29.10.2021

Nur die kon­se­quen­te Durch­set­zung von Völ­ker­recht an Euro­pas Gren­zen, siche­re und regu­lä­re Wege, eine euro­päi­sche See­not­ret­tung und  die soli­da­ri­sche Auf­nah­me von Schutz­su­chen­den inner­halb der EU kön­nen das Leid und Ster­ben an Euro­pas Gren­zen been­den“, heißt es in dem Appell von PRO ASYL und euro­päi­schen Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen an die künf­ti­ge Bundesregierung.

Zu den heu­te begin­nen­den Koali­ti­ons­ge­sprä­chen über Flucht und Migra­ti­on haben die fünf Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen Erwar­tun­gen an die künf­ti­ge Bun­des­re­gie­rung for­mu­liert und for­dern einen Neu­an­fang  in der deut­schen und euro­päi­schen Flücht­lings­po­li­tik. Zu den For­de­run­gen von PRO ASYL, der grie­chi­schen Orga­ni­sa­ti­on Refu­gee Sup­port Aege­an (RSA), dem Cent­re for Peace Stu­dies aus  Zagreb, dem Euro­pean Cen­ter for Con­sti­tu­tio­nal and Human Rights (ECCHR) und den Euro­päi­schen Demo­kra­ti­schen Rechtsanwält_innen (EDA) gehö­ren unter ande­rem: Ein Kon­troll­me­cha­nis­mus, der die Ein­hal­tung der Men­schen­rech­te an Euro­pas Gren­zen über­wacht, muss ein­ge­rich­tet wer­den; Grenz­re­gime wie in Polen, Kroa­ti­en und Grie­chen­land, die durch Push­backs das Völ­ker­recht miss­ach­ten, dür­fen nicht unter­stützt wer­den; Fron­tex-Ope­ra­tio­nen, bei denen Men­schen­rech­te ver­letzt wer­den, dür­fen nicht wei­ter finan­ziert wer­den; der Zugang zu Asyl­ver­fah­ren muss gewähr­leis­tet sein, Haft- und Flücht­lings­la­ger sowie Grenz­ver­fah­ren, wie im „New Pact on Migra­ti­on an Asyl­um“ vor­ge­se­hen,  dür­fen nicht instal­liert werden.

Par­tei­en sol­len Bekennt­nis zu huma­ni­tä­rer Ver­ant­wor­tung umsetzten

Die Unter­zeich­nen­den Orga­ni­sa­tio­nen for­dern SPD, Grü­ne und FDP auf, die Bekennt­nis­se aus ihrem Son­die­rungs­pa­pier  – zu huma­ni­tä­rer Ver­ant­wor­tung, zur Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on, der  Euro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on und gegen das Ster­ben auf dem Mit­tel­meer sowie gegen das Leid an den euro­päi­schen Gren­zen  – in kon­kre­tes  poli­ti­sches Han­deln zu übersetzen.

Die Orga­ni­sa­tio­nen erwar­ten von Sozi­al­de­mo­kra­ten, Grü­nen und Libe­ra­len, dass sie den Zugang zum Recht auf Asyl und den Rechts­staat an Euro­pas Gren­zen ver­tei­di­gen. Wenn Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen wie Push­backs bekannt wer­den, muss jede finan­zi­el­le, logis­ti­sche oder per­so­nel­le Unter­stüt­zung für den Grenz­schutz ein­ge­stellt und das Vor­ge­hen öffent­lich ver­ur­teilt wer­den. Das muss auch für die deut­sche Betei­li­gung bei der EU-Grenz­schutz­agen­tur Fron­tex gelten.

Deutsch­land muss den Men­schen­rech­ten in der EU Ach­tung verschaffen 

Deutsch­land spielt eine wich­ti­ge Rol­le in der EU und muss künf­tig dar­auf hin­wir­ken, dass Men­schen­rech­te geach­tet wer­den, Ver­stö­ße durch ein wirk­sa­mes Moni­to­ring fest­ge­stellt und Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen geahn­det werden.

Kon­kret for­dern die Orga­ni­sa­tio­nen in ihrem Appell von der künf­ti­gen Bundesregierung:

•   das Asyl­recht in Euro­pa zu ver­tei­di­gen: den Zugang zum Asyl­ver­fah­ren, den Zugang zum Rechts­sys­tem und men­schen­wür­di­ge Unter­brin­gung. Nein zu einem Euro­pa der Haft- und Flücht­lings­la­ger und Grenzverfahren!

•   die Ver­tei­di­gung der Men­schen­wür­de, der Rechts­staat­lich­keit und der Men­schen­rech­te – genau die Wer­te, auf die sich die Euro­päi­sche Uni­on ‑EU-Ver­trag Arti­kel 2- gründet.

•   die Ein­lei­tung von Ver­trags­ver­let­zungs­ver­fah­ren gegen Polen, Kroa­ti­en und Grie­chen­land durch die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on. Wir for­dern zudem, dass die EU bei der Ein­lei­tung von Rechts­staats­ver­fah­ren im Fal­le von schwer­wie­gen­den Ver­let­zun­gen der in Arti­kel 2 EUV genann­ten Wer­te auch Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen der Mit­glied­staa­ten im Bereich Asyl und Migra­ti­on einbezieht.

•   die Ein­rich­tung eines unab­hän­gi­gen, trans­pa­ren­ten und effek­ti­ven Men­schen­rechts­kon­troll­me­cha­nis­mus, der unan­ge­kün­dig­te Besu­che an Gren­zen  sowie die Straf­ver­fol­gung von Täter*innen ermög­licht.  Die Men­schen­rechts­be­ob­ach­ter* innen  müs­sen das Man­dat zur Sicher­stel­lung von Beweis­mit­teln haben. Ziel muss sein, dass die­se finan­zi­ell und per­so­nell gut aus­ge­stat­te­te Insti­tu­ti­on künf­tig Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen verhindert.

•   die Ein­stel­lung jeg­li­cher Unter­stüt­zung des Grenz­re­gimes in Polen, Kroa­ti­en, Grie­chen­land und ande­rer Staa­ten, die an ihren Gren­zen Völ­ker­recht missachten.

•   ent­schlos­se­ne Reak­tio­nen auf Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in Fron­tex-Ope­ra­tio­nen: Aus­set­zung der Finan­zie­rung und des Ein­sat­zes von EU-Grenz­schutz­be­am­ten in Län­dern, die inter­na­tio­na­le Men­schen­rechts­stan­dards verletzen.

•   ein zivi­les EU- See­not­ret­tungs­pro­gramm, um das Ster­ben auf dem Mit­tel­meer zu been­den. Den Boots­flücht­lin­gen muss nach Anlan­dung in einem siche­ren euro­päi­schen Hafen eine men­schen­wür­di­ge Auf­nah­me und Zugang zu einem fai­ren Asyl­ver­fah­ren gewährt wer­den. Es müs­sen siche­re und regu­lä­re Flucht­we­ge nach Euro­pa geschaf­fen werden.

•   die Zusam­men­ar­beit mit der »liby­schen Küs­ten­wa­che« und der damit ver­bun­de­ne fort­lau­fen­de Völ­ker­rechts­bruch im Mit­tel­meer muss sofort gestoppt werden.

Alle Presse­mitteilungen