27.08.2014

Heu­te tref­fen sich in Brüs­sel EU-Innen­kom­mis­sa­rin Ceci­lia Malm­ström und der ita­lie­ni­sche Innen­mi­nis­ter Ange­li­no Alfa­no, um über die Fort­füh­rung der Ret­tung schiffs­brü­chi­ger Flücht­lin­ge im Mit­tel­meer zu ver­han­deln. Ita­li­en droht, die Mili­tär­ope­ra­ti­on „Mare Nos­trum“ im Okto­ber zu been­den: Das Land sei nicht mehr in der Lage, die­sen Ein­satz, der bereits tau­sen­den Flücht­lin­gen das Leben ret­te­te, zu finan­zie­ren. Mehr­fach hat Rom die EU-Kom­mis­si­on und die Mit­glied­staa­ten um Hil­fe gebe­ten, mehr­fach wur­de die­se abge­lehnt. PRO ASYL befürch­tet, dass am Ende der Ver­hand­lun­gen eine Art „Mare Nos­trum light“ ent­ste­hen könn­te, mit der fata­len Kon­se­quenz, dass noch weni­ger Men­schen geret­tet werden.

„Das Feil­schen um die See­not­ret­tung zeigt, dass das Leben von Flücht­lin­gen im Mit­tel­meer nur eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le in der euro­päi­schen Flücht­lings­po­li­tik spielt“, so Karl Kopp, Europa­re­fe­rent von PRO ASYL.

Trotz der noch lau­fen­den See­not­ret­tungs­ak­ti­on steigt die Todes­ra­te im Mit­tel­meer dra­ma­tisch. Der Flücht­lings­kom­mis­sar der Ver­ein­ten Natio­nen mel­de­te ges­tern über 1900 Tote im zen­tra­len Mit­tel­meer in die­sem Jahr – 1600 Flücht­lin­ge star­ben allein in den letz­ten drei Monaten.

PRO ASYL for­dert, dass die See­not­ret­tung sofort aus­ge­wei­tet und gesamt­eu­ro­pä­isch finan­ziert und orga­ni­siert wird. Nur so kann das Mas­sen­ster­ben vor Euro­pas Süd­gren­ze been­det wer­den. PRO ASYL for­dert zudem ein euro­päi­sches Ret­tungs­pro­gramm, das den zehn­tau­sen­den Schutz­su­chen­den, die auf der Flucht in Liby­en gestran­det sind, die Über­fahr­ten nach Ita­li­en erspart. Die EU-Staa­ten soll­ten Flücht­lin­ge zügig aus dem liby­schen Tran­sit eva­ku­ie­ren. Ange­sichts der eska­lie­ren­den Gewalt in Liby­en wird die Situa­ti­on der Flücht­lin­ge dort immer dra­ma­ti­scher. Staats­an­ge­hö­ri­ge der EU-Mit­glied­staa­ten wur­den in den letz­ten Wochen umsich­tig und schnell außer Lan­des gebracht. Nach UNHCR-Anga­ben sind in die­sem Jahr 108.000 Boots­flücht­lin­ge in Ita­li­en ange­kom­men. Fast die Hälf­te der Schutz­su­chen­den flo­hen aus Eri­trea und Syrien. 

Ita­li­en for­dert, dass sich die EU und die Mit­glied­staa­ten an den Kos­ten betei­li­gen und „Mare Nos­trum“ durch eine mul­ti­na­tio­na­le Ope­ra­ti­on abge­löst wird. Cir­ca 9 Mil­lio­nen Euro pro Monat kos­tet der lau­fen­de Ein­satz – 108 Mil­lio­nen Euro im Jahr, auf die EU-Ein­woh­ner­zahl umge­rech­net etwa 20 Cent pro Kopf. Angeb­lich fehlt die­ses Geld. Es ist jedoch kein Geheim­nis, dass die EU-Innen­mi­nis­ter „Mare Nos­trum“ in ers­ter Linie als „Pull-Fak­tor“ anse­hen: Mehr Flücht­lin­ge wür­den die Über­fahrt wagen, seit Ita­li­en Boots­flücht­lin­ge ver­stärkt ret­tet, so die zyni­sche Sichtweise.

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