Geflüchtete wollen mit ihren Familien zusammenleben: PRO ASYL und Partnerorganisationen beklagen jahrelange Wartezeiten bei der Visavergabe und fordern von der Politik veränderte Verfahren
Am 15. Mai, dem Internationalen Tag der Familie, demonstriert die Initiative »Familiennachzug Eritrea« gemeinsam mit PRO ASYL, Seebrücke und Flüchtlingsrat Berlin für die Umsetzung des Rechts auf Familiennachzug. Sie fordern von Außenminister Heiko Maas: »Beenden Sie die Blockade des Familiennachzugs durch das Auswärtige Amt. Diese Politik ist flüchtlings- und familienfeindlich. Ermöglichen Sie endlich den Nachzug der engsten Familienangehörigen!«
Viele Geflüchtete aus Eritrea sind seit Jahren von ihren Familien getrennt. Das Auswärtige Amt verschleppt den Familiennachzug durch ausufernde Bürokratie und teils unerfüllbare Anforderungen. Die Geflüchteten, PRO ASYL, Seebrücke und Flüchtlingsrat fordern von der Behördenleitung:
1. Digitale Antragstellung ermöglichen! Maximal sechs Wochen Wartezeit für die Antragstellung!
2. Schnelle Bearbeitung der Anträge innerhalb von drei Monaten sicherstellen – wenn nötig direkt durch das Auswärtige Amt in Berlin!
3. Keine Forderung zur Vorlage von Dokumenten, die nur durch den Kontakt mit dem Verfolgerstaat erbracht werden können!
Die Demonstration beginnt am Samstag um 11 Uhr vor dem Auswärtigen Amt (Werderscher Markt 1) und endet am Brandenburger Tor. Es wird Redebeiträge von Betroffenen geben (auf Deutsch und Tigrinya). Sprechen werden außerdem Almaz Haile für den Flüchtlingsrat Berlin, PRO ASYL-Geschäftsführer Günter Burkhardt, sowie Vertreter*innen der Seebrücke und der Organisation »Equal Rights Beyond Borders«. Ab 10:15 Uhr stehen die Veranstalter*innen für Gespräche, Statements und Rückfragen zur Verfügung.
Pressekontakt:
Almaz Haile, Initiative »Familiennachzug Eritrea« / Flüchtlingsrat Berlin: 0152–14681415
Elisa Rheinheimer, PRO ASYL: 069–24231430
Hintergrund:
Während Visaanträge zum Familiennachzug zu Fachkräften meist binnen weniger Wochen bearbeitet werden, sind Geflüchtete aus Eritrea und anderen Ländern zum Teil mehr als fünf Jahre von ihren Familien getrennt. Geflüchteten, die in Deutschland einen Schutzstatus erhalten, steht der Nachzug ihrer Ehepartner, minderjährigen Kinder oder Eltern (falls der in Deutschland Anerkannte selbst noch unter 18 ist) rechtlich zu. Doch die Wartezeiten allein für den allerersten Schritt, einen Termin zur Beantragung eines Visums auf Familienzusammenführung, betragen in Addis Abeba 13 Monate, in Khartum 10 Monate und in Nairobi 14 Monate. (Stand: Februar 2020). Weitere lange Jahre des Wartens folgen.
Betroffen davon sind tausende Familien. Auf den Wartelisten für einen Termin zur Beantragung eines Visums auf Familienzusammenführung zu einem in der Bundesrepublik Deutschland anerkannten Flüchtling sind in Nairobi 4041 Personen registriert, in Khartum 932 Personen und in Addis Abeba 2231 Personen (Stand: April 2020*). Insgesamt warten also mehr als 7000 Menschen allein aus Ostafrika darauf, ihre Männer, Frauen und Kinder endlich wieder in die Arme schließen zu dürfen.
* Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. Eine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke zu momentanen Wartezeiten an deutschen Visastellen wurde am 6. Mai 2021 gestellt.