10.02.2023

Auf die Natur­ka­ta­stro­phe im tür­kisch-syri­schen Grenz­ge­biet folgt der­zeit eine men­schen­ge­mach­te Kata­stro­phe: Lebens­ret­ten­de Hil­fe bleibt ins­be­son­de­re in den vom Erd­be­ben betrof­fe­nen Gebie­ten Nord­sy­ri­ens weit­ge­hend aus. 

PRO ASYL for­dert die Bun­des­re­gie­rung auf, Druck auf die Tür­kei aus­zu­üben, die Grenz­über­gän­ge zu den Gebie­ten zu öff­nen und ver­letz­te Men­schen sowie Betrof­fe­ne mit fami­liä­ren Ver­bin­dun­gen in Deutsch­land unbü­ro­kra­tisch aufzunehmen. 

Allein­ge­las­sen

Auf die Natur­ka­ta­stro­phe im tür­kisch-syri­schen Grenz­ge­biet folgt der­zeit eine men­schen­ge­mach­te Kata­stro­phe: Wäh­rend die Welt­ge­mein­schaft Hil­fe anbie­tet und Ret­tungs­maß­nah­men auf tür­ki­scher Sei­te lau­fen, wer­den die vom Erd­be­ben betrof­fe­nen Men­schen in Nord­sy­ri­en allein­ge­las­sen. Hier leben die meis­ten Bin­nen­flücht­lin­ge, die vor Assads Regime geflo­hen sind. Bis jetzt gibt es in die­sen Gebie­ten kei­ne koor­di­nier­ten Ret­tungs­ein­sät­ze. Dabei macht die bereits vor dem Erd­be­ben feh­len­de Infra­struk­tur die huma­ni­tä­re Situa­ti­on noch dra­ma­ti­scher. Men­schen gra­ben mit den blo­ßen Hän­den nach ihren Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen. Tau­sen­de von Men­schen, Kin­der und Fami­li­en, haben ihr Zuhau­se erneut ver­lo­ren und sind der­zeit bei bit­te­rer Käl­te obdach­los. Es fehlt an medi­zi­ni­scher Ver­sor­gung für die Schwer­ver­letz­ten und an not­wen­di­gen Gerä­ten zur Ber­gung von noch leben­den Menschen.

Grenz­über­gän­ge öff­nen! Unbü­ro­kra­ti­sche Auf­nah­me von Schutz­su­chen­de ermöglichen

Erst ges­tern konn­te ein ers­ter UN-Hilfs­kon­voi den Grenz­über­gang Bab El-Hawa Rich­tung Syri­en pas­sie­ren. PRO ASYL lie­gen Berich­te vor, dass das syri­sche Regime die huma­ni­tä­re Hil­fe in den oppo­si­tio­nel­len Gebie­ten ver­wei­gert. Huma­ni­tä­re Hil­fe darf nicht instru­men­ta­li­siert wer­den, nicht von Assad, aber auch nicht von Erdo­gan. Für die Bin­nen­flücht­lin­ge im syri­schen Erd­be­ben­ge­biet müs­sen Flucht­kor­ri­do­re eröff­net werden.

Laut aktu­el­len Infor­ma­tio­nen vom Aus­wär­ti­gen Amt kön­nen zwar Erd­be­ben­op­fer für die nächs­ten Mona­te bei Ange­hö­ri­gen in Deutsch­land unter­kom­men. Um das dafür not­wen­di­ge Besuchs­vi­sum zu bean­tra­gen, brau­chen sie aber Zugang zu den deut­schen Bot­schaf­ten in den Nachbarländern.

Bei Visa­ver­ga­be signa­li­sier­te heu­te Ver­tre­ter des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums die Bereit­schaft, die Pro­zes­se zu beschleu­ni­gen. Die Visa­stel­len wür­den die schwie­ri­ge Lage berück­sich­ti­gen. Man wol­le den Men­schen zügig unter ande­rem mit kür­ze­ren Besuchs­vi­sa, aber auch län­ger gül­ti­gen Auf­ent­halts­ge­neh­mi­gun­gen helfen.

Alle Kampf­hand­lun­gen müs­sen sofort gestoppt werden!

Sowohl die tür­ki­sche Nach­rich­ten Agen­tur Ana­do­lu, als auch unab­hän­gi­ge Medi­en berich­ten, dass nach den Erd­be­ben am Mon­tag, tür­ki­sche Angrif­fe auf Zie­le nörd­lich von Alep­po fort­ge­setzt wur­den. Den Berich­ten zufol­ge wur­de die Regi­on außer­dem von Angrif­fen des syri­schen Macht­ha­bers Assad zusätz­lich erschüt­tert. Die Gebie­te wur­den von dem Erd­be­ben schwer getrof­fen, auch hier haben vie­le Bin­nen­ver­trie­be­ne Zuflucht gefun­den. Es ist nicht zu recht­fer­ti­gen, dass die huma­ni­tä­re Kata­stro­phe durch mili­tä­ri­sche Angrif­fe ver­schärft wird.

Wir for­dern die deut­sche Bun­des­re­gie­rung daher drin­gend auf:

  • Die huma­ni­tä­re Hil­fe nicht an die Zustim­mung des Regimes in Syri­en zu knüpfen.
  • Poli­ti­schen Druck auf die Tür­kei aus­zu­üben, den Grenz­über­gang Bab El-Hawa offen zu hal­ten und wei­te­re Grenz­über­gän­ge einer­seits für die huma­ni­tä­re Hil­fe nach Syri­en, aber auch für Men­schen, die sich in Sicher­heit brin­gen wol­len, zu öffnen.
  • Die Fort­set­zung der Kampf­hand­lun­gen durch den syri­schen Macht­ha­ber Assad und den tür­ki­schen Prä­si­den­ten Erdo­gan aufs schärfs­te zu ver­ur­tei­len und sich für ein Ende die­ser einzusetzen.
  • Sich auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne für einen koor­di­nier­ten Ein­satz in Nord­sy­ri­en einzusetzen.
  • Ver­letz­te Men­schen und beson­ders vul­nerable Per­so­nen­grup­pen mit fami­liä­ren Ver­bin­dun­gen nach Deutsch­land unbü­ro­kra­tisch aufzunehmen.

 

 

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