Ukrai­ne und die wach­sen­de Armut in Deutsch­land. Dar­über hin­aus wer­den im Report töd­li­che Poli­zei­ge­walt, ras­sis­ti­sche Poli­zei­kon­trol­len und Grund­rechts­ver­let­zun­gen an geflüch­te­ten Men­schen the­ma­ti­siert sowie Ein­schnit­te in die infor­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung und Pro­ble­me in der deut­schen Jus­tiz besprochen.

Der Report wird von zehn Bür­ger­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen herausgegeben.

Susan­ne Baer, ehe­ma­li­ge Rich­te­rin des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts und Pro­fes­so­rin für Öffent­li­ches Recht und Geschlech­ter­stu­di­en an der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Ber­lin, prä­sen­tier­te in die­sem Jahr den Grund­rech­te-Report: „Der Krieg in der Ukrai­ne, die wirt­schaft­li­che Lage, die vie­le Men­schen belas­tet, und die Kli­ma­kri­se for­dern Poli­tik und Gesell­schaft – und sie for­dern auch die Grund­rech­te her­aus. Gera­de wenn es eng wird, kommt es auf die­se Rech­te an. Der Grund­rech­te-Report deckt da Pro­ble­me auf. Dass im Fami­li­en­recht wei­ter frau­en­feind­li­che Nar­ra­ti­ve wirk­sam wer­den, erschreckt eben­so wie der geschil­der­te Umgang mit Angrif­fen auf die Pres­se­frei­heit. Teils müs­sen sich Jus­tiz, Ver­wal­tung und Gesetz­ge­ber hier deut­li­che Kri­tik gefal­len las­sen. Ich stim­me da nicht allem zu, aber das muss dis­ku­tiert wer­den. Berich­tet wird ja auch, wo Gerich­te bewegt wer­den kön­nen, um Grund­rech­te in neu­en Kon­stel­la­tio­nen durch­zu­set­zen – in der Poli­zei­ar­beit, bei Streiks oder „Kli­ma­camps“. Klar ist jeden­falls: Grund­rechts­fra­gen gehen alle an – und um über­zeu­gen­de Ant­wor­ten müs­sen wir ringen.“

Simon Lach­ner, Akti­vist der „Letz­ten Gene­ra­ti­on“, berich­te­te bei der Pres­se­kon­fe­renz von sei­nen Erfah­run­gen mit dem staat­li­chen Umgang mit Aktio­nen der Klimaaktivist*innen. Er sag­te: „Wie die Enga­gier­ten bei der Letz­ten Gene­ra­ti­on vom Rechts­staat behan­delt wer­den ist teils erschre­ckend. Immer wie­der sehe ich mei­ne Freun­de, wie sie mit Schmerz­grif­fen von der Stra­ße gezerrt wer­den oder in die Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt gesperrt wer­den – teils ohne Gerichts­ver­fah­ren, son­dern auf Grund­la­ge des Poli­zei­auf­ga­ben­ge­set­zes in Bay­ern. Auch ich war für zwei Näch­te in der Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt in München.“

Für PRO ASYL als mit­her­aus­ge­ben­de Orga­ni­sa­ti­on hielt Wieb­ke Judith, rechts­po­li­ti­sche Spre­che­rin von PRO ASYL und Redak­ti­ons­mit­glied fest: „Die unter­schied­li­che Behand­lung von Geflüch­te­ten aus der Ukrai­ne im Ver­gleich zu ande­ren Geflüch­te­ten, die nied­ri­gen Leis­tun­gen des Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes oder der ver­wei­ger­ter Zugang zu Schutz für in der Tür­kei poli­tisch Ver­folg­te – die letz­tes Jahr grund­recht­lich rele­van­ten Ent­wick­lun­gen, die im Grund­rech­te-Report abge­bil­det sind, blei­ben lei­der wei­ter­hin rele­vant. Die Bun­des­re­gie­rung muss die­sen Fehl­ent­wick­lun­gen end­lich entgegenwirken.“

Ben­ja­min Derin, Rechts­an­walt und Mit­glied des Repu­bli­ka­ni­schen Anwäl­tin­nen- und Anwäl­te­ver­ein e.V. (RAV), resü­mier­te stell­ver­tre­tend für die gesam­te Redak­ti­on des Grund­rech­te-Reports: „Ob staat­li­che Über­wa­chung, Aus­wei­tung von Straf- und Poli­zei­ge­set­zen oder Abbau von sozia­len Siche­run­gen, wir wei­sen immer wie­der dar­auf hin, wo die Grund­rech­te in Gefahr sind. Tei­le von Staat und Poli­tik schei­nen aber umge­kehrt die Grund­rech­te man­cher Men­schen als Gefahr zu betrach­ten. Das Behar­ren auf die­sen Rech­ten ist des­halb ein wich­ti­ger Teil des Ein­sat­zes für eine frei­heit­li­che und sozia­le Gesell­schaft für alle.“

Die Mit­her­aus­ge­be­rin des Grund­rech­te-Reports Lea Welsch, Rechts­an­wäl­tin und Mit­glied des Bun­des­vor­stan­des der Ver­ei­ni­gung Demo­kra­ti­scher Juris­tin­nen und Juris­ten (VDJ), mode­rier­te die Prä­sen­ta­ti­on als Teil der Redak­ti­on des Reports. Sie kom­men­tier­te: „Auch in die­sem Jahr doku­men­tiert der Grund­rech­te-Report erneut, dass gera­de die Grund­rech­te der­je­ni­gen am meis­ten bedroht sind, die durch gesell­schaft­li­che Insti­tu­tio­nen am wenigs­ten reprä­sen­tiert wer­den. Dafür eine Öffent­lich­keit zu schaf­fen ist eines der Anlie­gen der her­aus­ge­ben­den Organisationen.“

Grund­rech­te-Report 2023 – Zur Lage der Bür­ger- und Men­schen­rech­te in Deutsch­land (FISCHER Taschen­buch Ver­lag). Her­aus­ge­ge­ben von: Rolf Göss­ner, Rose­ma­rie Will, Brit­ta Rabe, Ben­ja­min Derin, Wieb­ke Judith, Sarah Lin­coln, Lea Welsch, Rebec­ca Militz, Max Put­zer, Rai­ner Rehak.

ISBN 978–3‑596–70882‑6

Der Grund­rech­te-Report 2023 ist ein gemein­sa­mes Pro­jekt von: Huma­nis­ti­sche Uni­on, ver­ei­nigt mit der Gus­tav Hei­ne­mann-Initia­ti­ve • Bun­des­ar­beits­kreis Kri­ti­scher Jura­grup­pen • Inter­na­tio­na­le Liga für Men­schen­rech­te • Komi­tee für Grund­rech­te und Demo­kra­tie • Neue Rich­ter­ver­ei­ni­gung • PRO ASYL • Repu­bli­ka­ni­scher Anwäl­tin­nen-und Anwäl­te­ver­ein • Ver­ei­ni­gung Demo­kra­ti­scher Juris­tin­nen und Juris­ten • Forum Infor­ma­ti­ke­rIn­nen für Frie­den und gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung • Gesell­schaft für Freiheitsrechte

Rezen­si­ons­exem­pla­re (auch als pdf) zu Pres­se­zwe­cken kön­nen über die Huma­nis­ti­sche Uni­on (HU) bestellt wer­den (service@humanistische-union.de).

Für Rück­fra­gen oder Inter­view-Wün­sche wen­den Sie sich bit­te an Caro­la Otte unter 030 – 2045 0256 oder info@humanistische-union.de.

Bezugs­mög­lich­kei­ten: Das Buch ist ab sofort über den Buch­han­del oder die Web­sei­te der Her­aus­ge­ber zu bezie­hen (http://www.grundrechte-report.de/quermenue/bestellen/).

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