27.06.2025

Heu­te hat der Deut­sche Bun­des­tag das Gesetz zur Aus­set­zung des Fami­li­en­nach­zugs für sub­si­di­är Schutz­be­rech­tig­te beschlos­sen – ein poli­ti­scher Akt mit ver­hee­ren­den Fol­gen für Tau­sen­de Familien. 

„Heu­te hat der Bun­des­tag nicht nur ein Gesetz ver­ab­schie­det – er hat Tau­sen­den Men­schen bewusst wei­te­re Jah­re Tren­nung und Leid auf­er­legt”, sagt Tareq Alaows, flücht­lings­po­li­ti­scher Spre­cher von PRO ASYL. „Das ist kein poli­ti­scher Kom­pro­miss, das ist ein Bruch mit huma­ni­tä­ren Wer­ten und dem Grund­recht auf Fami­lie sowie eine Miss­ach­tung des Kin­des­wohls. Die Maß­nah­me betrifft ins­be­son­de­re Frau­en und Kin­der, denen ein wei­te­rer siche­rer Flucht­weg genom­men wird – vie­le wer­den sich alter­na­tiv auf lebens­ge­fähr­li­che Flucht­rou­ten bege­ben“, so Alaows weiter.

Recht­li­che Beden­ken bezüg­lich des Rückwirkungsverbots

Das Rück­wir­kungs­ver­bot ist ein Grund­prin­zip des deut­schen Rechts­sys­tems. Es besagt, dass Geset­ze grund­sätz­lich kei­ne rück­wir­ken­de Kraft haben dür­fen. Geset­ze dür­fen nur zukünf­ti­ge Sach­ver­hal­te und Ver­hal­tens­wei­sen neu regeln, aber kei­ne Ände­run­gen in Bezug auf ver­gan­ge­ne Sach­ver­hal­te vornehmen.

Das Gesetz bedeu­tet für die Betrof­fe­nen eine fak­ti­sche Tren­nung für meh­re­re Jah­re – obwohl vie­le von ihnen bereits seit Jah­ren auf ein Wie­der­se­hen mit ihren Kin­dern, Partner*innen, Geschwis­tern oder Eltern war­ten. Vie­le ste­hen längst auf War­te­lis­ten für Bot­schafts­vor­spra­chen zur Fami­li­en­zu­sam­men­füh­rung und war­ten bereits mona­te- oder jah­re­lang auf einen Vor­spra­che­ter­min. Selbst für sie soll das Ver­fah­ren zum Fami­li­en­nach­zug aus­ge­setzt wer­den. Dabei ist es nicht ihre Schuld, dass sich die­se Ver­fah­ren über Jah­re hin­zie­hen, son­dern eine lang­sa­me und über­for­der­te Büro­kra­tie, für die sie nun bestraft wer­den. PRO ASYL wird recht­li­che Schrit­te prü­fen und wenn nötig die Betrof­fe­nen dar­in unter­stüt­zen, gegen Rechts­ver­let­zun­gen zu kla­gen. 

Ver­zweif­lung als stän­di­ger Begleiter

Was das für die Men­schen bedeu­tet, wur­de in den zutiefst bewe­gen­den Rede­bei­trä­gen von Betrof­fe­nen bei der gest­ri­gen Kund­ge­bung vor dem Bun­des­tag deut­lich. Eltern und Ehepartner*innen berich­te­ten von schlaf­lo­sen Näch­ten, Depres­sio­nen und Ver­zweif­lung. Das neue Gesetz nimmt ihnen die Hoff­nung, ihre Fami­li­en­mit­glie­der in die Arme zu schlie­ßen. Vie­le sor­gen sich um das Leben und die Gesund­heit ihrer Ange­hö­ri­gen in den Herkunftsländern. 

Fami­li­en gehö­ren zusam­men – das muss aus­nahms­los für alle Fami­li­en gel­ten. Sie dür­fen nicht aus­ein­an­der geris­sen wer­den, auch nicht auf­grund von migra­ti­ons­po­li­ti­schen Ansich­ten und flücht­lings­feind­li­chen Debatten.

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