20.03.2021

PRO ASYL wirft Grie­chen­land ras­sis­tisch moti­vier­tes Han­deln vor und for­dert Auf­klä­rung und Abzug von Frontex

Anläss­lich des von den Ver­ein­ten Natio­nen aus­ge­ru­fe­nen Inter­na­tio­na­len Tag gegen Ras­sis­mus am 21. März und der neu­er­li­chen Vor­wür­fe gegen die grie­chi­schen Grenz­po­li­zei Ver­bre­chen zu bege­hen, wirft PRO ASYL-Geschäfts­füh­rer Gün­ter Burk­hardt Grie­chen­land unmensch­li­ches, ras­sis­tisch moti­vier­tes Ver­hal­ten vor: »Das Abrie­geln der Gren­ze mit ver­bre­che­ri­schen Mit­teln zeigt ein Aus­maß an men­schen­ver­ach­ten­der, ras­sis­tisch moti­vier­ter Gesin­nung, die sofort Kon­se­quen­zen haben muss. Die ges­tern erho­be­nen Vor­wür­fe, Schutz­su­chen­de gefes­selt ins Meer zu wer­fen, top­pen alle vor­her­ge­hen­den Berich­te – sie sind  der­art unglaub­lich, dass gehan­delt wer­den muss. Wir for­dern die Bun­des­re­gie­rung auf, sofort den Fron­tex-Ein­satz zu been­den und die deut­schen Bundespolizist*innen abzu­zie­hen. Wenn ein EU-Staat und eine EU-Behör­de ver­tu­schen, abstrei­ten und leug­nen, muss dies Kon­se­quen­zen haben. Eine EU-Behör­de, die mit per­fek­ter Über­wa­chungs­tech­nik aus­ge­stat­tet ist,  der grie­chi­schen Küs­ten­wa­che die Daten und Bil­der lie­fert, selbst aber dann immer angeb­lich nicht weiß was geschieht, ist Teil des Sys­tems der ille­ga­len Grenz­ab­schot­tung. Das ver­bre­che­ri­sche Han­deln an der EU-Gren­ze muss sofort auf­ge­klärt wer­den, auch wenn die aktu­el­len Vor­wür­fe nun von der selbst die Men­schen­rech­te ver­let­zen­den tür­ki­schen Regie­rung erho­ben wer­den,« so Burkhardt.

PRO ASYL for­dert eine unab­hän­gi­ge Unter­su­chung der sich häu­fen­den Vor­wür­fe ille­ga­len Han­delns sei­tens grie­chi­scher Küs­ten­wa­che und Fron­tex – zumal Grie­chen­land leug­net, mit ille­ga­len Metho­den gegen Schutz­su­chen­de vor­zu­ge­hen. Die Berich­te von Journalist*innen und die Zah­len spre­chen eine deut­li­che Spra­che. Seit April 2020 sind ledig­lich 2.675 Boots­flücht­lin­ge (Stand 16. März 2021) über die Ägä­is nach Grie­chen­land ein­ge­reist und regis­triert wor­den. Push-Backs durch die grie­chi­sche Grenz­po­li­zei haben dazu geführt, dass seit April 2020 ledig­lich 4.326 Schutz­su­chen­de (Stand 16. März 2021) die Land­gren­ze nach Grie­chen­land über­quert haben und regis­triert wur­den. Die gewalt­tä­ti­gen Atta­cken auf Schutz­su­chen­de und auf deren Recht, Asyl zu suchen (Arti­kel 33, Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on) wir­ken: Die Zahl der Ankünf­te in der Ägä­is geht mas­siv zurück – von 59.726 (2019) auf 9.714 (2020).

Arti­kel 46 Absatz 4 der Fron­tex-Ver­ord­nung sieht vor, dass der Exe­ku­tiv­di­rek­tor jed­we­de Tätig­keit der Agen­tur aus­set­zen und been­den kann, wenn »im Zusam­men­hang mit der betref­fen­den Tätig­keit schwer­wie­gen­de oder vor­aus­sicht­lich wei­ter anhal­ten­de Ver­stö­ße gegen Grund­rech­te oder Ver­pflich­tun­gen des inter­na­tio­na­len Schut­zes vorliegen«.

Die Bun­des­re­gie­rung muss das deut­sche Kon­tin­gent mit­samt tech­ni­scher Aus­rüs­tung aus dem Ein­satz zurück­zie­hen. Sie muss, wie in Arti­kel 46 Absatz 2 der Fron­tex-Ver­ord­nung fest­ge­schrie­ben, als an der Ope­ra­ti­on teil­neh­men­der Mit­glied­staat »den Exe­ku­tiv­di­rek­tor ersu­chen, die ope­ra­ti­ve Tätig­keit zu been­den«. Schutz­su­chen­de haben das Recht, an der EU-Gren­ze um Asyl zu suchen, die Push-Backs sind eine ekla­tan­te Ver­let­zung des Völ­ker- und des Euro­pa­rechts, ins­be­son­de­re von Arti­kel 33 der Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on (GFK). Die Ver­ant­wort­li­chen gehö­ren vor ein Gericht gestellt.

»Es ist frap­pie­rend, dass in der EU gleich­zei­tig Reden gegen Ras­sis­mus gehal­ten wer­den, jedoch die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen die Ver­bin­dung zwi­schen ras­sis­ti­scher Gesin­nung und dem  ille­ga­lem Han­deln an der EU- Gren­ze nicht reflek­tie­ren. Euro­pa hat ein Ras­sis­mus-Pro­blem und es wird tot­ge­schwie­gen. Nie­mand fragt, war­um dies geschieht. Hat dies etwa mit Ras­sis­mus nichts zu tun?« so Gün­ter Burk­hardt abschließend.

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