31.08.2019

Stif­tung PRO ASYL ehrt Rechts­an­walt Peter Fahl­busch mit dem Men­schen­rechts­preis 2019

Vor rund 180 Teil­neh­men­den zeich­ne­te die Stif­tung PRO ASYL  am Sams­tag in Frank­furt den Rechts­an­walt Peter Fahl­busch mit ihrem Men­schen­rechts­preis 2019, der PRO ASYL-Hand, aus.

Mehr als 1.800 Ver­fah­ren hat der Rechts­an­walt aus Han­no­ver seit 2001 bun­des­weit für Betrof­fe­ne in Abschie­bungs­haft geführt. Sein Ein­satz offen­bar­te, dass die Hälf­te von ihnen (914, Stand 8. August) zu Unrecht inhaf­tiert war. Zusam­men­ge­zählt ergibt dies 23.816 Tage oder rund 65 Jah­re rechts­wid­ri­ger Abschiebungshaft.

»Ver­wal­tung und Poli­tik lässt die­ser Befund wei­test­ge­hend kalt«, kri­ti­sier­te Fahl­busch in sei­ner Rede. Er for­der­te eine sofor­ti­ge unab­hän­gi­ge Eva­lu­ie­rung der Abschie­bungs­haft­pra­xis. Bis dahin sei­en Abschie­bungs­haft­ver­fah­ren und Haft­voll­zug aus­zu­set­zen. »Die mas­sen­haf­ten rechts­wid­ri­gen Inhaf­tie­run­gen stel­len mas­sen­haf­te Ver­let­zun­gen des Frei­heits­grund­rechts dar. All dies geschieht in unse­rem Land, in unse­rem Namen, unter Anwen­dung unse­rer Regeln«, so der Rechtsanwalt.

Durch das jüngst in Kraft getre­te­ne »Hau-Ab«-Gesetz wird die Inhaft­nah­me zur Abschie­bung ver­ein­facht. Unter ande­rem wird das euro­pa­recht­li­che Tren­nungs­ge­bot zwi­schen Straf- und Abschie­bungs­haft mit einer neu­en Rege­lung unter­lau­fen, wonach Abschie­bungs­haft nun auch in regu­lä­ren Straf­ge­fäng­nis­sen durch­ge­führt wer­den kann. Mit der soge­nann­ten »Mit­wir­kungs­haft« wur­de zusätz­lich eine neue Form der Abschie­bungs­haft eingeführt.

Andre­as Lipsch, Vor­sit­zen­der des Stif­tungs­ra­tes, kri­ti­sier­te den immer bru­ta­le­ren Abschie­bungs­voll­zug, selbst in Kriegs- und Kri­sen­ge­bie­te wie Afgha­ni­stan. Die oft rechts­wid­ri­ge Inhaf­tie­rung sei dabei das Mit­tel, um Men­schen außer Lan­des zu schaf­fen. PRO ASYL befürch­tet eine noch rigi­de­re Inhaf­tie­rungs­pra­xis, um inner­eu­ro­päi­sche Abschie­bun­gen oder Abschie­bun­gen aus der EU her­aus, etwa nach Afgha­ni­stan, bra­chi­al durch­zu­füh­ren. Lipsch pran­ger­te an, dass der afgha­ni­sche Schutz­su­chen­de, der nach dem sog. »See­ho­fer-Deal« unrecht­mä­ßig an der deut­schen Gren­ze fest­ge­setzt und nach Grie­chen­land abge­scho­ben wur­de, auch noch Wochen nach dem Beschluss des VG Mün­chen immer noch nicht zurück­ge­holt wor­den ist und dort wei­ter in Haft sitzt.

»Rechts­wid­ri­ge Inhaf­tie­rung hebt den Recht­staat aus den Angeln«, beton­te Lipsch. »Peter Fahl­busch ver­tei­digt nicht nur die Betrof­fe­nen, son­dern die Frei­heits­rech­te von uns allen«. Lau­da­to­rin Filiz Polat MdB, Spre­che­rin der Frak­ti­on Bünd­nis 90/Die Grü­nen für Migra­ti­on und Inte­gra­ti­on, schließt sich dem an: »Es müss­te eigent­lich einer der größ­ten Jus­tiz­skan­da­le in unse­rem Rechts­staat sein, den Peter Fahl­busch als mas­sen­haf­ten Rechts­bruch so sys­te­ma­tisch offen­ge­legt und doku­men­tiert hat. «

Der mit 5.000 dotier­te Men­schen­rechts­preis der Stif­tung PRO ASYL wird seit 2006 jähr­lich in Frank­furt am Main ver­ge­ben. Mit ihm wer­den Per­sön­lich­kei­ten geehrt, die sich in her­aus­ra­gen­der Wei­se für die Ach­tung der Men­schen­rech­te und den Schutz von Flücht­lin­gen einsetzen.

Bil­der der Ver­an­stal­tung (Fotos: PRO ASYL)

Lau­da­to­rin Filiz Polat MdB

Preis­trä­ger Peter Fahlbusch

Vor­sit­zen­der des Stif­tungs­ra­tes Andre­as Lipsch über­gibt PRO ASYL-Hand an Peter Fahlbusch

Von links: Filiz Polat MdB, Peter Fahl­busch, Andre­as Lipsch

 

 

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