14.12.2017

Jetzt bekannt gewor­de­ne EU-Plä­ne über­stei­gen schlimms­te Befürchtungen 

PRO ASYL und der Pari­tä­ti­sche Gesamt­ver­band befürch­ten, dass beim Gip­fel­tref­fen des Euro­päi­schen Rates am 14. und 15. Dezem­ber in Brüs­sel wei­te­re Ver­ab­re­dun­gen zur Ver­hin­de­rung der Inan­spruch­nah­me des indi­vi­du­el­len Rechts auf Asyl getrof­fen werden.

Die bekannt­ge­wor­de­nen Zwi­schen­stän­de des EU-Rates über­stei­gen die schlimms­ten Befürch­tun­gen. PRO ASYL und der Pari­tä­ti­sche Gesamt­ver­band appel­lie­ren: Die Bun­des­re­gie­rung – und erst recht nicht eine geschäfts­füh­ren­de – darf die­sem Abbau des Men­schen­rechts auf Asyl nicht zustim­men. PRO ASYL und der Pari­tä­ti­sche Gesamt­ver­band for­dern: Das indi­vi­du­el­le Recht auf Asyl in Euro­pa muss gel­ten! Men­schen, die vor Krieg, Ter­ror und Ver­fol­gung flie­hen, brau­chen Schutz – auch in Euro­pa. Der Flücht­lings­schutz darf nicht in die Tran­sit- und Her­kunfts­re­gio­nen aus­ge­la­gert werden.

PRO ASYL und Pari­tät war­nen davor, dass die amtie­ren­de Bun­des­re­gie­rung ohne par­la­men­ta­ri­sche Kon­trol­le han­delt. Men­schen- und grund­recht­li­che Stan­dards müs­sen bei der Reform des Gemein­sa­men Euro­päi­schen Asyl­sys­tems (GEAS) ein­ge­hal­ten wer­den. Aus der Bun­des­tags-Druck­sa­che 19/244, Antrag von Bünd­nis 90/Die Grü­nen, wer­den nun die Ver­hand­lungs­stän­de auf EU-Ebe­ne öffent­lich (Stand 15. Novem­ber 2017). Die­se sto­ßen auf schwer­wie­gen­de juris­ti­sche und poli­ti­sche Bedenken:

Die Kri­te­ri­en, wann ein Staat als sicher anzu­se­hen ist (sog. siche­rer Dritt­staat oder ers­tes Asyl­land), sol­len her­ab­ge­senkt wer­den. Unter den Mit­glied­staa­ten kur­sie­ren Vor­schlä­ge, dass es künf­tig schon genü­gen soll, dass ledig­lich ein Teil eines Staa­tes als sicher ange­se­hen wird. Zugleich soll im EU-Recht nor­miert wer­den, dass ein Flücht­ling zu dem besag­ten Dritt­staat kei­ne Ver­bin­dung haben muss – die blo­ße Durch­rei­se soll genü­gen. Dass der angeb­lich siche­re Dritt­staat die Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on rati­fi­ziert hat, wäre nicht mehr erfor­der­lich. Sogar eine Unter­brin­gung in Lagern in Tran­sit­län­dern soll aus­rei­chen, um die­se als siche­re Dritt­staa­ten ein­zu­stu­fen. Auch die Anfor­de­run­gen an siche­re Her­kunfts­staa­ten wer­den so gesenkt, dass selbst die Tür­kei immer noch als »siche­res Her­kunfts­land« ein­ge­stuft wer­den kann.

Mit den Plä­nen der Kom­mis­si­on, im EU-Recht, flä­chen­de­ckend eine zwin­gen­de Anwen­dung von Dritt­staa­ten­re­ge­lun­gen (sog. Zuläs­sig­keits­ver­fah­ren) dem eigent­li­chen Asyl­ver­fah­ren vor­zu­schal­ten, wird der Zugang zum Asyl­recht in Euro­pa ver­sperrt. Indi­vi­du­el­le Flucht­grün­de wer­den nicht mehr geprüft; statt­des­sen wird ent­schie­den, ob der Asyl­su­chen­de in der EU über­haupt einen Antrag stel­len darf, die­ser Antrag also »zuläs­sig« ist. Es droht die Zurück­schie­bung in Staa­ten wie die Tür­kei, die sich immer wei­ter von rechts­staat­li­chen Ver­hält­nis­sen ent­fernt. Das Risi­ko, dass Men­schen, die Schutz suchen, die­sen Schutz nicht bekom­men, wird mas­siv erhöht.

PRO ASYL erin­nert dar­an, dass der in der Dis­kus­si­on befind­li­che Koali­ti­ons­part­ner fol­gen­de par­tei­un­ab­hän­gi­ge pro­gram­ma­tisch rich­ti­ge Aus­sa­ge in sei­nem Wahl­pro­gramm gemacht hat: »Men­schen­rech­te wer­den geach­tet und die Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on wird ein­ge­hal­ten. Asyl­ver­fah­ren wer­den grund­sätz­lich wei­ter­hin auf euro­päi­schem Boden durch­ge­führt.« (Regie­rungs­pro­gramm der SPD, S. 75)

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