19.09.2016

PRO ASYL ver­leiht Men­schen­rechts­preis 2016 an Father Mus­sie Zerai

Vor rund 200 Teil­neh­men­den zeich­ne­te die Stif­tung PRO ASYL Mus­sie Zerai mit ihrem Men­schen­rechts­preis 2016, der PRO ASYL-Hand, aus. Der eri­tre­ische Pries­ter und Flücht­lings­hel­fer küm­mert sich seit Jah­ren um die Ret­tung von Flücht­lin­gen aus Seenot.

»Ich möch­te mei­ne Stim­me für die Men­schen erhe­ben, die kei­ne Stim­me haben«, sag­te Mus­sie Zerai in sei­ner Dan­kes­re­de. Er warn­te vor einer Zer­stö­rung des euro­päi­schen Traums, eine Oase für Men­schen­rech­te und sozia­le Gerech­tig­keit zu sein. In sei­ner Dan­kes­re­de pran­ger­te Zerai die gna­den­lo­se Abschot­tungs­po­li­tik der Euro­päi­schen Uni­on an. »Euro­pa zahlt afri­ka­ni­schen Des­po­ten Geld, damit sie die dre­cki­ge Arbeit für die EU ver­rich­ten.« Der EU-Tür­kei-Deal die­ne da als Vor­bild für wei­te­re Deals, unter ande­rem mit des­po­ti­schen Regimes wie Sudan oder Eri­trea. Die vie­len Flücht­lin­ge, die bei den lebens­ge­fähr­li­chen Über­fahr­ten im Mit­tel­meer regel­mä­ßig zu Tode kom­men, sei­en die »Frucht einer kran­ken Bezie­hung zwi­schen dem Nor­den und Süden der Welt«.

Zerais Enga­ge­ment für Flücht­lin­ge geht über unmit­tel­ba­re huma­ni­tä­re Hil­fe hin­aus. »Jeder wei­ter­ge­lei­te­te Not­ruf, den er emp­fängt, jeder fehl­ge­schla­ge­ne Ret­tungs­ver­such, ist für ihn Anlass, öffent­lich sei­ne Stim­me zu erhe­ben und Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker in Euro­pa an ihre Ver­pflich­tung zum Flücht­lings­schutz zu erin­nern«, beton­te PRO ASYL-Vor­sit­zen­der Andre­as Lipsch.

Lau­da­tor und Jour­na­list Maxi­mi­li­an Popp wür­dig­te das Enga­ge­ment von Zerai. Zerai sei »ein Lebens­ret­ter, ein Vor­kämp­fer für Mit­mensch­lich­keit und Gerech­tig­keit«, des­sen Bei­spiel alle Bür­ger fol­gen soll­ten, »denen etwas an einer offe­nen, soli­da­ri­schen Gesell­schaft liegt«, sag­te Popp und rech­ne­te zugleich mit der euro­päi­schen Flücht­lings­po­li­tik ab: »Das Mas­sen­ster­ben der Flücht­lin­ge an Euro­pas Außen­gren­zen ist kein Unglück, son­dern das direk­te Ergeb­nis euro­päi­scher Poli­tik. Das Grund­ge­setz und die euro­päi­sche Grund­rechts­char­ta ver­spre­chen Men­schen, die vor Krieg oder Ver­fol­gung flie­hen, Schutz. Doch die EU-Mit­glied­staa­ten tor­pe­die­ren die­ses Recht seit Jah­ren.« Wäh­rend im Nor­den der Welt – in Euro­pa – end­los dar­über ver­han­delt wird, wie man die Anlan­dung von Flücht­lings­boo­ten aus dem Süden am effek­tivs­ten ver­hin­dern könn­te, nimmt Father Zerai Not­ru­fe von eben die­sen Boo­ten ent­ge­gen und ver­an­lasst die Ret­tung der ver­zwei­fel­ten Passagiere.

Der mit 5.000 dotier­te Men­schen­rechts­preis der Stif­tung PRO ASYL wird seit 2006 ver­ge­ben. Mit ihm wer­den Per­sön­lich­kei­ten geehrt, die sich in her­aus­ra­gen­der Wei­se für die Ach­tung der Men­schen­rech­te und den Schutz von Flücht­lin­gen ein­set­zen. Er wird jähr­lich verliehen.

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